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„Dachhaie“Unseriöse Handwerker in Köln und Region unterwegs – Großfamilie im Fokus

Lesezeit 3 Minuten
Ein Dachdecker arbeitet auf einem Dach.

Die Handwerkskammer warnt vor unseriösen Haustürgeschäften, bei denen die Verbraucherinnen und Verbraucher am Ende draufzahlen.

Die Handwerkskammer zu Köln mahnt die Verbraucherinnen und Verbraucher, insbesondere bei Haustürgeschäften, zur Vorsicht. 

In Köln und Region sollen sich laut der Stadt Köln seit einiger Zeit Fälle von sogenannten „Dachhaien“ häufen. Damit werden landläufig angebliche Handwerker bezeichnet, die an Haustüren klingeln, spontane Reparaturarbeiten anbieten und manchmal ohne explizite Auftragserteilung mit den Arbeiten beginnen. Dabei werden teilweise hohe erste Abschlagszahlungen gefordert. Die Arbeiten sind oft von minderer Qualität und die Betriebe nicht in der Handwerksrolle eingetragen.

Im Mai 2025 meldete das Ordnungsamt des Kreises Oberberg eine Warnung mit dem Hinweis auf die Stadt Köln: „Im Bereich der Stadt Köln häufen sich aktuell derartige Verfahren. Es liegt die Vermutung nahe, dass diese ‚Welle‘ auch auf das Oberbergische ausstrahlen wird.“ Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ erklärte die Stadt, dass seit 2024 Gewerbetreibende aus mutmaßlich einer Großfamilie sieben Gewerbeanmeldungen im Dachdeckerhandwerk in Köln beantragt hätten. Die dahinterstehenden Betriebe seien nicht in der Handwerksrolle eingetragen. Es gebe allerdings auch keinen Hinweis auf eine Ausübung des Dachdeckerhandwerks.

Stadt Köln prüft derzeit, wie sie mit „Dachhaien“ umgehen kann

Dem entgegen soll es laut der Stadt Köln drei Berichte verschiedener Polizeidienststellen aus NRW, Niedersachen und Hessen geben. Demnach bieten Mitglieder dieser Großfamilie im Rahmen von Haustürgeschäften die Erneuerung von Dachrinnen oder ähnliches an. Die „Handwerker“ seien „teilweise weder im Besitz einer Gewerbemeldung noch einer Reisegewerbekarte“ und daher nicht zur Ausführung der Arbeiten berechtigt. Diese Fälle seien überwiegend aus dem ländlichen Raum gemeldet worden.

Die Stadt Köln prüft derzeit, wie sie hinsichtlich Nachweisbarkeit und Verfolgung umgehen kann. Zudem möchte sie sich mit Städten wie Berlin, Hamburg und den Großstädten im Ruhrgebiet austauschen, die „mehr Erfahrung mit solchen Fällen haben“.

Handwerkskammer wünscht sich mehr Unterstützung der Behörden

Eine Anfrage bei der Handwerkskammer zu Köln ergab, dass Vorgänge wie die der sogenannten „Dachhaie“ bekannt sind. „Als Handwerkskammer zu Köln verfolgen wir die Aktivitäten der sogenannten Dachhaie, aber auch anderer unseriöser Zeitgenossen, die sich das Vertrauen argloser Verbraucherinnen und Verbraucher, häufig älterer Mitmenschen, erschleichen, mit großer Sorge“, erklärt Thomas Rademacher, der Präsident der Handwerkskammer zu Köln.

Neben den finanziellen Schäden stehe auch das Image des seriösen Handwerks auf dem Spiel. „Sehr häufig nehmen sich als lokale Handwerksunternehmen ausgebende ‚Drückerkolonnen‘ Arbeiten vor, für die sie weder Qualifikation noch Berechtigung haben.“ Die durchgeführten Arbeiten seien zudem teilweise gar nicht notwendig und vollkommen überteuert. Er wünscht sich mehr Unterstützung von den Behörden, da die Weiterverfolgung der „Dachhaie“ ohne festen Unternehmenssitz schwierig sei.

Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ bestätigt die Kölner Polizei vereinzelte Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit nicht erbrachten oder minderwertigen Handwerkerleistungen. Eine Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer war bisher jedoch nicht erforderlich gewesen. Im Rahmen der Ermittlungsverfahren müsse die Staatsanwaltschaft abwägen, ob es sich um eine zivilrechtliche Streitigkeit handele oder ob eine strafrechtliche Handlung vorliege.

Thomas Rademacher rät Verbraucherinnen und Verbrauchern: „Wenn handwerkliche Unterstützung benötigt wird, sollte immer der Handwerksbetrieb des Vertrauens, idealerweise aus dem lokalen Umfeld, zu Rate gezogen werden.“ (els)