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„Spart Zeit und damit Geld“Als in Köln vor 100 Jahren Deutschlands erste Rolltreppe eröffnet wurde

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Eine Postkarte aus dem Kölnischen Stadtmuseum zeigt die erste deutsche Rolltreppe im Kölner Kaufhaus Tietz im Jahr 1925.

Eine Postkarte aus dem Kölnischen Stadtmuseum zeigt die erste deutsche Rolltreppe im Kölner Kaufhaus Tietz im Jahr 1925. (Archivbild)

1925 wurde in Köln die erste Fahrtreppe in Deutschland eröffnet. Viele Menschen reisten extra an, um sich die Sensation auf der Hohe Straße anzusehen. 

9000 Quadratmeter Fläche auf vier Etagen, eine Fassade mit 40 prall gefüllten Schaufenstern – Mitte der 1910er Jahre galt das Kaufhaus Tietz in der Kölner Innenstadt als größtes und modernstes Warenhaus Europas.

Vor genau 100 Jahren, am 11. Juli 1925, wurde das Kaufhaus (heute Galeria) auf der Hohe Straße um eine für die damalige Zeit weitere Sensation reicher: Hier wurde die erste Rolltreppe Deutschlands in Betrieb genommen. Das riesige Warenhaus, das 1911 im Auftrag der Leonhard Tietz AG als Mehrabteilungskaufhaus nach französischem Vorbild konzipiert und 1914 als „Flaggschiff“ des Konzerns fertiggestellt wurde, hatte damit ein echtes Alleinstellungsmerkmal. 

Erste Rolltreppe Deutschlands lief ab 1925 in Köln

Eine damals erschienene Postkarte, die heute im Kölnischen Stadtmuseum aufbewahrt wird, zeigt die nach oben führende Rolltreppe samt drei Kunden. Viel mehr Menschen fanden auf der schmalen und kurzen Treppe auch nicht Platz. Das Warenhaus warb für die Neuheit mit dem Versprechen, die „Roll-Fußsteige“ erspare den Kunden „Zeit und damit Geld“.

Nach Angaben des Kölnischen Stadtmuseums entwickelte sich die Rolltreppe damals zum „letzten Schrei“. Viele Menschen seien eigens angereist, um das Wunder der Technik zu bestaunen.

Rolltreppe im Kaufhaus Tietz lockte Schaulustige nach Köln

Einbauen ließ die selbstfahrende Treppe der Kaufmann Alfred Leonhard Tietz. Schon sein Vater und Unternehmensgründer Leonhard Tietz war dem Museum zufolge mehr als aufgeschlossen gegenüber dem technischen Fortschritt. Er habe den Kunden seiner Kaufhäuser den Einkauf zunächst mit einem innovativen Personenaufzug erleichtert. „Die Rolltreppe aber kann weit mehr Kauflustige in kürzerer Zeit transportieren – und macht den ‚Liftboy‘ überflüssig“, heißt es vom Museum für die Geschichte der Stadt.

Nach heutigen Standards extrem schmal und langsam unterwegs, dennoch war die Rolltreppe in Köln damals eine Sensation in Deutschland. (Archivbild)

Nach heutigen Standards extrem schmal und langsam unterwegs, dennoch war die Rolltreppe in Köln damals eine Sensation in Deutschland. (Archivbild)

Die „rollenden Treppen“ galten in den 1920er Jahren als Ausdruck urbaner Lebenswelt und Verwirklichung des Menschheitsraums, sich ohne Anstrengung von einem Ort zum anderen fortbewegen zu können. Schweben statt ächzen.

Noch im selben Jahr wurden Rolltreppen auch in Warenhäusern in Berlin und München in Betrieb genommen. In Berlin stand anfangs noch ein Liftboy dabei, der den Kunden beim Bedarf assistierte.

Das Warenhaus von Galeria Köln an der Hohe Straße in der Kölner Innenstadt kennt in Köln jeder. Vor 100 Jahren wurde hier die erste Rolltreppe Deutschlands eröffnet.

Das Warenhaus von Galeria Köln an der Hohe Straße in der Kölner Innenstadt kennt in Köln jeder. Vor 100 Jahren wurde hier die erste Rolltreppe Deutschlands eröffnet.

Noch heute bewegen Rolltreppen die Massen, täglich weltweit hunderte Millionen Menschen. Nach Angaben des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) gibt es allein in Deutschland etwa 39.000 Rolltreppen – an Bahnhöfen, in Kaufhäusern sowie an vielen anderen öffentlichen Orten. Gewahr werden sie den meisten aber erst, wenn sie nicht funktionieren.

Köln: 11.000 Rolltreppen-Störungen im vergangenen Jahr

Wie in Köln: 2024 gab es knapp 11.000 Störungen an den Treppen; fast 2.800 davon waren auf Vandalismus zurückzuführen. Einige Anlagen bereiten bereits seit vielen Jahre Probleme. Besonders prekär ist die Situation am Ebertplatz, wo seit nunmehr zwei Jahrzehnten sechs Rolltreppen kaputt sind.

Ursachen für Defekte und lange still stehende Rolltreppen gibt es viele: Neben dem Vandalismus sind das nach Angaben der Kölner Verkehrsbetriebe etwa das Warten auf Ersatzteile, Gegenstände wie Plastiktüten oder Steinchen, die in die Rolltreppe gelangen, oder schlicht Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten an den Fahrtreppen. Die Anlagen in der Kölner Innenstadt sollen bei Reparaturarbeiten Vorzug erhalten. 

In Köln setzen die Verkehrsbetriebe unter anderem auf die Erneuerung von Rolltreppen und eine digitale Aufzeichnung von Stördaten. An der Hohe Straße im Galeria-Kaufhaus rollen die Treppen derweil immer noch. Die schmale Originaltreppe von 1925 ist allerdings längst modernen Fahrtreppen gewichen. (pst mit dpa/kna)