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Besuch bei „A-Musik“Kölner Schallplattengeschäft gewinnt Bundespreis als bester Laden

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Ein Besuch bei „A-Musik“ von Georg Odijk (rotes Hemd) und Frank Dommert am Greiechenmarkt, warum sich Schallplatten in Zeiten von Streaming immer noch halten. Foto: Arton Krasniqi

Ein Besuch bei „A-Musik“ von Georg Odijk (rotes Hemd) und Frank Dommert am Kleinen Greiechenmarkt.

„A-Musik“ am Kleinen Griechenmarkt steht vor allem für experimentelle Musik. Man kann aber auch Klassiker bestellen.

Avantgarde, atonal, anders: Das „a“ in „A-Musik“ könne für vieles stehen. Georg Odijk und Frank Dommert geben hier nichts vor. Die Betreiber des Schallplattenladens am Kleinen Griechenmarkt fahren seit 30 Jahren gut mit ihrem Sortiment an Schallplatten und CDs, auch Kassetten gibt es noch hier und da. Jüngst wurden sie dafür mit dem „Emil“-Preis der Bundesregierung ausgezeichnet, in Leipzig nahmen sie gemeinsam mit neun anderen Läden aus Deutschland den Preis als beste inhabergeführte Schallplattengeschäfte entgegen: Dieser würdigt die Läden als wichtige „Kulturorte“, die zum Erhalt musikalischer Vielfalt beitragen.

Odijk und Dommert haben sich über die Auszeichnung gefreut: „Das war keine reine Glückssache. Nach 30 Jahren, als eine der Dienstältesten, freuen wir uns über die Anerkennung.“ Dommert und Odijk haben sich für den Preis beworben. Wichtig ist, dass das Sortiment vor allem aus Neuware besteht. Einen Secondhand-Verkauf haben sie dennoch. Da verirrt sich schonmal eine alte Beatles-Platte in die Regale oder eine CD mit Weihnachtsklassikern. „Wenn es aber in der Hitparade vorkommt, ist das schon zu glatt für uns“, sagt Odijk.

Georg Odijk und Frank Dommert mit Mitarbeiter und Laudatorin Hanna Bächer, Konzertveranstalterin und Radiomacherin.

Georg Odijk und Frank Dommert mit Mitarbeiter und Laudatorin Hanna Bächer, Konzertveranstalterin und Radiomacherin.

A-Musik ist spezialisiert auf experimentelle, elektronische Musik

Der Laden ist nämlich spezialisiert auf Experimentelles: vor allem auf experimentelle, elektronische Musik. Wer aber nach neuer Musik, (Free-)Jazz, Dub, arabischer und afrikanischer Musik, Ambient und Indie-Rock – „wenn es schräg genug ist“ – Ausschau hält, wird ebenfalls fündig. „Wir haben chinesische Improvisationskünstler, die es nur in 50er- oder 100-er-Auflage gibt. Da würden sich manche gar nicht mit beschäftigen wollen“, sagt Odijk. Raritäten hängen an der Wand, in einer Kiste lagern weitere „teure und rare“ Exemplare.

14.09.2025, Köln: Ein Besuch bei "A-Musik" von Georg Odijk (rotes Hemd) und Frank Dommert am Greiechenmarkt, warum sich Schallplatten in Zeiten von Streaming immer noch halten. Foto: Arton Krasniqi

Ein Besuch bei „A-Musik“ von Georg Odijk (r.) und Frank Dommert (l.) am Kleinen Griechenmarkt. Das inhabergeführte Geschäfte hat den Bundespreis „Emil“ gewonnen.

Doch wenn die alte Dame aus der Nachbarschaft einen Klassiker sucht im Geschäft, geben Frank Dommert und Georg Odijk alles und versuchen den Kundenwunsch zu erfüllen. 20 bis 50 Kunden am Tag kämen rein, vieles läuft mittlerweile auch über Mailverkehr und -versand. Doch das Stöbern mache vielen Spaß: häufig Männern über 45, deren Partnerinnen gerade in der nahegelegenen City shoppen. Oder auch vielen jüngeren Frauen, beobachtet Dommert.

Ob es sich in den Regalen um eine Schallplatte oder eine CD handelt: Für die Betreiber sind die Medien gleichwertig. Auch von „Feuilleton“-Debatten, die abwechselnd Vinyl und CD totsagen oder wieder im Kommen sehen, halten sie nicht viel. Aktuell beobachten sie etwa, dass die CD wieder stärker verkauft wird – „oder einfach nie so richtig weg war. Nur im Movie sieht es natürlich nicht so schick aus, wenn jemand die CD auspackt“, sagt Dommert. Sie habe ebenfalls eine Daseinsberechtigung. Es gebe Stücke, die eigens für CDs komponiert worden seien, wie 70-Minuten-Stücke, die man zweimal schneiden müsste, hätte man nur die Schallplatte als Option gehabt.

Klar: Die Verkaufszahlen der Schallplatte haben Ende 80er-, Anfang der 90er-Jahre einen spürbaren Knick erfahren, aus dem Mainstream ist sie ausgeschieden. Doch komplett weg war sie nie, sagt Odijk. „Aufgrund der aufkommenden Techno- und Elektro-Musik sind jedoch nicht alle Presswerke eingestellt worden. Diese Musik hat die Pressewerke noch am Leben gehalten“, sagt der 56-Jährige. Heute gilt es als schick, wenn man als DJ mit Plattenkoffer im Club erscheint – häufig gibt es einen Aufpreis dafür auf die Gage, schließlich muss man bei internationalen Buchungen mitunter Übergepäck zahlen.

Schallplattengeschäft Köln: Veranstaltungen bei A-Musik am Kleinen Griechenmarkt

Doch die meisten legten mittlerweile digital auf; das sei leichter und günstiger, so Odijk. Neben Verkauf und Versand von Musik, finden auch Veranstaltungen im Laden statt. Kleine Konzerte, Vorträge, ein thematisches DJ-Set: Einmal im Monat gibt es einen längeren Abend mit Programm. Auch die Konzerte von „reihe M“ an verschiedenen Kulturorten der Stadt organisieren die beiden. Dass sie auch mit der lokalen und internationalen Musikszene vernetzt sind, liegt daran, dass sie parallel auch schon immer Label-Arbeit gemacht haben.

„Wir arbeiten schon lange mit Mouse on Mars (deutsches Elektro-Duo, Anm. d. Red.) zusammen“, sagt Dommert. Odijk und Dommert kennen sich aus der Schule, sie gingen aufs Humboldt-Gymnasium. Ihren ersten Laden eröffneten sie in einem kleinen Ladenlokal am Brüsseler Platz. Dommert hat unter anderem Musik produziert, Tourmanagement gemacht, als DJ aufgelegt, Kunstgeschichte studiert. Odijk hat schnell gemerkt, dass ein Studium ihm nicht gefällt und angefangen, mit Platten zu handeln. „Das Geschäft ist aus sich heraus gewachsen, es war kein Masterplan.“

A-Musik, Kleiner Griechenmarkt 28-30, dienstags bis freitags von 14 bis 18 Uhr geöffnet, samstags von 12 bis 16 Uhr, sonntags und montags geschlossen. Infos zu Events unter www.a-musik.com.