China-Light-FestivalKölner Zoo präsentiert 58 filigrane Lichtskulpturen

Lesezeit 5 Minuten
Das Ensemble des 20 Meter langen Karpfens. Darin sind 700 Lampen verbaut, die in verschiedenen Farben leuchten.

Das Ensemble des 20 Meter langen Karpfens. Darin sind 700 Lampen verbaut, die in verschiedenen Farben leuchten.

Köln – Yi Li sitzt mit seinem Werkzeug im Bauch des wohl größten Karpfens der Welt und schließt Lampen an. Viele Lampen. 700 allein in dem 20 Meter langen und sechs Meter hohen Fisch, der später in vier sich wechselnden Farben erstrahlen wird, und den Blumen um ihn herum, die zum Ensemble dazugehören. Der 24-Jährige ist einer von 25 Angestellten einer chinesischen Firma, die seit einigen Tagen die prachtvollen Leuchtfiguren des China-Light-Festivals im Zoo aufbauen.

Die größte Skulptur ist 40 Meter lang

58 Lichtinstallationen sind ab kommendem Samstag zu sehen, 13 mehr als im vorigen Jahr, als das Festival im Zoo erstmals stattfand. Es sind filigrane Kunstwerke mit imposanten Ausmaßen. Die chinesischen Tier- und Pflanzendarstellungen sowie weitere Figuren bestehen aus einem Gerüst aus verschweißten Stangen und werden mit hauchdünnem Nylon in verschiedenen Farben bespannt. Sie sind von innen beleuchtet und bei Dunkelheit spektakuläre Erscheinungen. Die größte Skulptur ist ein 40 Meter langer Drache, der in einem kräftigen Blau den Tierpark erhellt. Insgesamt sind in allen Kunstwerken rund 25000 LED-Leuchten untergebracht – jede Menge zu verkabeln für Yi Li.

Yi Li ist für die Elektrik zuständig – hier im Bauch der Karpfen-Skulptur

Yi Li ist für die Elektrik zuständig – hier im Bauch der Karpfen-Skulptur

Der Elektrotechniker wurde wie seine 24 Kollegen für das Festival aus Zigong eingeflogen, einer Industriestadt mit 2,8 Millionen Einwohnern in der Provinz Sichuan im Südwesten Chinas. Die asiatischen Gäste wohnen für die Zeit der Veranstaltung in der Direktoren-Villa auf dem Zoogelände. Sie sprechen ausschließlich Chinesisch, bis auf Ting Ting Zhong, die die Arbeiten koordiniert, Ansprechpartnerin für den Zoo ist und bei Presse-Terminen wie den für diesen Artikel ins Englische übersetzt.

Leim und Pinsel sind ständige Begleiter

Über die Koordinatorin erklärt Elektriker Yi Li, dass ihm der Drache zwar viel Arbeit mache, er jedoch auch sein Lieblingstier in der Ausstellung sei. „Der Drache ist in China ein Symbol für Kraft, Macht und Glück“, sagt er. Eine Art Superwesen, das die besten Eigenschaften andere Tier in sich vereine und das zum Beispiel die vielen Bauern Chinas um gutes Wetter und eine ertragreiche Ernte bitten.

Im Kölner Zoo ist das Superwesen jedoch noch ohne Kopf. Der metergroße Schädel liegt neben dem schlangenartigen Körper auf einem Weg und ist noch nicht ganz fertig. Xiu Feng Wang hat noch daran zu arbeiten. Sie bespannt die Skulpturen mit Nylon. Beim Drachen ist das besonders schwierig, sagt die 26-Jährige. „Zähne, Zungen, Augen – er besteht aus vielen verschiedenen Teilen. manche sind sehr klein und deshalb kompliziert zu bespannen.“ Die Stoffbahnen werden verklebt, weshalb eine Dose mit Leim und einem Pinsel Xiu Fengs ständige Begleiter sind.

Tickets für das China-Light-Festival

Das China-Light-Festival im Zoo findet von Samstag, 8. Dezember 2018 bis 20. Januar 2019 statt. Außer an Heilig Abend und Silvester ist die Schau täglich von 17.30 bis 21 Uhr geöffnet, die Tierhäuser sind in der Zeit geschlossen.

Der Eintritt kostet 16 Euro (Erwachsene), 8 Euro (Kinder bis zwölf Jahre), Kinder bis drei Jahre zahlen nichts. Jahreskarteninhaber und Mitglieder des Zoo-Fördervereins zahlen 14,50 Euro (Erwachsene) oder 7 Euro (bis zwölf Jahre). Diese Tickets sind an der Abendkasse zu haben oder im Vorverkauf für ein festgelegtes Datum; solange der Vorrat reicht. Zudem gibt es ein Gutscheinticket, das einmalig im gesamten Veranstaltungszeitraum an einem Tag nach Wahl genutzt werden kann. Es kostet für 20 Euro (Erw.) oder 10 Euro (bis zwölf Jahre). Diese Preise gelten nur für das Festival. Ein Kombi-Ticket für Zoo-Besuch und Festival kostet 30 Euro (Erw.) bzw. 15 Euro. (og)

www.koelnerzoo.de

5000 Arbeitsstunden investiert

Mitunter passiert es, dass der feine Stoff reißt. Manchmal kann sie ein Malheur flicken, ansonsten heißt es: „Alles noch mal machen“, sagt sie. Sämtliche Skulpturen werden neu bezogen. Die zierliche junge Frau hat also etliche Quadratmeter zu verarbeiten. Allein das „Begrüßungstor“ am Anfang der Ausstellung misst sechs mal zwölf Meter. Kurz dahinter empfangen gelb strahlende chinesische Soldatenfiguren – angelehnt an die Terrakotta-Armee im antiken Mausoleum des chinesischen Kaisers Qin Shihuangdis.

Xiu Feng Wang verklebt die Nylon-Bahnen mit denen die Skulpturen bespannt sind.

Xiu Feng Wang verklebt die Nylon-Bahnen mit denen die Skulpturen bespannt sind.

Die echten Giraffen sehen von ihrem Gehege aus ihre illuminierten Pendants. Über den gesamten Zoo verteilt erstrahlen mehrere Meter hohe Schildkröten, Bären, Riesen-Gorillas. Selbst ein leuchtendes Abbild Hennes’ VIII. steht neben dem Stall des FC-Maskottchens. Wenn alles fertig ist, haben Xiu Feng Wang, Ting Ting Zhong, Yi Li und ihre Kollegen rund 5000 Arbeitsstunden auf dem Buckel.

Tiere sind anderen Krach gewöhnt

„Nachdem das Festival im vergangenen Jahr so gut lief, haben wir beschlossen, es zu wiederholen“, sagt Zoo-Vorstand Christopher Landsberg. 2017 kamen rund 67000 Besucher, in diesem Jahr hofft der Tierpark auf noch größere Resonanz. Es gibt mehr Skulpturen, an zweien davon können die Besucher selbst aktiv werden und zum Beispiel Licht erzeugen. Die Ensembles sind in diesem Jahr über den gesamten Zoo verteilt und nicht nur in einigen Bereichen aufgestellt.

Vor dem Zoo-Restaurant gibt es ein Bühnenprogramm mit chinesischen Artisten, im Lokal chinesische Snacks. Die eigentlichen Zoo-Bewohner stören übrigens weder die strahlende Tiere noch die menschlichen Besucher zur Abendzeit, versichert Landsberg: „Die Ställe sind offen, die Tiere können selbst entscheiden, ob sie draußen oder drinnen sind.“ Solange ihr Revier, also ihr Gehege, nicht verletzt werde, sei für sie alles in Ordnung. „Außerdem ist das China-Light-Festival eine fast schon andächtige Veranstaltung. Unsere Tiere sind von der Stadt ganz anderen Krach gewohnt“, sagt Landsberg.

Das könnte Sie auch interessieren:

KStA abonnieren