Tag des offenen DenkmalsAm Wochenende können Kölner Kriegsbunker erkundet werden

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Robert Schwienbacher beim Kurbeln an der Frischluftzufuhr.

Köln – Robert Schwienbacher öffnet eine der schweren Drucktüren, durch die im Ernstfall bis zu 742 Menschen Einlass gefunden hätten. So alt, wie das Baujahr des Hochbunkers an der Elsaßstraße vermutet lässt, sind die Türen nicht. Sie stammen aus dem Jahr 1983. Denn der Betonbau wurde zwar im Zweiten Weltkrieg relativ unauffällig in die Häuserzeile eingefügt, aber in den 1980er Jahren im Inneren modernisiert: „Das ist einer von drei Hochbunkern in Köln, die man nochmal für den Kalten Krieg ertüchtigt hat“, sagt Robert Schwienbacher vom „Institut für Festungsarchitektur“ (Crifa). Noch vor 22 Jahren sei die Anlage zum letzten Mal gewartet worden.

Am Samstag und Sonntag, 10. und 11. September, öffnen sich zum „Tag des offenen Denkmals“ viele Türen historisch wertvoller Gebäude. Rund 500 Informationsangebote und Führungen, Vorträge Ausstellungen, Exkursionen und Workshops an mehr als 150 Orten kündigt die Stadt an. Ob Eigelsteintorburg, Rodenkirchener Brücke oder Straßenbahnmuseum Thielenbruch – das Angebot ist groß.

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Für den Tag des offenen Denkmals haben die Crifa-Mitglieder die Grundrisse der ehemaligen Bunkerzellen aus dem 2. Weltkrieg mit Kreide nachgezeichnet.

Auch der Hochbunker Elsaßstraße steht am 11. September zwischen 12 und 18 Uhr allen Interessierten offen. Alle 15 Minuten starten neue Führungen durch das Denkmal, um 15. 30 Uhr ist zudem eine Führung in Gebärdensprache geplant, um 16.30 Uhr eine für Blinde und Sehbehinderte. Der „Chaos Comic Club“ präsentiert eine Sonderausstellung unter dem Motto „Hurra, die Welt geht unter – oder nicht?“.

Viele Bunker am Tag des Denkmals in Köln geöffnet

Auf die Teilnehmer der rund dreiviertelstündigen Führungen wartet eine fensterlose Welt aus Beton, die den Insassen bei atomarem Beschuss zwölf Stunden Unterschlupf gewähren sollte. „Das ist der blanke Hohn gewesen“, sagt Robert Schwienbacher: „Auch dieser Bau hätten keinen Schutz vor Atomwaffen geboten.“

Die Ausstattung war zudem recht dürftig. Ein Notstromaggregat gab es nicht. Wäre der Strom ausgefallen, hätte die Frischluftzufuhr per Kurbel bedient werden müssen. Am Tag des offenen Denkmals dürfen die Besucher das Prinzip selbst ausprobieren. Sie können zudem nachvollziehen, wie der Bunker im Zweiten Weltkrieg aufgeteilt war: Die Grundrisse der winzigen Zellen, in denen die Schutzsuchenden auf Stockbetten übernachteten, haben die Crifa-Mitglieder mit Kreide auf den Boden nachgezeichnet. Denn in den 1980er Jahren wurden die Trennmauern entfernt.

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Historische Fotos zeigen den Bunker während des Baus und mit Beschädigungen durch Bombenbeschuss. Nach dem Krieg diente er einige Jahre lang für Notunterkünfte. Robert Schwienbacher geht davon aus, dass das Denkmal an der Elsaßstraße zum letzten Mal öffentlich zu besichtigen sein wird. Der Bund als Eigentümer plane, die Immobilie zu verkaufen.

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