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Archäologischer SchatzMehrheit im Kölner Stadtrat hält Zugang zum römischen Kanal für zu teuer

Lesezeit 4 Minuten
Der begehbare römische Abwasserkanal unter der Großen Budengasse

Der begehbare römische Abwasserkanal unter der Großen Budengasse

Grüne, SPD und Volt verweisen auf angespannte finanzielle Lage der Stadt. CDU, FDP und Linke wollen zumindest die Machbarkeit prüfen.

Der Euphorie folgt oftmals die Ernüchterung. Grüne, CDU, Volt und FDP hatten die Stadt Köln beauftragt, ein Konzept zu entwickeln, um einen 113 Meter langen römischen Abwasserkanal unter der Großen Budengasse in der Altstadt für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. So könnte in der Innenstadt eine weitere Touristenattraktion entstehen, denn das Bauwerk ist vollständig begehbar und gilt als architektonischer Schatz.

Die Antwort der Stadtverwaltung hat nun ganz offensichtlich die Hälfte der Antragsteller verschreckt. Denn für eine Machbarkeitsstudie und für das Vorhaben selbst steht bislang kein Geld zur Verfügung. Weder steht das Budget für die angrenzende Archäologische Zone mit Jüdischem Museum dafür zur Verfügung, noch ist das Projekt im Doppelhaushalt 2025/2026 vorgesehen. 

Projekt steht bei Volt Köln weit oben auf der kulturpolitischen Wunschliste

Grüne und Volt reagierten auf den Vorschlag der Stadtverwaltung, eine Machbarkeitsstudie zu beauftragen, um die Kosten besser einschätzen zu können, äußerst zurückhaltend. „Wichtig ist der Fraktion, dass der römische Abwasserkanal als wichtiges kulturhistorisches Zeugnis nicht beschädigt wird, damit es zu passender Zeit in die Archäologische Zone integriert werden kann“, sagte eine Sprecherin. Erst einmal solle sich die Stadt aber auf aktuelle Sanierungs- und Baumaßnahmen konzentrieren. „Das steht weit oben auf unserer kulturpolitischen Wunschliste. Nun bewegen wir uns in der Realität. Ich sehe derzeit leider nicht, wie wir das finanzieren sollen“, sagte Volt-Fraktionschefin Jennifer Glashagen.

Die SPD kann sich eine Zustimmung zu einer Machbarkeitsstudie vorstellen, falls die Stadtverwaltung externe Geldgeber dafür finden sollte. „Es ist bedauerlich, dass die Stadtverwaltung vergessen hat, den römischen Abwasserkanal in die Planung für die Archäologische Zone einzubeziehen, denn der Zugang führte schon immer durch das Praetorium“, sagte Fraktionschef Christian Joisten. In der aktuell sehr angespannten Haushaltslage sehe die SPD wenig Spielräume, um erneut Fehler der Stadtverwaltung auszubügeln. 

CDU und FDP wollen hingegen an dem Projekt festhalten und es weiterverfolgen, eine Mehrheit im Stadtrat ist aber außer Sicht. „Den römischen Abwasserkanal unter der Großen Budengasse wieder für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, gehört bereits seit längerem zu unseren Ideen“, sagte Ralph Elster, kulturpolitischer Sprecher der CDU-Ratsfraktion. Köln steuere auf das große Jubiläum seiner 2000-jährigen Stadtgeschichte im Jahr 2050 zu und deshalb müsse die römische Vergangenheit wieder stärker in das öffentliche Bewusstsein gerückt und sichtbar werden.

Kölner Abwasserkanal ein Denkmal von internationalem Rang

Der römische Abwasserkanal sei ein technikgeschichtliches Denkmal von internationalem Rang. „Wenn wir diese Orte jetzt nicht in den Blick nehmen, sanieren und entsprechend herrichten, drohen sie endgültig in Vergessenheit zu geraten“, sagte Elster. Die CDU-Fraktion setze sich daher dafür ein, dass eine Machbarkeit geprüft wird. Das übergeordnete Ziel müsse es sein, bis zum Jahr 2050 ein überzeugendes und erlebbares Gesamtbild römischer Geschichte in Köln zu schaffen.

„Es ist eine Schande, dass ganze Generationen von Schülerinnen und Schülern nicht die Möglichkeit haben, mit einem renovierten Römisch-Germanischen Museum oder dem Prätorium das römische Fundament unserer Stadtgeschichte hautnah zu erleben“, sagte Ralph Sterck (FDP). „Von den zahllosen Gästen Kölns mal ganz abgesehen, für die das ein Highlight ihres Köln-Besuches wäre“. Die Stadtverwaltung sollte sich aus seiner Sicht endlich daran begeben, Relikte der Römer wie die Reste der Stadtmauer und des Abwasserkanals oder das Fundament des Hafentores angemessen in Szene zu setzen. „Wenn sie dafür zum Beispiel für eine entsprechende Machbarkeitsstudie noch einen Beschluss braucht, hilft ihr die FDP gerne auf die Sprünge“, sagte Sterck.

Auch die Linke zeigte sich einer Machbarkeitsstudie gegenüber aufgeschlossen. „Wir unterstützen es, das römische Erbe Kölns sichtbar zu machen, zu bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen“, sagte Knut Scholz (Linke). Angesichts der unterirdischen Lage des Abwasserkanals sei jedoch bei der Erschließung für die Öffentlichkeit mit großen Herausforderungen zu rechnen. „Sollte es möglich sein, unter den nötigen sicherheitstechnischen Vorgaben und innerhalb eines vertretbaren Kostenrahmens den Abwasserkanal für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, begrüßen wir dies“, sagte Scholz. Eine Machbarkeitsstudie scheine sinnvoll zu sein.