BetreuungGereizte Stimmung im SPZ

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  • Zweiter Wechsel der Leitung innerhalb kürzester Zeit - Patienten sind frustriert

Mülheim –  Die Zeiten der Verunsicherung bei den Patienten und den ehrenamtlichen Mitarbeitern des Sozialpsychiatrischen Zentrums (SPZ) Mülheim neigen sich ihrem Ende zu. Ab Januar wird es eine neue Leitung geben. Auch neue Mitarbeiter in der Betreuung werden erwartet.

In den vergangenen drei Monaten war es vermehrt zu Irritationen und Konflikten zwischen der Leitung der Einrichtung sowie den ehrenamtlichen Mitarbeitern und den Patienten - psychisch kranken Menschen, die in betreuten Wohnformen oder weitgehend selbstbestimmt in eigenen Wohnungen leben - gekommen. Die Gründe waren vielfältig. Der ehemalige SPZ-Koordinator und Vorsitzende des Fördervereins, Klaus Marschall, war in den Ruhestand gegangen und an seine Stelle rückte Ilkay Erduran. Gleichzeitig erfolgte eine Umstrukturierung des SPZ, was sich vor allem in Form einer neuen Arbeitsteilung im Haus ausdrückte: Bei der Stadt angestellte Mitarbeiter und beim Förderverein Beschäftigte bekamen getrennte Aufgaben. Unter der Regie von Marschall hatte es diese Arbeitstrennung nicht gegeben. In der Folge verließen zwei Mitarbeiterinnen das Team Ausgerechnet sie waren wichtige Bezugspersonen für etwa 40 psychisch Kranke und sie wurden lange Zeit nicht ersetzt.

"Die Stimmung ist auf dem Tiefpunkt", sagt Petra Reiche, eine der Betroffenen. Viele würden gar nicht mehr kommen, weil sowieso niemand da sei, der sich um sie kümmere. Auch habe die neue Leiterin Fotos von gemeinsamen Aktionen abgehängt: "Alles, was uns lieb und teuer ist, nimmt man uns." Konflikte zwischen Patienten würden kaum geschlichtet.

Im SPZ in der Regentenstraße brodelt es.

Im SPZ in der Regentenstraße brodelt es.

Ähnlich sieht es Bernd Yerna, der ehrenamtlich ein Sonntagscafé mitbetreut, das alle zwei Wochen nachmittags angeboten wird. "Früher kamen immer ein paar Besucher. Jetzt sind es deutlich weniger geworden", beschreibt er die Auswirkungen der Situation. Alle - auch die Ehrenamtler - seien sehr verunsichert. Acht von ihnen wandten sich deshalb an den Beschwerdeausschuss der Stadt und beklagten sich über die Zustände im Mülheimer SPZ.

Mittlerweile wurde die Stadtverwaltung aktiv. Anne Bunte, Chefin des Gesundheitsamts, hat die Notbremse gezogen: "Ab Januar bekommt das SPZ Mülheim einen neuen Leiter." Dieser sei aus früheren Zeiten beim SPZ bekannt. Über die Personalie informiere sie die Mitarbeiter und die Patienten persönlich. Es gebe schon Bewerber für die neu zu besetzenden Stellen. Das könne sich allerdings noch etwas hinziehen. Anne Bunte: "Es gibt einen kompletten Neuanfang, und das finde ich gut."

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