Bis zum 11. Januar kann man die Werke von 17 Künstlerinnen und Künstlern in der Ausstellung „Makkaroni Settanta – Esperimento Collettivo“ am Mauritiuswall sehen.
Erinnerung und IdentitätNeue Ausstellung in Köln widmet sich italienischer Migration

Maria Fili (l.) und Patrizia Barba stellen mit 15 anderen Künstlerinnen und Künstlern Werke aus, die sich mit ihrer italienischen Herkunft und mit Migration auseinandersetzen.
Copyright: Maria Gambino
Maria Fili erinnert sich noch sehr genau an die Vorurteile über die Deutschen, mit denen sie als zehnjähriges Kind Italien verließ und gemeinsam mit ihrer Familie in ein neues Leben aufbrach. „In Deutschland sind alle blond, hier mag man Hunde lieber als Kinder, man darf keinen Lärm machen“, erzählt die 70-Jährige. Dass die Realität komplex ist, dass die Migration Sprache, Bilder und Identität auf beiden Seiten verändert, weiß sie heute sehr gut.
Die ehemalige Italienischlehrerin ist eine von 17 Künstlerinnen und Künstlern, die bis zum 11. Januar in der Temporary Gallery am Mauritiuswall ihre Werke anlässlich des 70. Jubiläums zum Anwerbeabkommen zwischen Deutschland und Italien am 20. Dezember 1955 ausstellen. Veranstalter ist die Makkaroni Akademie, ein 2020 gegründetes Kollektiv, das sich künstlerisch und experimentell mit italienischer Migration befasst.
Fotos, Skulpturen, Malerei und Installationen bei Makkaroni Settanta
Fili zeigt ihre Skulpturen, zu denen sie auch jeweils Gedichte geschrieben hat. Die bunte Krake aus Pappmaché etwa symbolisiert einen immer wiederkehrenden Abschied. „Die Krake verändert sich stets, kann Form und Farbe ihrer Umgebung anpassen“, sagt sie. Die Steinskulptur „Emigrant“ mit dazugehörigem Gedicht steht für eine Person, „die unter ihrem Mantel ihre Identität versteckt, sich nicht traut, so zu leben, wie sie es in sich spürt“. Auf der Suche nach der Heimat der Eltern- und Großelterngeneration begibt sich die Fotografin Patrizia Barba.
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Ein Koffer voller Erinnerungen in der Ausstellung
Copyright: Maria Gambino

Installation von Salvatore Picone mit 144 Schokoladentafeln. Die Schokolade war ein beliebtes Gastgeschenk aus Deutschland im Sommerurlaub.
Copyright: Maria Gambino
Die 46-Jährige ist in Deutschland geboren und kennt das Sizilien ihrer Familie vor allem aus Urlauben. Ihre Bilder zeigen Ausschnitte eines Lebens, das ihr nah und zugleich fern vorkommt. „In meinen Fotos zeige ich Aspekte und Gefühle, die ich mit Sizilien verbinde: Die Oliven, die Mandelernte, ich fange ein bestimmtes Licht ein, was ich hier nicht finden kann.“
Dazu kann man Interviews mit Gastarbeitern anhören, die Barba geführt hat. „Darunter sind zum Beispiel zwei, die zurückgegangen sind und davon erzählen, dass sie in Deutschland glücklich waren.“ Die ausgestellten Werke im Raum sind vielfältig: von Skulptur und Malerei über Video- und Sound-Installationen bis hin zu Film und Poesie. Ein aufgeklappter Koffer, darin Briefe und Fotos. Eine Installation bestehend aus Haselnuss-Schokoladentafeln: ein beliebtes Gastgeschenk aus Deutschland.
Rahmenprogramm der Ausstellung Makkaroni Settanta am Mauritiuswall
Aurora Rodonò, Mitbegründerin der Makkaroni Akademie und Kuratorin für Migrationsgeschichte am Stadtmuseum Berlin, erinnerte in ihrer Eröffnungsrede daran, wie sehr Kunst dazu beiträgt, die von Migration geprägten Familiengeschichten lebendig zu halten. „In dieser Ausstellung geht es uns vor allem darum, die übliche Perspektive der Verwaltung des Anwerbeabkommens sozusagen umzudrehen, und damit das Herzstück darin, nämlich die Protagonistinnen und Protagonisten der Migration selbst, in den Mittelpunkt zu stellen.“
Partizipation ist ein zentrales Thema der Ausstellung, die unter anderem von der Stadt Köln und dem Fonds Soziokultur unterstützt wird. Es gibt ein Rahmenprogramm. Interessierte können am Sonntag, 4. Januar 2026, von 10 bis 16 Uhr beim Pasta-Workshop „In welchem Winkel rollt man eigentlich Cavatelli?“mitmachen und dabei ins Gespräch kommen. Der Eintritt ist frei. Am Samstag, 10. Januar, findet von 16 bis 18 Uhr ein Karaoke-Singen statt: bekannte und weniger bekannte Italo-Hits stehen auf dem Programm. Zur Finissage am Sonntag, 11. Januar, ist um 15 Uhr ein Erzählcafé mit Aurora Rodonò und Antonella Giurano von „Offene Welt – Mondo Aperto“ geplant.
Die Ausstellung „Makkaroni Settanta“ in der Temporary Gallery, Maurituswall 35, ist donnerstags bis sonntags jeweils von 12 bis 18 Uhr geöffnet.
