Julia Komp vom „Sahila“ liebt diese kulinarischen Orte in anderen Städten Deutschland oder Ländern der Welt. Dort sind sie ein Touristen-Magnet.
100 Ideen für KölnSterneköchin Julia Komp wünscht sich eine Markthalle in der Stadt

La Boqueria in Barcelona ist auch bei Touristen eine beliebte Markthalle.
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Julia Komp (36) ist Sterneköchin und Betreiberin der Kölner Restaurants „Sahila“ und „Yu*lia“. Wir haben mit ihr im Rahmen unserer Serie „100 Ideen für Köln“ gesprochen.
Was ist meine Idee für Köln?
Ich wünsche mir für Köln eine Markthalle. Während meiner Weltreise – die mich durch Asien, den Orient, Südamerika und Europa geführt hat – war die Markthalle in jeder Stadt mein Lieblingsort. Egal ob in Bangkok, Marrakesch, Budapest oder Athen: Diese Orte waren immer Treffpunkte für Menschen, die gutes Essen lieben. Man spürt dort die Seele einer Stadt – durch ihre Produkte, Gerüche, Stimmen, Geschmäcker. Für mich ist ein Besuch in der Markthalle Pflichtprogramm auf jeder Reise.

Julia Komp
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Ich liebe es, regionale Spezialitäten zu entdecken, mit Produzentinnen und Produzenten ins Gespräch zu kommen und authentisches Essen zu probieren – oft an kleinen Ständen oder in winzigen Restaurants direkt zwischen den Marktständen. So einen Ort wünsche ich mir für Köln: Eine Halle, in der sich Menschen begegnen, die Lust auf Qualität, Regionalität und echtes Handwerk haben. Wo Kräuter angeboten werden, die man im Supermarkt nicht findet. Wo regionale Produzenten, Bauern und Bäuerinnen, Käserinnen oder Metzger ihre Waren verkaufen können – hochwertig, ehrlich, nachhaltig. Wo sowohl Privatpersonen als auch Restaurants einkaufen. Wo man nicht nur einkauft, sondern probiert, fragt, staunt, miteinander isst.
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Östermalms Saluhall gibt es in Stockholm seit 1888.
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Warum wäre das gut für die Stadt?
Markthallen sind in vielen Städten ein Publikumsmagnet – für Einheimische wie Touristinnen und Touristen. Für Köln wäre das eine große Chance. Ein Ort, der kulinarische Vielfalt, Regionalität und Nachhaltigkeit sichtbar macht, passt perfekt in unsere Zeit. Denn der Wunsch nach gesunden, lokal produzierten Lebensmitteln wächst – nicht nur bei mir, sondern bei vielen Menschen in dieser Stadt. Eine Markthalle würde diesen Trend stärken und gleichzeitig Produzenten und Gastronominnen wie Gastronomen aus der Region eine Bühne bieten. Außerdem verändern sich unsere Städte durch den Klimawandel. Es wird wärmer, Sommer werden heißer – und genau dafür sind Markthallen wie gemacht. In Spanien, Italien oder Portugal bieten sie Schutz, Erholung, Kühlung und gleichzeitig Lebensfreude. Eine gut konzipierte Halle wäre also nicht nur funktional, sondern auch ein neuer, lebenswerter Ort für Köln – im Winter wie im Sommer.
Wie könnte die Umsetzung gelingen?
Zentral wäre natürlich ein passender Ort in der Stadt – gut erreichbar für Touristinnen und Kölner gleichermaßen. Die Stadtverwaltung müsste den Plan aktiv mittragen: bei der Standortsuche, durch politische Unterstützung, durch Kontakt zu möglichen Investorinnen und Investoren. Mit einer starken Vision, einem klugen Konzept und einem klaren Bekenntnis zur Regionalität und Qualität könnte die Idee viele begeistern. Wenn gastronomische Angebote Teil der Markthalle sind – kleine, spezialisierte Stände, die ihre Produkte auch direkt zubereiten –, wird der Ort lebendig. Und: Wenn die Atmosphäre stimmt, werden Menschen auch gerne mehr ausgeben für gute, fair produzierte Lebensmittel. Ich bin überzeugt: Die richtige Mischung aus Markt und Genussort ist der Schlüssel.
Was braucht es dafür?
An erster Stelle stehen für mich die regionalen Produzentinnen und Produzenten. Ich bin sicher, dass viele große Lust hätten, Teil eines solchen Projekts zu sein. Aber ohne die Unterstützung der Stadt wird es nicht funktionieren. Es braucht Mut, Wille und vielleicht auch ein bisschen Idealismus. Die Mieten müssen so gestaltet sein, dass auch kleine Betriebe teilnehmen können. Wenn das gelingt, ist schon viel gewonnen. Am Ende entscheidet auch die Kundschaft. Regionale Qualität hat ihren Preis – aber sie ist gesund, nachhaltig und ein echter Mehrwert für unsere Stadt. Wenn wir es schaffen, die Markthalle so zu gestalten, dass man nicht nur einkauft, sondern genießt, entdeckt und sich inspiriert fühlt, dann mache ich mir um die Beliebtheit keine Sorgen. Im Gegenteil: Dann wird Köln um einen echten Lieblingsort reicher.
Zur Serie „100 Ideen für Köln“
„100 Ideen für Köln“ ist die neue Serie des „Kölner Stadt-Anzeiger“, die der Stadt neue Impulse verleihen soll: „100 Ideen für Köln“. Was muss passieren, damit die viertgrößte Stadt Deutschlands mit ihrer Strahlkraft in die Region zukunftsfähig bleibt? Was ist dringend zu verbessern? Was fehlt in dieser Stadt? Im Vorfeld der Kommunalwahl am 14. September sammeln wir besten Vorschläge, Lösungen und Visionen – auch als Inspiration für die künftige Stadtspitze.
Dazu fragen wir nicht nur prominente Vertreter der Stadtgesellschaft, sondern auch Sie, liebe Leserinnen und Leser: Wenn Sie an die Stadt Köln und die aktuellen Probleme und Herausforderungen denken: Was ist aus Ihrer Sicht das Wichtigste, was passieren müsste, dass sich etwas zum Besseren wendet? Wir möchten von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, erfahren, welche gute Idee Sie für Köln haben. Je konkreter, desto besser! Unsere Online-Umfrage finden Sie hier.