Corona zum FestAlbtraum für Kölns gefragtesten Weihnachtsmann

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Weihnachtsmann

Köln – Diese Weihnachtszeit ist für Kölns gefragtesten Weihnachtsmann eine ganz neue Erfahrung. „Entspannt“ sei die Lage an der Himmelsfront. Es ist Pandemie-Weihnacht und der Mann mit Rauschebart, weißer, wallender Lockenmähne und goldener Brille muss wie das irdische Fußvolk kürzer treten und Kontakte reduzieren. Seit weit über 20 Jahren ist der Kölner Stefan Dößereck, der nach eigenen Angaben zu den gefragtesten Weihnachtsmännern der gesamten Rheinschiene gehört, in diesen Tagen rastlos unterwegs.

3000 Auftritte absolviert

Wochenlang wandelt er in normalen Jahren mal mit Mitra als Bischof Nikolaus und mal mit Zipfelmütze als Weihnachtsmann über die kölschen Weihnachtsmärkte, absolviert ehrenamtlich Auftritte in Pflegeheimen, beglückt Firmenweihnachtsfeiern und eilt abends von Familie zu Familie. 3000 Auftritte hat er dokumentiert, über 150 Einsätze pro Weihnachtssaison. Nur in diesem Jahr ist alles anders.

Nikolaus als Superspreader

Vor ein paar Jahren träumte Dößereck den Albtraum jedes Weihnachtsmannes: „Ich träumte, es ist Heiligabend und ich habe keinen Auftritt“, erzählt er lachend. Dass dieses Szenario mal Potenzial für die Realität haben könnte, hätte er allerdings im Traum nicht gedacht. Viele Debatten habe es unter seinen vielen Weihnachtsmannkollegen gegeben, erzählt er. Erst recht nach solchen Berichten wie aus Belgien, wo in einem Seniorenheim der Nikolaus zum Superspreader wurde. Pflegeheime, da war er sich mit seinen Kollegen einig, sind in diesem Jahr für Nikoläuse und Weihnachtsmänner verbotene Zonen. Und für Nikolaus-Drive-Ins wie im bayerischen Tischenreuth konnte sich auch nicht jeder erwärmen.

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Sabbatical für Weihnachtsmänner

Viele von Dößerecks Weihnachtsmann-Kollegen machen daher in diesem Jahr ein konsequentes Sabbatical. Der Weihnachtsmann ist einfach mal weg. Auftritte in größerem Rahmen kamen auch für Dößereck nicht in Frage, ebenso wenig wie glühweinselige Selfies oder Kinder auf den Knien. Aber so gänzlich auf die Rolle seines Lebens verzichten, das wollte er dann doch nicht und entwickelte ein Hygienekonzept für Weihnachtsmänner. „In manchen Familien ist die Sehnsucht nach einem Besuch des Weihnachtsmanns nämlich gerade in diesem Jahr sehr hoch.“ Kurz vor Weihnachten ereilten ihn ein paar Anrufe von Familien, die ihren langjährigen Stamm-Weihnachtsmann geradezu beknieten, doch gerade nach diesen auch für die Kinder schwierigen Monaten mal kurz vorbeizuschauen. Zumindest im Garten. Auf Abstand.

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Rauschebart mit Mundschutz

„Eigentlich ist das Weihnachtsmann-Outfit ja per se schon einigermaßen coronatauglich: Weiße Handschuhe und der riesige weiße, wuchernde Rauschebart quasi als natürlicher Mundschutz“, sagt Dößereck lachend. Er hat aber noch mal aufgerüstet, um seiner Mission zumindest im sehr reduzierten Rahmen nachzugehen: mit farblich exzellent ins Kostüm integrierbaren FFP2-Maske, weißen Wechselhandschuhen und in diesem Jahr besonders respektvollem Abstand der Kinder. Mit diesem Konzept hat er sich doch von paar Familien für Außen-Besuche breitschlagen lassen. Ein Wort werde in seiner Ansprache an die Kinder allerdings nicht vorkommen: Corona. Und seine Botschaft an die Erwachsenen ist, doch mal anders auf dieses Weihnachtsfest zu schauen: „Eigentlich ist es doch – ganz abgesehen von Corona  – ein Weihnachtsfest, so wie es ursprünglich mal gedacht war: Ohne Konsumterror und Rennerei bis zum Schluss, mit Zeit zum In sich gehen und für Muße.“ Nächstes Jahr aber, das ist für ihn schon jetzt sonnenklar, gibt der kölsche Weihnachtsmann wieder Vollgas: Die meisten seiner Kunden und auch die Pflegeheime, die er ehrenamtlich besucht hat, haben ihn zum Selbst-Trost gleich fürs nächste Jahr gebucht. „Mein Weihnachtsmann-Kalender 2021 ist schon randvoll.“

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