„Es geht um die nackte Existenz“Kölner Handwerksbetriebe in der Corona-Krise

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Handwerkskammer PK

Hans Peter Wollseifer (r.), Präsident der Handwerkskammer Köln. (Archivbild)

Sechs von zehn Handwerksbetrieben in Köln und im Umland befürchten Zahlungsschwierigkeiten in Folge der Corona-Krise. Das hat eine Umfrage der Handwerkskammer ergeben, an der sich 1600 Unternehmen beteiligt haben. Demnach sehen sich 58 Prozent der Kölner Firmen durch die Folgen des eingeschränkten öffentlichen Lebens betroffen. In den Städten Bonn und Leverkusen wird die Lage noch kritischer eingeschätzt, in den benachbarten Kreisen äußerten sich die Handwerker etwas weniger besorgt. Insgesamt meldeten 47 Prozent der befragten Betriebe einen erhöhten Kreditbedarf an.

„In einigen Branchen geht es um die nackte Existenz“, sagte Kammerpräsident Hans Peter Wollseifer am Donnerstag. Viele Handwerker hätten keinerlei Rücklagen, sie seien angewiesen auf stetige Einnahmen. Er blicke mit großer Sorge auf die bevorstehenden Wochen. „Zu Beginn des Monats werden die Löhne fällig, da brauchen die Betriebe Geld.“ Die vom Bund und dem Land in Aussicht gestellten Hilfen in Höhe von insgesamt 65 Milliarden Euro müssten schnellstmöglich und ohne bürokratischen Aufwand an die Betriebe geleitet werden, je nach Bedarf als zinsloses Darlehen oder als Zuschuss. Die Liste der durch die Krise entstehenden Probleme im Handwerk ist vielfältig: Firmeninhaber wie Einzelunternehmer berichten von Umsatzeinbußen, Materialknappheit und Kurzarbeit.

Kölner Handwerk in großer Sorge – „Da hängen Schicksale dran“

Das spiegele sich im erhöhten Beratungsbedarf der Unternehmen wider, die sich verstärkt an die am Heumarkt ansässige Kammer wenden würden. Deren Mitarbeiter, so Wollseifer, „führen unzählige, mitunter sehr emotionale Gespräche am Telefon mit Handwerkerinnen und Handwerkern, die Unterstützung in dieser schwierigen Zeit suchen“. Einigen Handwerkszweigen würde die Kundschaft wegbrechen, etwa den Gebäudereinigern. „Das ist durchaus dramatisch, denn im Handwerk haben wir oft fast familiäre Betriebsstrukturen; da hängen Schicksale dran“, sagte der Kammerpräsident.

„Diese Tage setzen uns allen zu“, ergänzte der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, Garrelt Duin. „Täglich, fast stündlich steigt die Zahl der Infektionen – und damit auch die Belastung der Handwerksbetriebe, die ja weiterhin ihren Dienst verrichten.“ Je länger die Umfrage andauerte, umso düsterer sei die Einschätzung der Unternehmen ausgefallen.

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Der Umfrage zufolge leiden einige Branchen ganz besonders unter der gegenwärtigen Situation. Das sind vor allem das Kfz-Handwerk, das Gesundheitshandwerk (Optiker, Zahntechniker, Hörgeräte-Akustiker, Orthopädie-Schuhmacher) sowie Handwerksfirmen für den privaten Bedarf; dazu zählen unter anderem Friseure, Uhrmacher und Textilreiniger. Weniger klagen, zumindest derzeit, Betriebe des Baugewerbes, etwa Maurer, Betonbauer, Zimmerer und Dachdecker.

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