Spielabbruch wegen NebelsWie FC-Fans die Reise zum 1. FC Slovácko erlebten

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Das gegenüberliegende Tor ist am Donnerstag im Stadion des 1. FC Slovacko nicht zu erahnen.

Uherské Hradiště/Köln  – Von Brünn, der zweitgrößten Stadt Tschechiens, führt die Route 50 durch die nördlichen Ausläufer der Weißen Kaparten nach Uherské Hradiště. Das Mittelgebirge markiert die Grenze zwischen Tschechien und der Slowakei. Die Landschaft zeigt sich am Donnerstagmorgen von ihrer schönsten Seite.

Der strahlend blaue Himmel und buntes Herbstlaub lassen die FC-Fans im von der Fan-Organisation „Fans 1991“ organisierten Bus die beschwerliche nächtliche Anreise vergessen. Unter ihnen sind neben Anhängern aus Köln und dem Umland auch FC-Enthusiasten aus dem Sauerland. Sie freuen sich auf den Tag in Tschechien und natürlich auf das Conference-League-Spiel des 1. FC Köln beim 1. FC Slovácko am frühen Abend.

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Gegen 17 Uhr war der Himmel über Mähren noch strahlend blau.

Es wird diskutiert, ob die tschechischen Ordnungskräfte wie angekündigt scharf kontrollieren und als solchen erkennbaren FC-Fans den Zutritt zum Stadion verwehren werden. Nach den Vorfällen des Spieles in Nizza durfte der 1. FC Köln keine Eintrittskarten für das Spiel beim 1. FC Slovácko verkaufen. Allerdings haben die FC-Anhänger bereits in der Vergangenheit bewiesen, wie findig sie beim Erwerb der begehrten Tickets sein können. So sitzen im „Fans 1991“-Bus fast ausschließlich Ticket-Inhaber.

Stadion-Touristen wagen Blick ins Innere

In Stadionnähe verlassen die Fans das Fahrzeug und beginnen, froh über die Bewegung nach der langen Sitzerei während der Fahrt, das Städtchen zu erkunden. Zu ihrer Freude ist eines der Stadion-Tore offen. Die Fußball-Touristen nutzen die Gunst der Stunde für einige Fotos im Innenraum der kleinen Arena. Ein Mitarbeiter der UEFA scheint darüber weniger erbaut, er fotografiert seinerseits mit ganz offensichtlicher Missbilligung das Treiben. Die FC-Fans ziehen langsam wieder ab. Einer ruft beim Verlassen des Stadions siegessicher: „Heute Abend kriegt ihr vier Stück!“

Durch einen kleinen Park spazieren die Kölner langsam in Richtung der nahe gelegenen Innenstadt. An einem kleinen Platz im Zentrum sitzen bereits einige Dutzend FC-Fans, eindeutig an diversen Fan-Utensilien zu erkennen. Die Stimmung ist friedlich, es ist noch früh am Tag. Erst am späteren Nachmittag ertönen aus den Gaststätten kölsche Lieder.

Beim Stadion-Einlass gibt es für die angereisten Kölner – trotz nicht weniger Schals und Trikots – keinerlei Schwierigkeiten. Die Ordnungskräfte durchsuchen eher locker. Von einem Ausschluss Kölner Anhänger ist keine Rede mehr. Überall auf den Rängen sieht man in Rot und Weiß gekleidete Menschen.

Gegen 18 Uhr legt sich ohne Vorankündigung Nebel über das 25.000-Einwohner-Städtchen. Von Minute zu Minute wird die Sicht schlechter. Etwa eine Viertelstunde vor dem für 18.45 Uhr geplanten Spielbeginn erfolgt eine erste Durchsage. Der Anpfiff soll wegen des Nebels verschoben werden. Unter den FC-Fans macht sich Sorge breit. Soll es jetzt etwa am Wetter scheitern?

Der Anstoß wird erneut verschoben

Der Anstoß wird ein zweites Mal verschoben. Um 19.50 Uhr soll nun endgültig entschieden werden, ob die Partie stattfinden kann. Tatsächlich klart es kurz vor Verstreichen des Ultimatums auf. Jetzt kann man immerhin beide Tore erkennen – eine im Regelwerk festgeschriebene Voraussetzung für die Durchführung der Begegnung. Beide Mannschaften wärmen sich ein zweites Mal auf, begleitet von erleichtertem Jubel der Fans beider Lager.

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Für wenige Minuten wich der Nebel auf ein erträgliches Maß.

Kurz nach 20 Uhr rollt mit gut eineinviertelstündiger Verspätung endlich der Ball. Die FC-Fans haben akustisch die Oberhand. Doch der Nebel gibt sich nicht geschlagen. Binnen weniger Minuten geht die Sicht beinahe gegen Null. Es gibt eine Ecke für den 1. FC Köln. Während der Kölner Anhang die Ausführung nur vermuten kann, tauchen die nur schemenhaft erkennbaren Spieler schon vor dem Kölner Strafraum auf. Auf der Tribüne dahinter befinden sich da Gros der über 1000 FC-Fans.

Dabei sind die Akteure der Heim-Mannschaft in ihren weißen Jerseys noch schlechter auszumachen als die ganz in Rot gekleideten Kölner. Den ebenfalls weißen Ball kann man nur erahnen. Nach acht Spielminuten unterbricht der Schiedsrichter das Treiben. Kurz darauf ist klar: Das Spiel kann an diesem Abend nicht zu einem Ende gebracht werden.

Gezwungenermaßen wird die Heimreise angetreten

Enttäuscht verlässt das Publikum das Stadion. Die Fanbetreuer von „Fans 1991“ versuchen kurzfristig noch eine Übernachtungsmöglichkeit für ihre Reisegruppe zu organisieren. Im Bus werden die Optionen diskutiert. Einige müssen aus beruflichen und familiären Gründen zwingend die Heimreise antreten. Ein gutes Dutzend entschließt sich zu bleiben, um das Spiel, das am Freitag um 13 Uhr fortgesetzt werden soll, doch noch sehen zu können. Sie werden noch bis zur eilig organisierten Unterkunft im 24 Kilometer entfernten Strážnice gebracht. Dort trennt sich die Gruppe.

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Anderen Kölnern ergeht es nicht besser. Ihre Flüge etwa über Wien können nicht mehr umgebucht werden. Sie müssen ebenfalls tief enttäuscht die Heimreise antreten. Bei einigen dürften schmerzhafte Erinnerungen an den 27. Februar 2005 aufgekommen sein. Damals war ein Sonderzug mit 800 Kölnern auf dem Weg zur Zweitliga-Begegnung bei Dynamo Dresden. Kurz bevor der Zug die sächsische Landeshauptstadt erreichte, kam die Nachricht von der Absage der Partie. Eis und Schnee ließen an diesem Tag keinen Fußball im Rudolf-Harbig-Stadion zu.

Nach gut zwölfstündiger Heimreise sind die FC-Fans rechtzeitig zu Hause, um das Spiel wenigstens vor dem Fernseher verfolgen zu können. Immerhin gewinnt der FC mit 1:0. Ein kleines Trostpflaster, für die unglücklich verlaufene Auswärtsfahrt. Für acht Spielminuten haben die Kölner 1920 Kilometer zurückgelegt. Ihnen bleibt zu wünschen, dass die Reise durch Europa für den 1. FC Köln und seinen Anhang im Januar fortgesetzt werden kann.  

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