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100 Ideen für KölnGertrudenhof-Chef Peter Zens wünscht sich einen Food Hub für die Stadt

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Peter Zens möchte die Stadt Köln als Vorreiterin in Sachen regionaler Lebensmittelversorgung sehen.

Peter Zens möchte die Stadt Köln als Vorreiterin in Sachen regionaler Lebensmittelversorgung sehen.

Landwirt Peter Zens vom Gertrudenhof in Hürth stellt sich eine zentrale Sammel- und Verarbeitungsstelle für regional erzeugte Lebensmittel vor.

Was ist meine Idee für Köln?

Ich wünsche mir einen Food Hub für Köln – ein zentrales Sammel-, Verarbeitungs- und Logistikzentrum für frische, regional erzeugte Lebensmittel aus dem Umland. Landwirte liefern Obst, Gemüse, Milch- und Fleischprodukte an einen Ort, wo sie verarbeitet, vorportioniert und anschließend emissionsarm direkt an Kitas, Schulen, Kantinen, Gastronomien und Hofläden in Köln verteilt werden. Eine digitale Plattform erleichtert die Bestellung und Abwicklung. So wird regionale Ernährung planbar, bezahlbar und alltagstauglich – für Stadt und Umland gleichermaßen.

Warum wäre das gut für die Stadt?

Zum 31. Dezember 2025 schließt der traditionsreiche Großmarkt in Raderberg. Damit verliert Köln seine zentrale Frische-Drehscheibe. Der geplante Ersatzstandort in Marsdorf wurde gestoppt, eine alternative Lösung steht noch aus. Gleichzeitig steigt der Anspruch an eine gesunde und nachhaltige Ernährung, gerade in öffentlichen Einrichtungen wie Kitas und Schulen. Genau hier setzt der Food Hub an: Er kann die entstehende Lücke füllen und die Stadt Köln zur Vorreiterin in Sachen regionaler Lebensmittelversorgung machen: Als erste Großstadt mit einem funktionierenden, gemeinwohlorientierten Modell könnte Köln bundesweit Maßstäbe setzen.

Die Vorteile eines solchen Food Hubs sind klar. Landwirte aus der Region bekommen faire Preise und sichere Abnahmeverträge, was ihnen Planungssicherheit verschafft und Investitionen erleichtert. Kinder und Jugendliche erhalten frisches, nährstoffreiches Essen, das nicht um die halbe Welt transportiert wurde. Die Gastronomie kann sich mit saisonalen Zutaten aus klarer Herkunft profilieren und sich bewusst von anonymer Systemgastronomie abheben. Für die Stadt bedeutet der Food Hub mehr Unabhängigkeit von globalen Lieferketten, eine Stärkung der regionalen Wirtschaft und nicht zuletzt konkrete Fortschritte beim Klimaschutz. Auch die Bürger profitieren: Jeder Teller wird zu einem aktiven Beitrag für eine nachhaltige Stadt.

Die Schließung des Großmarkts muss kein Abschied sein. Sie kann der Anfang eines neuen, besseren Kapitels in der Ernährungsgeschichte dieser Stadt werden. Jetzt ist der richtige Moment. Machen wir Köln zur Hauptstadt der kurzen Wege – und des langen Genusses.

Wie könnte die Umsetzung gelingen?

Das Konzept ist umsetzbar und praxisnah. Der Food Hub könnte als gemeinnützige GmbH organisiert sein, an der sich die Stadt beteiligt. Landwirtschaftsbetriebe aus dem Vorgebirge, dem Bergischen Land oder der Eifel liefern ihre Produkte an eine zentrale Halle, wo sie direkt vor Ort verarbeitet werden – etwa, indem Möhren geschält oder Rote Bete gewürfelt werden, genau so, wie Großküchen es benötigen. Anschließend werden die Lebensmittel über eine gekühlte, wiederverwendbare Logistik in die Stadt geliefert – morgens in die Kita-Küche in Ehrenfeld, mittags ins Restaurant am Rheinauhafen.

Die große Stärke liegt in der Bündelung: Während Großküchen heute kaum Kapazitäten haben, um bei Dutzenden Höfen einzeln zu bestellen oder Rohware eigenständig aufzubereiten, kann ein zentraler Food Hub diese Aufgaben effizient und hygienisch übernehmen. Das entlastet Küchenbetriebe und ermöglicht den Bezug regionaler Produkte in großem Maßstab. Digitale Bestellprozesse, verlässliche Mengen und pünktliche Lieferung machen das System für alle Beteiligten praktikabel. Köln hätte damit ein robustes Modell für regionale Ernährung, das übertragbar und zukunftsfähig ist.

Stellen wir uns vor, wie Kölner Kinder Möhren knabbern, die am Morgen noch im Feldnebel des Vorgebirges standen. Wie Gastronominnen und Gastronomen mit Stolz „100 Prozent aus der Region“ auf ihre Speisekarten schreiben. Und wie Bäuerinnen und Bauern wieder in Technik und Zukunft investieren, weil sie wissen, dass ihr Gemüse in Köln zuverlässig gebraucht wird.

Was braucht es dafür?

Für den Start braucht es zunächst eine klare politische Unterstützung: Eine 25-prozentige Beteiligung der Stadt an der gemeinnützigen Trägergesellschaft sichert die Gemeinwohlorientierung ab. Dann braucht es eine geeignete Fläche – eine Halle mit etwa 5.000 Quadratmetern, möglichst verkehrsgünstig gelegen, etwa im Hafen Niehl. Für die technische Ausstattung – von Kühl- und Verarbeitungstechnik bis zu digitalen Bestellplattformen und Mehrwegkisten – werden rund acht Millionen Euro Startkapital benötigt. Entscheidend ist außerdem ein politisches Mandat: zum Beispiel durch neue Vergaberichtlinien, die festlegen, dass bis 2028 mindestens 20 Prozent der Lebensmittel in öffentlichen Einrichtungen aus regionaler Herkunft stammen sollen. Zusätzlich braucht es das Zusammenspiel mit Landwirten, Bio-Manufakturen, Logistikpartnern und sozialen Trägern. Gemeinsam kann aus der Idee ein funktionierendes System werden.


Peter Zens betreibt den Erlebnisbauernhof Gertrudenhof in Hürth, mit dem er sich für regionale Produkte, Nachhaltigkeit und Umweltbildung einsetzt. Die Idee eines Food Hubs oder Frischezentrums für Köln, auch unter Einbeziehung der Erzeuger aus der Region, sowie eine Lösung für die Händler des Großmarktes wird seit Jahren in der Stadt diskutiert.