„Ihr werdet alle ermordet“Kölner Immi-Sitzungs-Präsidentin demonstriert in Brasilien

Lesezeit 2 Minuten
Neuer Inhalt (1)

Myriam Chebabi bei einer Demonstration in Rio de Janeiro

  • Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro spaltet die Gesellschaft. Gerade erst erntet er viel Kritik für seinen Umgang mit den Bränden im Regenwald.
  • Schauspielerin und Regisseurin Myriam Chebabi, im Karneval Präsidentin der Immi-Sitzung, lebt seit mehr als 20 Jahren in Köln.
  • Zur Zeit befindet sie sich bei Verwandten in ihrer Geburtsstadt Rio de Janeiro. Dort beteiligt sie sich an den Demonstrationen gegen den Präsidenten.

Frau Chebabi, was hat Sie veranlasst, sich den Demos anzuschließen? 

Myriam Chebabi: Die Verzweiflung der Menschen in Brasilien ist so groß, dass ich etwas tun musste. Es gibt nichts Schöneres, als etwas zu sagen zu haben und gehört zu werden.

Wie empfinden Sie die Situation, hat sich der Alltag in ihrem Heimatland verändert?

Ich bin seit zwei Jahren zum ersten Mal wieder in Rio. Der Umgang der Menschen miteinander und das politische Klima haben sich in einer unglaublichen Weise verschlechtert. Unter Bolsonaro verschärft sich die Spaltung der Bevölkerung, da ist sehr viel Hass im Spiel. Wenn wir uns in einem Restaurant über Politik unterhalten, fangen wir an zu flüstern halb belustigt über uns selber, halb aus Furcht, dass irgendjemand zuhören könnte, der uns vielleicht auflauert und sonst was macht.

Müssen Sie tatsächlich Angst haben vor den Anhängern des Präsidenten?

Absolut. Ich schildere Ihnen mal ein Beispiel aus meiner eigenen Familie. Ich habe einen Neffen, den würde ich als sexuell ziemlich bunt beschreiben. Der ist auf der Straße mit Steinen beworfen worden, fast schon wie bei einer Steinigung.

Das könnte Sie auch interessieren:

Das war vor der Präsidentenwahl. Die Angreifer haben ihm hinterher geschrien: Wenn Bolsonaro gewinnt, werdet ihr alle ermordet.

Man sagt den Brasilianern gerne Lebensfreude und Friedfertigkeit nach ...

...mir war überhaupt nicht bewusst, welche negative Kraft Internetdienste wie WhatsApp haben. Was die Rechtspopulisten dort behaupten, ist abstrus, aber viele Menschen glauben es. Zum Beispiel, dass die Arbeiterpartei an den Schulen Getränkeflaschen in Penisform verteilen lassen will und die Kinder alle homosexuell würden. Bolsonaro hat es geschafft, die Gesellschaft in rechts und links zu spalten – und jeder Linke gilt als Kommunist. Es kann schon gefährlich sein, ein rotes T-Shirt zu tragen. Da ist von Toleranz gar nichts mehr zu spüren.

KStA abonnieren