Jürgen Becker fragt sich, warum die Stadt Köln sich nicht als Geburtsstadt der Motorisierung darstellt. Er will das ändern.
100 Ideen für KölnKabarettist Jürgen Becker schlägt Verkehrsmuseum in der Innenstadt vor

Das Kaufhof-Parkhaus in der Cäcilienstraße könnte in ein Museum zur Geschichte des Otto-Motors umgewandelt werden; Jürgen Becker hat schon mal eine Collage mit dem möglichen Namen des Museums erstellt.
Copyright: Collage: Jürgen Becker
Was ist meine Idee für Köln?
Lasst uns aus den oberen Etagen des Kaufhof-Parkhauses in der Cäcilienstraße zu einem Ort der Geschichte und der Zukunft machen – mit einem Museum zur Verkehrsgeschichte. Köln ist die Stadt, in der „Der Motor“ erfunden wurde! Der Ottomotor, der bis heute die ganze Welt antreibt. Henry Ford sagte: „Köln ist der Grundstein meiner Arbeit“, Klöckner-Humboldt-Deutz AG (KHD) warb einst mit dem Slogan: „Köln – Keimzelle der Weltmotorisierung“. Aus der Pionierleistung der Erfindung des Ottomotors macht Köln leider nichts.
Denken wir daran, was sich daraus bis heute entwickelt hat: die weltweit erste Motorenfabrik, die Wuppertaler Schwebebahn, zahllose Fahrrad- und Motorradmarken, frühe Autoproduktionen am Fließband wie Citroën in Poll, Hotspot des Zweiradsports, die erste deutsche Autobahn, die Einwegbahn in Longerich, die erste Stadt in Deutschland mit einem geschlossenen Autobahnring.

Jürgen Becker, im Bild mit der Lackiererin Laura Froch in Zollstock, schlägt ein Museum zur Kölner Geschichte der Motorisierung vor.
Copyright: Michael Bause
Zugleich war Köln auch die Hochburg des Protests gegen die autogerechte Stadt mit einer geplanten innerstädtischen Autobahn durch den Grüngürtel, die durch kreativen Widerstand verhindert wurde. Bereits 1966 zeigten die Proteste gegen die Fahrpreiserhöhung der KVB die Macht der Straße. Chronisten sehen sie als Zündfunke der 68er-Revolte. So wurde Köln auch Kunst-Hotspot durch Happenings wie Vostells „Ruhender Verkehr“ und Ort der Alternativen im postfossilen Zeitalter bis hin zu zukünftigen Produktionen wie dem Fahrrad aus recycelten Fischernetzen bei Igus in Köln-Porz.
All das könnte man in einem Museum im Herzen der Stadt wunderbar darstellen – auf den oberen Parkdecks des Kaufhofs, die meistens komplett leer stehen.
Warum ist die Idee gut für Köln?
Karneval, Kirche, Kölsch und FC – diese ewigen rheinischen Stereotypen beleuchten unsere Metropole weit unter Wert! Ein Museum zur Motorisierung könnte Kölns Innovationskraft weltweit sichtbar machen. Jetzt, wo Ford aufgrund hanebüchener Managementfehler am Standort Köln eine sehr unsichere Zukunft hat, müssen wir unsere Innovationsfähigkeit der Welt kraftvoll zeigen. Wir können mehr als schunkeln, feiern, singen und ein bisschen kicken. Seht her, es lohnt sich, in Köln zu investieren!
Nennen wir diesen Ort „Motorcolonia“ und verbreiten wir mitten in der Stadt Zuversicht: Köln konnte es, und kann es noch!
Diese meist gähnend leeren Parkdecks können eine Ebene der Begeisterung werden. Hier können die Menschen von der Schildergasse durch den Kaufhof hinauf in die Zukunft steigen oder mit dem E-Bike oder dem Auto durch die architektonisch so elegante Auffahrt hinaufgleiten. Sonntags mit alten Ford Capris und anderen Oldtimern zum Treffen fahren, an anderen Tagen zu Veranstaltungen mit Themen wie Zukunft, Kraft und Verkehr.
Hier lässt sich mitten in der Stadt das Identitätsstiftende unserer phänomenalen Industrie- und Mobilitätsgeschichte freilegen und einem großen Publikum verständlich machen. Wichtig: Wir schaffen Neues, ohne neu zu bauen! Und fragen: Geht Mobilität auch anders? Nennen wir diesen Ort „Motorcolonia“ und verbreiten wir mitten in der Stadt Zuversicht: Köln konnte es, und kann es noch!
Wie kriegen wir das hin?
Eine Anfrage von mir beim Kaufhof ist bislang ins Leere gelaufen – es sieht aber so aus, als würde dem Eigentümer Signa das Parkhaus nach der Insolvenz noch gehören. Der Eigentümer mag erstmal kein großes Interesse an einem Verkauf des Parkhauses haben – aber wenn dadurch mehr Menschen zum Kaufhof kommen, könnten alle profitieren. Ich stelle mir eine Mischfinanzierung aus privaten und öffentlichen Mitteln vor.
Was braucht es dafür?
Es geht jetzt erst einmal darum, Menschen – Mäzene wie verantwortliche Politiker, Bürgerinnen und Bürger – für die Idee zu begeistern. Dafür rühre ich schon jetzt die Werbetrommel. Dann muss ein Konzept erarbeitet werden, danach ein Bebauungsplan. Es ist kein Projekt, bei dem es um eine Milliarde Euro geht. Wenn Köln ein Museum zu seiner phänomenalen Verkehrsgeschichte will, halte ich das für realisierbar, zumal sehr viele Exponate vorhanden sind.