Zehnter TodestagStreit um Benennung eines Kölner Platzes nach Dirk Bach

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Dirk Bach.

Köln – Soll der Platz vor dem Schauspielhaus an der Brüderstraße nach Dirk Bach benannt werden? Im Juni dieses Jahres hat sich die Bezirksvertretung (BV) Innenstadt mehrheitlich dafür ausgesprochen. Doch die Verwaltung macht geltend, hier sei der Stadtrat zuständig, und plädiert dafür, das Gelände in den unmittelbar benachbarten Offenbachplatz „einzubeziehen“.

Mit dem Vorschlag, einen Platz nach Dirk Bach zu benennen, waren die Aidshilfe Köln und das Centrum Schwule Geschichte im März und erneut im Mai dieses Jahres an die BV herangetreten. Der Schauspieler, Komiker, Entertainer und Moderator, dessen Todestag sich am Samstag, 1. Oktober, zum zehnten Mal jährt, habe sich nicht nur durch sein künstlerisches Schaffen Verdienste erworben, sondern auch dadurch, dass er sich für die Gleichberechtigung von Homosexuellen einsetzt sowie die Aidshilfe Köln und deren Wohnprojekt „Lebenshaus“, Amnesty International und die Tierschutz-Organisation Peta unterstützt habe.

Engagement für Gleichberechtigung von Homosexuellen würdigen

Zunächst schlugen die Aidshilfe und das Centrum Schwule Geschichte den Platz vor dem Schauspielhaus vor, in dem Bach „einen Grundstein für seine spätere Karriere gelegt“ habe. Im Mai regten sie alternativ an, den „im Rahmen der Neugestaltung der Zülpicher Straße“ neu entstehenden Platz an der Kreuzung Dassel-/Kyffhäuser Straße nach Dirk Bach zu benennen. Denn dort, im Theater des Lokals „Filmdose“, habe er am Anfang seiner Karriere gewirkt. Die BV stimmte mit Mehrheit für den ersten Vorschlag, die Vertreter von SPD und CDU für den zweiten. Zwar hatte die Verwaltung eingewandt, ein rechtskräftiger Bebauungsplan, „woraus eine Neugestaltung der Örtlichkeit hervorgeht“, liege nicht vor, dennoch würde sie „im Fall einer Neugestaltung der Kreuzung und Entstehung eines Platzes mit sogenanntem Dorfcharakter eine Benennung nach Dirk Bach befürworten“.

Mit Gutachten vom Mai 2022 hat das Historische Archiv bestätigt, es gebe „keine Bedenken, eine Straße oder einen Platz nach Dirk Bach zu benennen“. Nach Auffassung der Verwaltung hat im konkreten Fall jedoch der Stadtrat das Sagen, weil der „kleine Offenbachplatz“, der offiziell noch keinen Namen hat, eine „wesentlich über den Stadtbezirk hinausgehende Bedeutung“ habe. Er grenze „an die künftig vier Spielstätten der Bühnen der Stadt Köln (Oper, Kinderoper, Schauspiel und Kleines Haus)“, die „kulturelle Einrichtungen von gesamtstädtischer Bedeutung“ seien.

Droht eine Klage vor dem Verwaltungsgericht?

Die Besucher und Besucherinnen kämen „aus sämtlichen Kölner Stadtbezirken, aus anderen Städten Deutschlands sowie aus alle Welt“. In ihrer August-Sitzung hat die BV Innenstadt die entsprechende Mitteilung der Verwaltung zurückgewiesen, weil sie auf ihrer Zuständigkeit besteht, und den Hauptausschuss in der Sache angerufen. Im Beschlussprotokoll heißt es: „Für den Fall, dass der Hauptausschuss sich der Verwaltungsmeinung anschließt oder die Oberbürgermeisterin sich weigert, den Tagesordnungspunkt im Hauptausschuss zu behandeln, beauftragt die Bezirksvertretung den Bezirksbürgermeister, rechtlich Rat einzuholen, und ermächtigt ihn, in der Sache Klage vor dem Verwaltungsgericht Köln einzureichen.“

Ratsbeschluss auf Initiative der Grünen zurückgestellt

Ungeachtet dessen stand die Angelegenheit am 8. September auf der Tagesordnung der Ratssitzung; Allerdings kam es zu keinem Beschluss. In ihrer Vorlage legt die Verwaltung nicht nur dar, warum die BV nicht zuständig sei, sondern begründet auch, warum sie es für sinnvoll hält, den Platz vor dem Schauspielhaus dem Offenbachplatz zuzuschlagen. Im Rahmen der Sanierung der Bühnen habe der Rat ein Gutachterverfahren zur „Möblierung des großen und kleinen Offenbachplatzes im Opernquartier“ ausgelobt. Darin werde „deutlich, dass der Platz vor dem Schauspielhaus nicht vom großen Offenbachplatz getrennt zu betrachten ist“. So heiße es in den Unterlagen zur Auslobung: „Der große und der kleine Offenbachplatz liegen in der Kölner Innenstadt und bilden gemeinsam mit dem Opernhaus, dem Schauspielhaus und dem Kleinen Haus das Opernquartier.“ Mit der Einbeziehung des Platzes an der Brüderstraße in den Offenbachplatz „würde dies auch formal umgesetzt“, so die Verwaltung. Die Ratspolitiker sollten sie damit beauftragen, „einen geeigneten Platz für die Benennung nach Dirk Bach vorzuschlagen“.

Der Ratsbeschluss wurde auf Initiative der Grünen-Fraktion zurückgestellt. Aus deren Sicht sollte der Platz am Schauspielhaus nach Dirk Bach benannt werden, sagt Manfred Richter, der stellvertretende Vorsitzende. Da das Thema „intensiv“ von der BV „vorangetrieben“ worden sei, erscheine es „sinnvoll“, dass den „finale Beschluss“ von ihr gefasst werde. Die Fraktion habe die Verwaltung gebeten, nochmal eingehend zu prüfen, ob dies möglich sei. CDU-Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz teilt mit: „Grundsätzlich sind wir für eine Platzbenennung nach Dirk Bach. Allerdings nicht an dieser Stelle. Die Bedeutung von Jacques Offenbach für Köln und die Einheitlichkeit dieses kulturellen Ortes mit Oper und Schauspielhaus sind für uns erhaltenswert. Wir teilen nach wie vor die Ansicht unserer Fraktion in der BV Innenstadt, dass eine Alternative gesucht werden soll.“ Die Volt-Fraktion, die mit Grünen und CDU ein Ratsbündnis bildet, befindet, Bach habe sich „seinen Platz im Kölner Stadtbild für die Ewigkeit mehr als verdient“. Zugleich „sollte die Ehrung von Jacques Offenbach, dessen Werke als historisches Zeugnis für das jüdische Leben in Köln gelten, nicht in Konkurrenz zur Würdigung Dirk Bachs stehen“, so Pia Waldhof, Pressesprecherin von Volt Deutschland. Die Verwaltung solle der Politik einen anderen Platz vorschlagen, „der der charakterlichen Größe Bachs würdig ist.“

Dirk Bach startete Karriere in der „Filmdose“

Die SPD-Fraktion begrüße sehr, dass im Rat „keine vorschnelle Entscheidung“ gefallen sei, sagt Maria Helmis, kulturpolitische Sprecherin der Sozialdemokraten. Fest stehe, „dass wir Dirk Bach als Kölner Künstler im Zeichen von Diversität und Kreativität einen Platz in unserer Stadt widmen sollten“- am besten den Platz vor der Filmdose, „in der Dirk Bach sein künstlerisches Wirken startete“. Grundsätzlich sehe die SPD „die Hauptkompetenz in dieser Frage“ weiterhin bei der BV. Der Stadtrat wäre gut beraten, „der eindeutigen Entscheidung der zuständigen Bezirksvertretung Innenstadt zu folgen“, meint Michael Scheffer, Fraktionsvorsitzender der Linken in der BV. Der Beschluss zur Umbenennung sei „das Ergebnis eines intensiven Diskussionsprozesses, wobei auch andere Standorte erörtert und wieder verworfen wurden“.

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Bach habe im Schauspielhaus „sein Handwerk erlernt und somit den Grundstein für eine beispiellose Laufbahn gelegt“; dies sollte mit der Benennung des davor gelegenen Platzes gewürdigt werden. Die FDP-Fraktion sei „der Meinung, dass der Platz überörtliche Bedeutung hat“, und halte daher den Rat für zuständig, sagt Vorsitzender Ralph Sterck. „Jedoch hätten weder Bach noch Offenbach es verdient, dass das zu einer Machtfrage wird. In diesem Sinne hoffen wir auf eine einvernehmliche Lösung auf dem Verhandlungswege.“ 

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