„Pink-Panther“-Prozess am Kölner LandgerichtMit pinken Stahlfesseln und Kalaschnikow

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Das Kölner Landgericht

Köln – Im Prozess gegen ein mutmaßliches Mitglied der „Pink Panther“-Bande, dem unter anderem schwerer Raub in drei Fällen vorgeworfen wird, hat am Dienstag ein wichtiger Zeuge im Landgericht ausgesagt. Der 67-Jährige ist Inhaber eines Juweliergeschäfts in Nippes, das im Mai 2016 überfallen wurde.

Vieles, was er nach der Tat bei der Polizei zu Protokoll gegeben hatte, war ihm nicht mehr präsent. „Ich kann mich nicht erinnern“, sagte er ein ums andere Mal. Seine Aussagen damals und heute in Kombination mit der Schilderung der Anklageschrift lassen sich so zusammenfassen: In einem Moment, als er allein im Laden gewesen sei, weil ein Mitarbeiter sich draußen ein Getränk und Zigaretten geholt habe, sei ein Mann eingetreten, der wie ein Kunde ausgesehen habe. Der Fremde habe eine Pistole gezogen und ihn, den Juwelier, „geschubst“. Von Tritten war in dessen aktueller Aussage nicht die Rede. Nach seiner Darstellung ging er zu Boden, bevor drei oder vier weitere Männer in den Laden kamen.

Pinke Stahlfesseln

Der Mann mit der Pistole und ein Komplize hätten ihm Stahlfesseln angelegt, die der Anklage zufolge pink waren. Zu den Details, an die sich der Zeuge nicht erinnerte, gehört, dass er zwei Täter mit einer Kalaschnikow gesehen haben will. Auf dem Boden liegend, habe er Glas splittern gehört, aber nicht beobachtet, was die Männer aus einer Vitrine geräumt hätten. Nur 85 Sekunden soll der Überfall gedauert haben; die Täter sollen in einem gestohlenen Wagen geflüchtet sein. Er habe dann den Alarm ausgelöst, sagte der Zeuge; er müsse zeitweise ohnmächtig gewesen sein, folgerte er daraus, dass ihm manches vom Ablauf, den eine Überwachungskamera festgehalten hatte, entgangen war.

Der Wert des erbeuteten Schmucks wird auf 114 000 Euro beziffert. Die Versicherung habe den Schaden ersetzt, sagte der 67-Jährige; das gelte auch für das Bargeld in seinem Portemonnaie und die Armbanduhr, die ihm ebenfalls geraubt worden seien. „Ich war psychisch krank“, sagte er zu den Folgen. Bluthochdruck und Schlafstörungen hätten sich eingestellt, zwei bis drei Monate habe er nicht gearbeitet.

Festnahme in Barcelona

Dem Angeklagten wird außerdem zur Last gelegt, 2015 mit einem Komplizen einen Juwelier in der Zülpicher Straße und im Jahr darauf mit weiteren Tätern im baden-württembergischen Esslingen einen Werttransporter überfallen zu haben. Reaktionen auf eine Folge der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY… ungelöst“ brachten die Ermittler auf die Spur des heute 34-jährigen Mannes. Im September 2021 wurde er am Flughafen in Barcelona festgenommen und zwei Monate später nach Deutschland überstellt. Der Prozess findet unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen statt.

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