„Prôt-Kontor“Diese neue Bäckerei in Köln-Lindenthal hat nur sieben Sorten Brot

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Bäckermeister Alexander Onash hinter der Ladentheke des Prôt-Kontors an der Dürener Straße.

Lindental – Eine Theke aus Paletten, helle Fliesenspiegel, darüber eine Betondecke. Die Einrichtung des Prôt-Kontors an der Dürener Straße 154 ist auf schlichte Weise edel – und zeigt genauso wie der Name, worum es dem Inhaber Bäckermeister Alexander Onasch geht: Die Konzentration auf das Wesentliche ohne „Chichi“, wie er es nennt. Snacks, Kaffee, Getränke oder Deko gibt es nicht, sondern einfach nur sieben Sorten Brot.

Die sind allerdings besonders: „Mein Brot fermentiert zwei Tage lang in der Kühlung“, erläutert Onasch. „Es ist sehr bekömmlich, hat eine saftigere Krume und eine fettere Kruste als das herkömmliche Graubrot oder Oberländer.“ Seine Backstube befindet sich im Belgischen Viertel, wo er auch vor drei Jahren seine erste Bäckerei eröffnet hat, mit dem Namen „Prôt von Alex“. 

Brot besteht aus nur wenigen Zutaten

In Lindenthal hat er nun das, was der Name Kontor besagt, eine zweite Verkaufsstelle. „Prôt“ ist ein althochdeutsches Wort für Brot und beschreibt perfekt den Kern von Onaschs Back-Philosophie, eine Reise zurück zum Ursprung der Brotkultur, mit dem dazugehörenden Rezept: Es besteht aus wenig Zutaten und einer langen Teigruhe. Mehl verschiedener Sorten, je nach Brot, Wasser und Salz, vielleicht ein paar Nüsse - mehr verwendet er beim Backen nicht.

Für Onasch ist das Reinheitsgebot absolute Bäckerpflicht. In den Regalen und Körben liegen das „Hausprôt“ ein Mischbrot, das Weizen-, Roggen-, Dinkel-, Saaten-, Walnussprôt und Baguette. Es sind Ergebnisse des klassischen Handwerks. Gelernt hat er es in Oberberg, wo er aufgewachsen ist. Dort hat er bereits als Kind samstags mit seiner Großmutter Apfelkuchen gebacken – und wusste früh, dass er Bäcker werden möchte.

Inhaber arbeitete drei Jahre im Ausland, bevor er Bäckerei in Köln eröffnete

Die Meisterprüfung machte er schließlich in Olpe. Das war 2013. Danach verschlug es ihn in die Backstuben der weiten Welt. Drei Jahre arbeitete er in einer deutschen Bäckerei in Moskau, dann in den USA, in Osteuropa und in den Niederlanden. Überall hat er etwas aufgeschnappt, eigene Ideen entwickelt und Kollegen befragt. Schließlich stand sein eigenes Konzept. Der eher minimalistische Ansatz: Weniger ist mehr.

Wie es der Bäckerberuf eben erfordert, steht Onasch um 5 Uhr morgens in der Backstube und knetet Brotteige, die dann in die Kühlkammer wandern und holt solche heraus, die er anschließend in den Ofen schiebt. Vielleicht war es der daraus hervorströmende „Prôt“-Duft, der die Menschen vor seinem Laden an der Lütticher Straße im Belgischen Viertel Schlage stehen ließ.

Umsatz stieg durch Coronakrise und sinkt durch Energiekrise

Onasch sieht noch einen anderen Grund: „Während der Lockdowns in der Pandemie hatten die Menschen viel Zeit, viele auch Geld, da sie nicht in den Urlaub fahren konnten.“ Sein Umsatz stieg. Er musste die Backstube ausbauen, die Produktion hochfahren, Leute einstellen. Dann änderten sich die Rahmenbedingungen: Die Inflation und die Energiekrise brachten die Menschen dazu, ihre Geldbeutel nicht mehr ganz so bereitwillig zu öffnen.

Onasch verkaufte weniger Brot: „Wie viele andere Bäcker musste ich mich anders aufstellen“, sagt er. „Ich hatte die Wahl: Entweder ich entlasse Angestellte oder ich eröffne eine weitere Verkaufsstelle.“ Er entschied sich für Letzteres und fand an der Dürener Straße das passende Lokal, in dem zuvor ein Telefonladen ansässig war. Das freut Onaschs Kunden.

Stammkundin: „Es lohnt sich, dafür durch die Gegend zu fahren“

Die Neuehrenfelderin Christina Philipps ist zum Brotkauf extra nach Lindenthal gekommen: „Das Brot ist so lecker“, findet sie. „Ich habe es auch schon häufiger im Belgischen Viertel gekauft. Es lohnt sich, dafür durch die Gegend zu fahren.“ In Lindenthal leistet er ein wenig Aufklärungsarbeit: „Bei mir kann man nur mit Karte bezahlen, nicht bar, so wie es künftig überall sein wird“, sagt Onasch.

„Hier im Viertel ist das vielen Menschen noch fremd. Neulich zahlte eine ältere Dame widerwillig mit ihrer EC-Karte und sagte dann, dass ich ja nun sehen könnte, wie viel Geld sie auf dem Konto hat.“ Onasch erklärte ihr, dass das nicht der Fall sei – und sie wird wieder bei ihm kaufen.

Prôt-Kontor, Dürener Straße 154, Öffnungszeiten, Di. bis Fr. von 10 bis 18.30 Uhr, Sa. bis Mo. geschlossen.

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