Trotz Corona und RegenSo machen sich Kölnerinnen und Kölner den Sommer schön

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Pascal Fischer Frederike Neu

 Pascal Fischer (29), Studierender und Friseur und Frederike Neu (21), Sozialarbeiterin

Köln – Neben der angespannten pandemischen Situation will der Sommer in Köln auch wettertechnisch einfach nicht in die Gänge kommen. Damit die Laune nicht so trüb bleibt wie das Wetter, haben wir einen bunten Querschnitt von Kölnerinnen und Kölnern gefragt, wie sie sich den Sommer heiterer gestalteten. Aus den Ergebnissen lassen sich einige Tipps ableiten, um das heimische Wohlfühl-Klima wieder deutlich zu verbessern.

Zeit mit der Familie verbringen

Günther Beisel

Günter Beisel (72), Betreiber eines Online Gesundheitsportals

„Ich versuche die Möglichkeiten zu nutzen, das heißt wir wollen jetzt wieder verstärkt in Konzerte und Schauspiel gehen. Wir treffen uns mit Freunden. Da ja schon relativ viel gelockert ist, vermisse ich nichts besonders. Nächste Woche fahren ich und meine Frau an den Bodensee und treffen uns mit Sohn und Familie, ein Familientreffen.“

Kleine Sachen unternehmen

. Harald Bortz mit Rhea und Mara

Harald Bortz (53), Yoga-Lehrer/ Rhea Mrowka (10), Schülerin / Mara Mrowka (14), Schülerin

Mara: „Ich war die letzte halbe Woche bei einer Freundin zu Besuch. Das war wie ein kleiner Urlaub und das fand ich sehr gut.“

Harald: „Mir gefällt es, in Köln selbst kleine Sachen zu unternehmen, wie essen- oder etwas trinken gehen. Kleinere Ausflüge in die Eifel gehen zurzeit ja auch nicht. Zuhause ist es zwar auch schön, aber man braucht auch manchmal ein bisschen Abwechslung. Wir gehen häufig in Cafés, die wir auch schon während des Lockdowns nach Möglichkeit finanziell unterstützt haben.

Rhea: „Ich fand es schön ins Café zu gehen. Und wir wollen unsere Großeltern besuchen.“

Harald: „Das Verabreden mit Freunden fehlt mir. Das geht im Sommer jetzt zumindest etwas besser, als im Frühjahr. Den Kindern fehlt die Schule – das ist katastrophal.“

Mara: „Im Homeschooling fand ich es noch ganz okay, aber da war ich so ziemlich die Einzige. Wir haben dann irgendwann schon ziemlich aufeinander gehockt und es war dann sehr schön, wieder die Freunde sehen zu können und auch wieder in die Schule zu gehen.“

Rhea: „Für mich war das Homeschooling schon nervig, vor allem, weil es dann mein letztes Schuljahr in der Grundschule war und dann hat ich nicht so viel Zeit mit der anderen Klasse. Auch den Sturm neulich fand ich nicht so toll, da ist an der Schule auch was kaputt gegangen.“

Harald: „Zumindest sind wir in der ersten Ferienwoche nach Holland gefahren, zum Glück ging das mit den Zahlen. Fernurlaub machen wir sowieso nicht. Wir fliegen aus ökologischen Gründen nicht und machen dann eher kurze Reisen. Wir freuen uns die Großeltern kommende Woche in Hessen zu sehen.

Am Rhein Skateboard fahren

Philip Kayser

Philip Kayser (30)

„Für bessere Laune diesen Sommer gehe ich in Köln unten am Rhein Skateboard fahren. Da kann man auch schön sitzen und gucken und es gibt einen Biergarten. Das mache ich, wenn ich mal abschalten möchte. Mit Freunden gehen wir meistens in der Südstadt am Kiosk an der Ecke ein Bier trinken. Ich muss zugeben: Zurzeit vermisse ich schon ein bisschen das Feiern und mit mehreren Menschen zusammen zu sein. Am Anfang war das kein Problem, aber heute ist das Wetter mal schön und da vermiss ich's doch. Da fehlt die laute Musik. Die bringt immer viele Leute zusammen und das ist natürlich schwer im Moment. Ich habe zwar geplant, einen Urlaub zu machen, aber der steht jetzt auch schon wieder auf der Kippe. Das Weiteste, wohin ich die letzten zwei Jahre gekommen bin, war Berlin (lacht), aber das war auch schön.“

Kleine Highlights schaffen

Pascal Fischer Frederike Neu

 Pascal Fischer (29), Studierender und Friseur und Frederike Neu (21), Sozialarbeiterin

Pascal: „Ich versuche, mir kleine Highlights zu schaffen.“

Frederike: „Ich würde auf jeden Fall sagen, wenn man eine feste Kontaktperson hat, hilft das schon viel. Ich versuche, regelmäßig Kontakt zu anderen Leuten zu haben – vorausgesetzt natürlich, die Beteiligten sind geimpft, getestet und alles ist sicher.“

Pascal: „Wie viele habe ich auch das Wandern und Spazierengehen für mich entdeckt. Das kann man ja auch hier um Köln herum sehr gut, zum Beispiel war ich am Drachenfels bei Bonn und nächste Woche geht es zur Merheimer Heide.“

Frederike: „Ansonsten sind Klassiker wie der Rhein auch schön!“

Pascal: „Trotzdem habe ich das gute Wetter vermisst.“

Frederike: „Das geht mir auch so. Und sich in größeren Gruppen treffen zu können fehlt. Auch das typisch studentische Feiern fehlt mir.

Pascal: „Das fehlt sehr! Als Ausgleich neben der Uni habe ich vor, demnächst zu meiner Familie in den Schwarzwald zu fahren, aber sonst ist mir das Verreisen gerade zu heikel.“

Frederike: „Im sozialen Bereich gibt es zurzeit viel mehr Arbeit, deswegen habe ich keine Zeit für Urlaub.“

Sachen auf dem Balkon anbauen

Isabel Schröder

Isabel Schröder (28), Sozialarbeiterin

„Mir hat in der Coronazeit geholfen, dass wir zwei, drei feste Haushalte hatten, mit denen wir abwechselnd etwas unternommen haben. Wir hatten gemeinsame Kochabende und es hat sehr geholfen, sich austauschen zu können. Das gegenseitige Beschweren und Zuhören über Corona und das schlechte Wetter hat gutgetan! Außerdem sind wir umgezogen, weil wir eine kleine Wohnung hatten – ohne Balkon – und dann auf einmal im Homeoffice saßen.

Es war ein großes Glück für uns, dass wir die Möglichkeit hatten, in eine größere Wohnung mit Balkon umziehen zu können. Und dann haben wir angefangen, Sachen auf dem Balkon anzubauen. Also Kräuter, Tomaten und Mini-Zucchinis haben wir gezogen und das hat unsere Stimmung verbessert, das war ganz cool. Ich habe diesen Sommer das Spontane vermisst. Zum Beispiel sich ohne Gedanken verabreden zu können und zu sagen: Komm, wir fahren an den See.

Das war immer mit viel Planung verbunden wie Vorbuchungen und Überlegungen, ob es platztechnisch passt – was ja auch verständlich ist, aber das Lockere hat gefehlt. Auch wenn es zahlenmäßig mit den Freunden okay war, hatte man doch manchmal ein schlechtes Gewissen. Im Mai waren wir einen Monat im Bully unterwegs und das tat super gut, allerdings muss man dazu sagen, dass wir eigentlich ein halbes Jahr lang zu zweit mit dem Bully unterwegs sein wollten und das war so die komprimierte Fassung.“

Ins Kino gehen

Fabian Scheuss

Fabian Scheuss (33)

„Ich finde es zurzeit schwer, eine Beschäftigung zu finden. Grundsätzlich kann man natürlich an den Rhein und die Rheinwiesen, aber da wird es häufig auch sehr voll. Man muss sich Orte suchen, die nicht so bekannt sind, wie den Königsforst oder auch mal die Uhrzeiten nach Möglichkeit anpassen und früher oder später gehen, damit man den Stoßzeiten ausweichen kann.

Jetzt haben aber ja die Kinos auch wieder auf. Ich finde es eine gute Möglichkeit, diese zu unterstützen. Da man vor Ort ja eh die Abstände einhalten muss, erscheinen mir Kinos eine sichere und gute Idee zu sein. Obwohl viele meiner Freunde mittlerweile geimpft sind, halten wir uns viel draußen auf und gehen spazieren, ab und an kochen wir auch zusammen.

An Corona habe ich mich gewöhnt, aber die Folgen des Hochwassers schlagen mir sehr auf die Stimmung – schlimmer geht’s nicht! Dabei ärgert mich auch, dass die Warnungssysteme nicht gut genug funktioniert haben. Deutschland steht sich da auch selbst auf den Füßen, man könnte eigentlich per SMS warnen oder per Radio, da gab es einige Fehler. Urlaubspläne habe ich zurzeit nicht und Fliegen hebe ich mir lieber dafür auf, wenn ich dringend irgendwohin muss. Also dieses Jahr werde ich höchstens mal in Deutschland woanders hinfahren.“

Sich um den Schrebergarten kümmern 

Brigitte Zanbito

Brigitte Zambito (64), Rentnerin

„Ich hab einen Schrebergarten, da halte ich mich oft auf und versuche mir die gute Laune trotz allem zu bewahren. Mir fehlt es ganz besonders der Urlaub. Ich war mehrere Jahre nicht mehr weg und mein Mann ist leider krank, das heißt dieses Jahr können wir auch nicht fahren. Hoffentlich geht es im nächsten Jahr dann wieder, aber mal schauen.“

Die Wohnung renovieren

Yui

Yui Jarumanee (43), Kaufmännische Angestellte

„Ich nutze die Zeit, um meine Wohnung zu renovieren und verbringe mit meiner Tochter viel Zeit in unserem Innenhofgarten. Die gewonnene Zeit verbringe ich selbst mit viel Lesen und Ausmisten. Mit der Kleinen spiele ich viel, wir gehen ins Kino – das geht ja gerade noch so –, besuchen Museen und wir sind zurzeit generell viel im Freien.

Das Wetter ist zwar nicht so gut, aber wir versuchen, die schönen Stunden draußen mit einer Menge Bewegung zu nutzen. Eigentlich wird uns nicht langweilig. Wir genießen im Gegensatz zum Alltagstrott mehr die Familienzeit. Aber die schlechte Stimmung von vielen anderen Menschen ist leider häufig belastend. Ich sehe das auch aus einem etwas anderen Blickwinkel, weil ich aus einem Land komme, in dem der Staat die Leute weniger unterstützt. Auch wenn Staatshilfen langsam kommen, gibt es zumindest welche, die man beantragen kann und auch gesundheitstechnisch wird man versorgt, falls etwas passiert. Im Großen und Ganzen geht es uns gut. Ich glaube, das verlieren viele  Menschen aus den Augen. Wir hatten in letzter Zeit viele Auseinandersetzungen mit fremden Menschen, zum Beispiel Rücksichtslosigkeiten oder unaufmerksames Verhalten beim Einkaufen. Das war schon sehr auffällig. Urlaubsideen haben wir viele gesammelt, aber möchten sie gerade noch nicht umsetzen, da sich die Situation so schnell ändert. Für uns bedeutet Erholung nicht zwangsläufig Strandurlaub, sondern die Natur zu genießen, egal ob das jetzt hier ist oder irgendwo anders. Es geht darum, einfach aus dem Gewohnten herauszukommen. Wir sind da nicht so dogmatisch, dass es immer weit weg sein muss.“

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