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CoronaKölner Seniorenheime sollen Besucher testen – Einrichtungen sind überfordert

Lesezeit 5 Minuten
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Corona-Test am Seniorenzentrum Arnold-Overzier-Haus

Köln – Die Enkelin oder ein alter Kollege – Bewohner von Senioren- und Pflegeheimen freuen sich meist sehr über Besuch. Vor allem nach der Zeit des Lockdowns, in der sie sehr unter der Einsamkeit gelitten haben. Doch die Infektionszahlen steigen und viele Heim-Bewohner gehören zur Hochrisikogruppe. Die Einrichtungen sind deswegen jetzt verpflichtet, auch Besucher zu testen – wenn diese nicht schon ein aktuelles negatives Testergebnis dabei haben.

Das ist eine riesen Herausforderung, denn die Pflegekräfte sind ohnehin schon extrem belastet. Und die Heime müssen nun nicht nur große Mengen an Tests beschaffen. Sie mussten dem Gesundheitsamt auch ein eigenes Test-Konzept vorlegen und gleichzeitig die Pflegekräfte schulen, die dann später die Besucher testen sollen.

Köln-Riehl: Eigenes Testzentrum im Seniorenzentrum

Das städtische Seniorenzentrum Riehl hat in einer Cafeteria ein Testzentrum eingerichtet. Hier können sich die Besucher zu bestimmten Zeiten testen lassen. „Das war ein Kraftakt“, erzählt Anna Seelentag, die den Geschäftsbereich Pflege leitet. Denn wie vieles in der Corona-Zeit, sei die neue Regelung sehr kurzfristig gekommen. Zusätzliches Personal konnte sie nicht einstellen: „Der Markt ist leer gefegt“. Und so ähnlich sieht es auch mit den Tests aus, die nicht ganz einfach zu bekommen sind.Trotzdem findet Anna Seelentag, dass die Schnelltests ein gutes Instrument sind, um die Besuche in den Heimen sicherer zu gestalten. „Und Besuche wollen wir ja für unsere Bewohner unbedingt weiterhin möglich machen.“

Am Montag öffnete das Testzentrum in Riehl zum ersten Mal. Bruno Müller wollte eigentlich eine Bekannte besuchen. Er erzählt von langen Schlangen, in denen auch frierende Seniorinnen mit ihrem Rollator stundenlang auf ihren Test warteten. Er selbst ist wieder nach Hause gegangen. Zwar hat er Verständnis für die Überlastung des Seniorenzentrums, das die Tests in sehr kurzer Zeit organisieren musste. Aber: „Das Recht auf Besuch der Pflegebedürftigen muss auch in Corona-Zeiten sichergestellt werden“, findet er.

Direktor der Seniorenresidenz am Dom: „Wie sollen wir das schaffen?“

Ein eigenes Testzentrum wie in Riehl – das ist für kleinere Einrichtungen völlig unrealistisch. Genauso wie die Anforderung, jeden einzelnen Besucher zu testen. „Wir haben 90 Pflegeplätze stationär und 65 Bewohner ambulant – wenn jeder davon nur einmal am Tag Besuch bekäme und wir rechnen 20 Minuten pro Test. Wie sollen wir das schaffen?“ fragt Peter Neuß, Direktor der Seniorenresidenz am Dom. „Es ist für alle eine schwierige Situation.“ Denn grundsätzlich findet er es sinnvoll, mehr zu testen. Auch er musste ein Test-Konzept einreichen – Besucher sollen in der Seniorenresidenz zum Beispiel getestet werden, wenn es in ihrem Umfeld Corona-Fälle gibt.

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Dass nun die Seniorenheime selbst für die Tests verantwortlich sind, empfindet auch Stephanie Kirsch als „als zusätzliche Belastung für die ohnehin zu gering bemessenen Pflegeteams, denen zurzeit besonders viel zugemutet wird.“ Die Geschäftsführerin der „Seniorenhaus GmbH der Cellitinnen zur hl. Maria“ versucht jetzt, kurzfristig zusätzliches Personal für die Tests zu finden. „Nur so können wir alle Mitarbeiter und Bewohner regelmäßig testen sowie bei Besuchern Stichproben durchführen. Dies bedeutet jedoch einen enormen zusätzlichen Aufwand, den es in der Kürze der Zeit zu koordinieren gilt.“ Und ob die zusätzlichen Personalkosten übernommen werden, wisse sie noch gar nicht.

Wo Kölner einen Corona-Test machen können

Corona-Teststellen in Köln

Personen mit Covid-19-Symptomen sollen ihren Hausarzt oder den ärztlichen Bereitschaftsdienst (Nummer: 116117) kontaktieren. Wer akute Atemnot hat, soll sofort den Notruf 112 wählen.

Bei Hausärzten kann sich jeder testen lassen, ob man nun zur Risikogruppe gehört, aus einem Risikogebiet eingereist ist, eine rote Warnung über die Corona-App erhalten hat oder sich ohne triftigen Grund auf das Coronavirus untersuchen lassen möchte. Es gelten die Öffnungszeiten des jeweiligen Arzts.

Im Infektionsschutzzentrum Uniklinik können sich montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr Einreisende aus Risikogebieten, Angehörige einer Risikogruppe und Menschen mit roter App-Meldung testen lassen.

Im Infektionsschutzzentrum Neumarkt (Gesundheitsamt) können sich montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr Einreisende aus Risikogebieten und Menschen mit einer roten App-Warnung testen lassen.

Am Hauptbahnhof können sich täglich von 7 bis 23 Uhr Einreisende aus Risikogebieten und Menschen mit einer roten App-Warnung testen lassen. Ein Test ohne konkreten Anlass kostet 59 Euro.

Am Flughafen können sich jeden Tag 24 Stunden lang Einreisende aus Risikogebieten und Menschen mit einer roten App-Warnung testen lassen. Ein Test ohne konkreten Anlass kostet 59 Euro.

Mein Corona-Schnelltest in der Lintgasse 14 bietet Antigen-Schnelltests an. Das Angebot kostet 35,90 Euro, online muss ein Termin vereinbart werden. Menschen mit Symptomen dürfen nicht kommen.

Den „Corona Walk-in in der Bonner Straße 178 kann man ohne Termin aufsuchen. Der Test kostet 75 Euro.

Die Firma Medicare Logistic, bietet im Josef-Haubrich-Hof 5 Antigen-Schnelltests für 39,90 Euro einen mobilen Testservice für Unternehmen, Schulen und sonstige Einrichtungen an. Online-Termin erforderlich.

In der Schildergasse 24 hat die Firma Smart-med-Test ein Zentrum eröffnet. Antigen-Schnelltests kosten 37,80 Euro, PCR-Tests 87,98 Euro, Antikörpertests, mit denen eine durchgemachte Corona-Infektion nachgewiesen werden sollen, kosten 47,80 Euro. Online-Termin erforderlich.

In medizinischen Laboren können sich Einreisende aus Risikogebieten oder Angehörige einer Risikogruppe testen lassen – mit einer ärztlichen Überweisung oder als Selbstzahler (die Kosten variieren). Die Labore raten jedoch davon ab, direkt dort hin zu gehen, da die Einrichtungen derzeit stark überlastet sind.

In Rodenkirchen ist Anfang Dezember ein neues PCR-Testzentrum in der Ringstraße 44 eröffnet worden. Ein Test kostet 81 Euro, der Befund soll nach 24 Stunden vorliegen. (og)

„Schnelltests können uns zusätzliche Sicherheit geben“, sagt Elisabeth Römisch, die zwei Seniorenheime und einen ambulanten Pflegedienst leitet. „Aber wenn wir jeden Besucher testen, können wir das bald nicht mehr stemmen.“ Dass die Bewohner weiterhin Besuch empfangen können, ist ihr besonders wichtig: „Ich versuche alles, um ein Besuchsverbot wie im Frühjahr zu verhindern.“ Also hat auch sie ein Konzept erarbeitet und 9000 Schnelltests bestellt. Ein freies Wochenende? Fehlanzeige. „Das kann sich kein Mensch vorstellen, was die Corona-Pandemie für uns bedeutet.“