„Super Wetter, schöne Strecke“„Rund um Köln“ lockt Hunderte an den Rheinauhafen

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Das Radrennen „Rund um Köln“ lockte hunderte Menschen vor die Tür.

Köln – Zum 104. Mal fand das Radrennen „Rund um Köln“ am Sonntagmittag statt. Bei bestem Wetter warteten am Rheinauhafen hunderte Menschen auf die Fahrer.

Nils Politt steht auf der Bühne am Harry-Blum-Platz unter den Kranhäusern und lässt sich feiern. Gerade hat er das Radrennen „Rund um Köln“ und damit das Preisgeld von 5785 Euro brutto gewonnen. Für ihn war es ein Heimspiel, Politt kommt aus Hürth. Jetzt steht er vor hunderten Radsportfans und genießt den Applaus. In der rechten Hand hält er eine Trophäe in der Form des Kölner Doms, in der linken Hand ein großes Bierglas mit stattlicher Schaumkrone. Kurz vorher hat er seinen Blumenstrauß in die Menge geschmissen.

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Nils Politt gewinnt das Rennen am Ende.

Das war das Ende eines Radsporttages, wie Köln ihn seit 2019 nicht mehr gesehen hat. Da fand das letzte „Rund um Köln“-Rennen statt. Der Kölner Verein für Marathon übernahm 2020 das erste Mal die Planung des Turniers und wurde direkt von Corona ausgebremst. Am Sonntag konnten so bei strahlendem Sonnenschein und Sommertemperaturen Profis und Amateure zum 104. Mal die Strecke im Rheinland befahren.

Organspendeausweise werden verteilt

Am 70 Kilometer-Rennen „für Jedermann“ nahmen Maren Krieglstein und Anne Lenkenhoff teil. Für die beiden 23-Jährigen war es jeweils das erste Radrennen. Sie traten für einen guten Zweck an und durften so mit ihrem Team „Junge Helden“ medienwirksam als erste starten. „Wir studieren an der Sporthochschule und haben dort unsere Aktion gemeinsam mit Menschen gestartet, die nach einer Organtransplantation durch das Radfahren wieder in das Leben zurückgefunden haben“, sagt Lenkenhoff.

So verteilten sie Organspendeausweise unter den Teilnehmenden und auch an die Zuschauerinnen und Zuschauer. „Es war vor allem toll zu sehen, dass in unserem Team auch zehn Transplantierte mitgefahren sind“, sagt Krieglstein. Die Studentinnen erhielten ihren Startplatz durch ein Losverfahren an der Hochschule. Eigentlich fahren sie nur privat Fahrrad. „Alle waren aber unglaublich nett, ich habe mich gut aufgenommen gefühlt“, sagt Krieglstein. Und Lenkenhoff ergänzt: „An schwierigen Steigungen haben mich dann auch andere Fahrer motiviert und mich angefeuert, das hat Spaß gemacht.“

Fans jubeln allen Fahrern und Fahrerinnen zu

Fahrrad sei eben ein Teamsport, sagt auch Christoph W. während er auf dem großen Bildschirm die Übertragung des Profi-Rennens beobachtet. Gerade befindet sich das Rennen in den letzten zwanzig Kilometern und die Spitzenplätze sind hart umkämpft. Es ist still im Publikum, nur ab und zu gibt jemand ein professionell klingendes Kommentar ab, als laufe Fußball in einer Kneipe. W. selbst sieht auch sportlich aus: Im grünen Radleroutfit lehnt er auf seinem Rennrad.

„Das ist aber nicht mein bestes Fahrrad“, sagt er. „Ich hatte Angst, dass es hier bei dem Rennen kaputt geht.“ W. nahm am 125-Kilometer-Rennen für den Breitensport teil. „Klar gab es da auch den ein oder anderen Sturz, aber nicht Schlimmes. Insgesamt lief das Rennen perfekt: Super Wetter, schöne Strecke, spezielle Atmosphäre.“ Vor allem an den Steigungen gab es immer wieder Fans, die auch schon den Amateuren zujubelten, das freute W. Als die Profis unter großem Applaus ins Ziel fahren, verabschiedet er sich – er muss noch mit dem Fahrrad nach Bergisch Gladbach fahren. 40 Minuten braucht er und ist damit so schnell wie die Straßenbahn.

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Zuhause warten Wraps mit Avocado auf W. – das Wichtigste sei nach einem Rennen nämlich, wieder die Kalorien in den Körper zu bekommen. Diesem Motto folgen auch einige Breitensportler des Kölner Teams Dauner-Akkon-Cycling. Vor einem Bus sitzen acht Radfahrer auf Bierbänken, während neben ihnen Fleisch auf einem Grill brutzelt. Managerin Marion Zimmermann steht daneben und hört noch auf den Live-Kommentar des Rennens. Sieben Fahrer sind von ihr im Feld. „Jan-Marc Temmen ist gerade noch in der Spitzengruppe. Das ist hier natürlich eine tolle Plattform, Talentscouts sind da – und der Junge ist erst 19“, freut sich Zimmermann für ihre Schützling. Der Radsport sei aber immer ein zweischneidiges Schwert. Denn für ihr Team ist es der größte Erfolg und der größte Verlust gleichzeitig, wenn ein Fahrer von einem großen Team abgeworben wird. „Aber heute sind wir stolz auf ihn. Nächste Woche geht es dann schon weiter, nach Frankreich.“

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