Menüs für ObdachloseKölnerinnen kämpfen seit fünf Jahren gegen Armut

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Katharina Heinrichs kocht seit fünf Jahre für Obdachlose.

Köln – Es ist ein schönes Menü im besonderen Ambiente. Katharina Heinrichs tischt mitten auf dem Breslauer Platz ein Drei-Gänge-Menü auf, das sich sehen lassen kann: Blumenkohlsuppe, Schweinebraten mit Kartoffelgratin, Champignons in Rahmsauce, Gemüse der Saison und zur Nachspeise Jelly Trifle, eine bekannte englische Süßspeise.

„Ich koche für mein Leben gern“, sagt Heinrichs (70). Seit fünf Jahren bietet Heinrichs und mit ihr die Initiative Obdachlosenhilfe mit Herz jeden Mittwoch wohnungslosen Menschen eine warme Mahlzeit auf dem Breslauer Platz an. „Man nennt uns manchmal die Mittwochfrauen.“

Kölner Tafel unterstützt den Verein

Die Mittwochsfrauen, das sind außer Heinrichs auch Anne Schönweitz und Janet Ionnides. Die Menüs kommen bei den Obdachlosen gut an. Kamen anfangs nur ein paar Menschen, sind es heute im Schnitt 120. Die Kölner Tafel unterstützt den Verein tatkräftig. Heinrichs fährt einmal in der Woche zur Tafel und holt die Lebensmittel ab, aus denen sie anschließend die Menüs zubereitet. Zum Jahrestag gab es einen Scheck der Tafel über 1000 Euro.

Die Köchin hat ein bewegtes Leben hinter sich. Mit 22 Jahren ist sie als Au-pair nach Großbritannien gegangen und ist anschließend dort hängen geblieben. Eigentlich hatte sie eine Ausbildung als Bankkauffrau gemacht, der Beruf war ihr aber schnell zu langweilig geworden. Lieber jobbte sie, arbeitete in einem Hotel und schloss anschließend eine Ausbildung zur Hotelfachkraft in London ab. 1976 heiratete sie einen Deutschen in England, wurde wieder geschieden und wechselte ins Restaurantfach.

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Katharina Heinrichs und Anne Schönweitz schneiden die Geburtstagstorte an.

1989 kam sie nach Köln zurück, um ihre kranke Mutter zu pflegen. In Köln heiratete sie ein zweites Mal, einen Tierarzt. Dieser verstarb vor acht Jahren, seine Praxis führte Heinrichs mithilfe eines angestellten Veterinärs bis 2016 weiter. Die Initiative Obdachlosenhilfe mit Herz gründete Anne Schöneweitz und Michaele Henke vor fünf Jahren mit ein paar Mitstreiterinnen, zu der Heinrichs stoß. Es gab zunächst Kleidungstücke, löslichen Kaffee und ein paar Hygieneartikel.

Heinrichs brachte anfangs ein paar Brote mit, schnell bot sie Nudeln mit Bolognese-Sauce an. „Schon bald haben wir bemerkt, dass die Nachfrage groß ist.“ Mit der Zeit kamen Tische hinzu, die Kleiderausgabe wurde vergrößert, zudem gab es Hygieneartikel, Süßigkeiten und frischen Filterkaffee. Heinrichs kochte immer aufwendiger, es kamen ganze Menüs zustande. Schöneweitz sorgt heiße und kalte Getränke und weitere Dinge, die zum Leben auf der Straße wichtig sind wie Hygieneartikel.

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Es gab aber auch Rückschläge, so Schöneweitz. Aus verschiedensten Gründen mussten Mitstreiterinnen ihr Engagement einstellen. Auch die Kleiderausgabe musste schließen, weil das Team nicht genügend Platz für ein Lager hatte. In der Pandemie-Zeit fielen zudem Mitarbeiterinnen aus, die ein besonderes Risiko hatten, an Corona zu erkranken. In dieser Zeit stemmte Heinrichs die Ausgabe allein. „Alle hatte zu, aber wir hatten auf“, erinnert sich Heinrichs.

Obdachlose sammeln für Kölnerin: „Da habe ich geheult”

Mit ihrem Einsatz verbindet Heinrichs viele schöne Momente. Als sie einmal krank war und nicht auf den Breslauer Platz fahren konnte, sammelten die obdachlosen Menschen, um eine Karte und einen Blumenstrauß zu kaufen. „Da habe ich geheult“, sagt Heinrichs. Besonders freut sie sich, wenn einer der obdachlosen Menschen eine Wohnung oder eine Arbeit findet. Mittlerweile wird ihr Verein auch von früheren Obdachlosen unterstützt.

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