Besuch der NRW-MinisterinKölner Heinrich-Mann-Gymnasium zur „Talentschule“ ernannt

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Oberstufenschüler Till Rüber (r.) schildert Ministerin Gebauer (Mitte) die problematische Lage im naturwissenschaftlichen Trakt – die kennt Schulleiterin Birgit Bauer (2.v.r.) nur zu gut. 

  • NRW-Bildungsministerin Yvonne Gebauer besuchte das Heinrich-Mann-Gymnasium am Fühlinger Weg, da dieses mit Beginn des neuen Schuljahrs das Label „Talentschule“ trägt.
  • Das Programm, das vergangenes Jahr als Modellversuch initiiert wurde, richtet sich an Schulen, die in eher schwierigen Bezirken liegen.
  • Insgesamt soll es landesweit 60 solcher Talentschulen geben.

Volkhoven/Weiler/Mülheim – Die Ministerin kam pünktlich auf die Minute. Strahlend vor guter Laune, einen jadegrünen Schal um den Hals, entstieg Yvonne Gebauer, NRW-Ministerin für Schule und Bildung, der schwarzen Limousine. Die parkte vor dem Heinrich-Mann-Gymnasium am Fühlinger Weg. Das Empfangskomitee bildeten Birgit Bauer, kommissarische Schulleiterin, und Oberstufenkoordinator Sebastian Quadflieg. Für ihren Besuch nahm sich Gebauer fast den ganzen Vormittag lang Zeit. Nach der offiziellen Begrüßung in der Aula ließ sie sich von den Oberstufenschülern Alicia Brings und Till Rüber durchs Schulgebäude führen, Mängel wurden offen angesprochen. Zum Schluss fand eine Diskussion mit Schülern, Lehrern und Eltern statt.

Anlass des ministeriellen Besuchs war, dass das Gymnasium mit Beginn des laufenden Schuljahrs das Label „Talentschule“ trägt. So nennt sich ein Modellversuch, den die NRW-Landesregierung im vergangenen Jahr initiierte. Das Programm richtet sich an Schulen, die in einem eher schwierigen Bezirk liegen und eine heterogene Schülerschaft aufweisen. Eine Talentschule zeichnet sich dadurch aus, dass sie ein zusätzliches Unterrichtsangebot bietet, im naturwissenschaftlichen Bereich oder in der kulturellen Bildung.

Spracherwerb wird großgeschrieben

Die Lerninhalte heben auf die Lebenswelt der Schüler ab, das soll die Motivation stärken. Spracherwerb wird großgeschrieben, ebenso Elternarbeit. Soziale Angebote wie Streitschlichtung sollen das Schulklima positiv beeinflussen. Die Landesregierung wolle die Aufstiegs-Chancen sozial benachteiligter Kinder erhöhen, begründete Gebauer. „Die Entflechtung von Herkunft und Bildungserfolg ist eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe.“

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Das Heinrich-Mann-Gymnasium in Chroweiler

Insgesamt 60 solcher Talentschulen wird es landesweit geben. Sechs Jahre lang dürfen sie Erfahrungen sammeln, die fließen in eine Expertise ein. Im Februar wurden die ersten 35 Talentschulen ausgewählt, sie hatten sich im Bewerbungsverfahren durchgesetzt. Von neun Kölner Schulen, die an der ersten Runde teilnahmen, bestanden zwei: Das Heinrich-Mann-Gymnasium und die Mülheimer Gesamtschule Ferdinandstraße.

Ernennung zur Talentschule bedeutet mehr Geld

In der Praxis bedeutet die Ernennung zur Talentschule mehr Geld, unter anderem für Lehrerfortbildung, und mehr Personal. Das Volkhovener Gymnasium erhielt drei neue Lehrerstellen – Voraussetzung, um den Bereich „Kulturelle Bildung“ auszubauen. Die Schule hatte im Bewerbungsverfahren mit ihrem Konzept der „Profilklasse Musik-Theater-Mediales Gestalten (MTM)“ überzeugt. Seit zehn Jahren wird es angewendet.

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Dem Heinrich-Mann-Gymnasium bescheinigte Gebauer „eine hervorragende pädagogische Arbeit“, die auch Wirkung im Stadtteil entfalte. Vergleichbar sei die Profilklasse mit einer AG oder einem Wahlpflichtfach, erklärte Deutschlehrerin Ellen Zirden. Das Angebot habe es bislang nur in der Mittelstufe gegeben, mit den Mitteln aus dem Talentschulprogramm könne es auch auf die Unter- und Oberstufe ausgedehnt werden, sagte Barbara Kowalewski, die Deutsch und Latein unterrichtet.

Casting für MTM-Profiklasse

Das Interesse ist jedes Jahr so groß, dass ein Casting stattfinden muss: Dabei präsentieren sich die Schüler mit ihren künstlerischen Erzeugnissen oder Fähigkeiten, egal ob Singen, Malen, Schauspielern, Schreiben. Ein Lehrergremium entscheidet, wer in die MTM-Profilklasse aufgenommen wird. Die hat rund 30 Plätze und läuft drei Jahre lang ab Jahrgangsstufe 7. Zentraler Bestandteil ist, dass zum Ende eines Schuljahres eine öffentliche Aufführung stattfindet – die Bühnenerfahrung soll das Selbstbewusstsein heben.

Schwimmen und Klavierspielen, da habe sie den meisten Spaß, das seien ihre Talente, sagte Melanie (11) aus der 6 a. „Es gibt viele Profilkurse, vorher habe ich Kunst gemacht, jetzt mache ich Upcycling.“ Zwar gefalle ihr die Schule gut, doch habe sie einige „Problemstellen“, ungemütlich sei etwa der Keyboardraum im Keller. „Der ist nicht so toll, da macht das Spielen keinen Spaß.“ Das neue Mensagebäude dagegen sei „sehr schön“.

Seit Jahren eine Baustelle

Das Gymnasium in Volkhoven/Weiler ist seit Jahren eine Baustelle. Derzeit wird der Brandschutz modernisiert. Und im naturwissenschaftlichen Trakt steht die Generalsanierung an. „Die wird sich über Jahre hinziehen, wir brauchen aber Räume, um Experimente durchzuführen“, sorgte sich Chemielehrerin Veronika Baumgarten. Klagen über den baulichen Zustand höre sie in Kölner Schulen auffällig häufig, so Ministerin Gebauer. „Leider bin ich nicht zuständig.“

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