Aachen feiert Karneval am 10.11.„Es würde auch niemand Heiligabend verlegen“

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Goyert Zülpicher 1111

Karnevalsauftakt auf der Zülpicher Straße in Köln

  • Am 11.11. beginnt die Karnevalssession. Überall, außer in Aachen. Dort haben die Verantwortlichen den Start vorverlegt.
  • Das hat rein kommerzielle Gründe, denn am Sonntag erwartet man mehr Feiernde als am Montag, dem 11.11.
  • Der Kölner Brauchtumsexperte Michael Euler-Schmidt kritisiert, dass immer mehr Karnevalstermine in der Vorweihnachtszeit stattfinden.

Köln/Aachen – Der 11.11. ist Brauchtum – oder etwa doch nicht? In Aachen wird der Sessionsauftakt in diesem Jahr bereits am 10. November gefeiert. Das hat der Festausschuss Aachener Karneval so entschieden. Aus rein kommerziellen Gründen, weil man sonntags mehr Besucher erwartet als an einem Montag. Der Oberbürgermeister und alle Beteiligten seien einverstanden, heißt es.

Herr Euler-Schmidt, sie als Wissenschaftler, zweiter Chef im Stadtmuseum und Geschäftsführer der „Freunde und Förderer des kölschen Brauchtums“ gelten als entschiedener Verfechter der regionalen Bräuche. Wäre so eine Vorverlegung des 11.11. auch in Köln denkbar?

Ich hoffe nicht. Ich gehe davon aus, dass die Kölner und vor allem der offizielle Karneval genau weiß, wo die Grenzen der Bräuche verlaufen. Zum 11.11. gehört die Vorstellung des neuen Dreigestirns im Rathaus und die Party auf dem Heumarkt. Es käme doch auch keiner auf die tolle Idee, den Heiligen Abend auf den 23. oder 22. Dezember vorzuverlegen, nur weil es da vielleicht besser als Brückentag passt.

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Brauchtumsexperte Michael Euler-Schmidt

Aber die Feier zum Sessionsauftakt gibt es doch nicht schon seit dem Mittelalter.

Das ist richtig. Das hat in den 50er Jahren am Ostermannbrunnen und dann auf der Rathaustreppe begonnen. Aber das Datum ist im Kirchenjahr – ähnlich wie der Karnevalsdienstag – auch der letzte Tag der Fastenzeit vor Weihnachten. Dann beginnt die Vorweihnachtszeit und die ist stiller und ruhiger.

Aber auch in diese Zeit ziehen sich noch Karnevalsveranstaltungen, die auch schon gleich nach Allerheiligen beginnen. In der Lanxess-Arena wird immer am Wochenende gesungen, weil man da auf eine ausverkaufte Halle hofft, und zum Palladium pilgerten vergangen Dienstag auch schon tausend verkleidete Jecke. 

Gut, der WDR muss aufzeichnen und vorproduzieren. Aber wenn es um finanziellen Interessen geht, reicht anscheinend ein Tag wie der 11.11. nicht aus. Für den Kommerz nimmt man kurzerhand ein paar Tage oder Wochen hinzu. Das sehe ich sehr kritisch. Genauso ja auch bei der Stunksitzung. Die hat eigentlich in der Adventszeit nichts zu suchen.

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Wie kann und will man dem entgegenwirken?

Ich halte den von Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn geforderten Brauchtums- oder Heimattag in den Schulen für einen richtigen Weg. Die Kinder müssen die unterschiedlichen Bräuche, die zugehörigen Feste und die jeweiligen Zeiten kennenlernen. Denn diese gliedern das Jahr und waren so seit Jahrhunderten auch Orientierungshilfen für die Menschen.

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