Radfahrt durch den BezirkZöllner lud zur Tour de Chorweiler

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Der Chorweiler Bezirksbürgermeister Reinhard Zöllner (im orangenen T-Shirt) hatte zur Radtour durch den Bezirk eingeladen.

Der Chorweiler Bezirksbürgermeister Reinhard Zöllner (im orangenen T-Shirt) hatte zur Radtour durch den Bezirk eingeladen.

Köln-Chorweiler – Diesmal war dem Bezirksbürgermeister eher nach Chillen zumute. Bloß nicht zu viel Programm, nicht wie in den Vorjahren eine Besichtigung nach der anderen. Diesmal sollte es eine gemütliche Tour werden, dafür wurde aber ordentlich Strecke gemacht.

Geradelt wurde in flottem Tempo bis über die Kölner Stadtgrenze hinaus, teils ging es über holprige Feldwege, am Ende kamen etliche Kilometer zusammen. Damit ihn niemand übersehen konnte, hatte sich Reinhard Zöllner ein T-Shirt in knalligem Orange übergestreift, er führte das Feld an, das war mit fast 30 Radfahrern immerhin so groß, dass Passanten mitunter staunend stehenblieben.

Der Bezirksbürgermeister veranstaltete seine traditionelle Radtour durch den Stadtbezirk, es war das fünfte Mal. Die Fahrt jedes Jahr im Frühling hat schon fast Kultcharakter, es gibt ein treues Stammpublikum. Auch Bezirkspolitiker wie zum Beispiel Wolfgang Kleinjans (Grüne) oder Bürgervereinsvorsitzende wie Manfred König aus Pesch sind regelmäßig mit von der Partie. Die beiden wurden von ihren Ehefrauen begleitet. Amalia König sagte: „Ich fahre gern mit, weil jedes Mal Orte dabei sind, die ich noch nicht kenne.“

Alles zum Thema Fühlinger See

Christian Freiherr von Landsberg-Velen informierte über Umbauten am Haus Arff, einem im 18. Jahrhundert erbauten Schloss. Am Fühlingen See startete die Gruppe ihre Rundfahrt.

Christian Freiherr von Landsberg-Velen informierte über Umbauten am Haus Arff, einem im 18. Jahrhundert erbauten Schloss. Am Fühlingen See startete die Gruppe ihre Rundfahrt.

Vom Fühlinger See ging es über Chorweiler und Blumenberg hoch bis zum Schloss Arff, von dort weiter nach Dormagen. Von der Rückseite des Chemiewerks gelangte die Gruppe auf die Bundesstraße B9 entlang des Rheins und fuhr nach Worringen. Am Zielort, dem Biergarten auf dem Gelände des SC Worringen, gab es Freibier für alle.

Christian Freiherr von Landsberg-Velen informierte über Umbauten am Haus Arff, einem im 18. Jahrhundert erbauten Schloss. Am Fühlingen See startete die Gruppe ihre Rundfahrt.

Christian Freiherr von Landsberg-Velen informierte über Umbauten am Haus Arff, einem im 18. Jahrhundert erbauten Schloss. Am Fühlingen See startete die Gruppe ihre Rundfahrt.

Start war am Fühlinger See. Auf der Pressetribüne des Turms an der Regattabahn wartete Hans-Georg Röhrig – Zöllner stellte ihn als „Herr des Fühlinger Sees“ vor. Röhrig ist Ehrenvorsitzender des Regattaverbandes und seit 2014 auch Vorsitzender des Fördervereins Fühlinger See. Er gab einen Überblick über die Aktivitäten. Die drehen sich vor allem darum, die Wasserqualität und damit auch den Erholungswert der Seenplatte zu erhalten. Die Wasserqualität sei keineswegs schlecht, sagte Röhrig, man sei vielmehr bemüht, einer Qualitätsminderung vorzubeugen. Mit drei Projekten wird das versucht: Einmal befindet sich im See eine Tiefenbelüftungsanlage, wo das Wasser mit Sauerstoff angereichert wird.

Zum anderen gibt es einen sogenannten Biopark, dort wird das Wasser von einem Becken in ein anderes gelenkt, gleitet dabei an Schilfpflanzen vorbei, die Schadstoffe absorbieren. Zudem wird das Wasser aus der Schwimmbadzone einer extra Reinigungsprozedur unterzogen: In Leitungen wird es quer durch den See zu einer Pumpstation geführt und mit Hilfe einer rotierenden Trommel von Schwebstoffen befreit. Die Regattabahn gehört zu den weltweit bedeutendsten Wettkampfstätten im Rudersport, sagte Röhrig. 1998 war sie Austragungsort der Ruder-Weltmeisterschaft. Manfred König erzählte, er erinnere sich noch gut daran, als der See in den 60er Jahren nur eine Ansammlung von Kiesgruben und Baggerseen war.

Das Barockschloss Arff ist eins der Schmuckstückchen im Bezirk Chorweiler. 

Das Barockschloss Arff ist eins der Schmuckstückchen im Bezirk Chorweiler. 

Die Radlergruppe hatte so eifrig in die Pedale getreten, dass sie eine Viertelstunde vor der verabredeten Zeit bei Haus Arff eintraf. Schon von weitem war das Barockschloss mit seinen rosafarbenen Mauern und dem markanten Uhrenturm zu sehen. Es liegt im Ortsteil Roggendorf. Pünktlich, die Uhr hatte die volle Stunde geschlagen, kam Christian Freiherr von Landsberg-Velen die Treppe herunter und begrüßte die Gäste. Der 32-Jährige ist der Schlossverwalter und Geschäftsführer der Schloss Arff Event GmbH & Co. KG. Eigentümer ist sein Vater Friedhelm. Das Anwesen ist derzeit eine große Baustelle. Eine Scheune wird zum Veranstaltungssaal umgebaut, vor der Einfahrt wird ein Parkplatz mit 120 Stellplätzen angelegt. Der Innenhof soll denkmalgerecht neu gestaltet werden. Auch im Schloss sind Restaurierungsarbeiten im Gange. Der Veranstaltungsort für Hochzeiten, Firmenfeiern und andere Festivitäten, wird grundlegend saniert.

Das ganze Jahr über werden Räume zu mieten sein, erklärte Landsberg-Velen die Absicht hinter dem Umbau. In langwierigen Verhandlungen mit der Stadt Köln sei es gelungen, das Schloss aus der Wohnraumnutzung herauszunehmen und in die gewerbliche Nutzung zu überführen.

Vier Millionen Euro investiert die Familie Landsberg-Velen, um Haus Arff zur Event-Location auszubauen, allein eine Million Euro sind für die Gas-, Strom- und sonstigen Leitungen nötig. Das Schloss war bislang noch nicht mal ans örtliche Wassernetz angeschlossen.

Schloss mit Wassergraben

Eine Herausforderung sei der Denkmalschutz, so Landsberg-Velen. Selbst einzelne Farbtöne müssten genehmigt werden. Bei der 250 Jahre alten Scheune stellten sich Statikprobleme, das Dach musste mit einer Stahlkonstruktion gesichert werden. Schloss Arff wurde Mitte des 18. Jahrhunderts erbaut, von Anfang an diente es als Maison de Plaisance (frz.: Haus des Vergnügens) nur dem Freizeitzweck – ähnlich dem Schloss Falkenlust in Brühl.

Ein Wassergraben hielt einst ungebetene Gäste fern, das Wasser hat sich aber mit dem Braunkohleabbau in den 1960er Jahren verzogen. Die Quellenlage zur Baugeschichte sei dürftig, sagte Landsberg-Velen, eine Historikerin sei mit der Erforschung beauftragt.

Am Ende der Radtour schwärmte Gertraud Link aus Seeberg, die zum ersten Mal mitgeradelt war: „Das war ein ganz toller Tag, superinteressant fand ich auch die vielen Grünwege, die wir genommen haben.“

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