Die Pandemie bremst den Diskussionsbedarf aus

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Ehrenfeld –  Zukunftspläne für zwei große Grundstücke, die viel Platz für neue Wohnhäuser bieten würden, und das Dauerthema Parkplätze – beides im Stadtteil Ehrenfeld – hätten der Bezirksvertretung Ehrenfeld viel Diskussionsstoff geboten. Aber vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie wurde auch die für kommenden Montag, 23. März, 17 Uhr, vorgesehene Sitzung abgesagt.

„Wir haben es uns nicht leicht gemacht“, sagt Bezirksbürgermeister Josef Wirges, „aber die Verantwortung für die Gesundheit der Mitglieder des Gremiums, der Verwaltungsmitarbeiter und des Publikums wiegt schwerer.“ Es schmerze sehr in Anbetracht der wichtigen Themen, die jetzt aufgeschoben werden müssten. Ob die nächsten Termine im Sitzungskalender – am 11. Mai oder am 15. Juni – stattfinden können, ist für Wirges noch völlig offen. Er denkt sogar noch weiter: „Ich könnte mir vorstellen, dass der Termin der Kommunalwahl im September unter Umständen verschoben werden muss“, sagt Josef Wirges.

Derweil müssen die Diskussion und die Beschlussfassung über mehrere Bürgereingaben zum Thema Bewohnerparken in Ehrenfeld auf einen späteren Zeitpunkt geschoben werden. Seit im November ein großflächiges Gebiet zwischen Gürtel und Innerer Kanalstraße mit bezahlpflichtigen Stellplätzen ausgestattet wurde, sind viele Bewohner, die ein Auto haben, unzufrieden. Der kostenpflichtige Parkausweis für 30 Euro im Jahr ist nicht der Stein des Anstoßes, sondern die Tatsache, dass eine Vielzahl von früheren Abstellplätzen zur Verbotszone erklärt wurde.

Damit sollen die Gehwege freigehalten werden, auf denen es sonst für Passanten – insbesondere mit Rollatoren oder Rollstühlen – eng wird. Aus angrenzenden Straßen außerhalb des Bewohnerparkgebiets wird inzwischen eine Flut abgestellter Autos gemeldet. Hier fordern die Anwohner entsprechende Maßnahmen, am besten die Ausweitung des Bewohnerparkgebiets.

Auf der Tagesordnung war außerdem ein weiteres großes Bauvorhaben für Ehrenfeld. Es soll dort entstehen, wo heute noch der Bürokomplex der Firma Siemens an der Franz-Geuer-Straße in der Nähe des Ditib-Zentrums und der Bezirkssportanlage steht. Der Siemens-Standort wird nach Mülheim verlagert. Das Gebäude in Ehrenfeld soll abgerissen werden. Das Immobilienunternehmen Corpus Sireo will stattdessen 430 Wohnungen – knapp ein Drittel davon öffentlich gefördert – sowie Gewerbe und eine Kindertagesstätte bauen. Die Bezirksvertretung hatte angeregt, einen Teil des knapp 19 000 Quadratmeter großen Grundstücks für einen Schulbau zu nutzen und hätte zum dem Thema folglich großen Redebedarf gehabt. Der Architektenwettbewerb, bei dem auch Mitglieder der Bezirksvertretung in der Jury saßen, ist bereits abgeschlossen. Der Siegerentwurf sieht größtenteils fünfgeschossige sowie drei Gebäude mit acht Stockwerken vor.

Verschoben ist auch ein Beschluss, der eine frühzeitige, ausführliche Bürgerbeteiligung für die Entwicklung des Max-Becker-Geländes an der Widdersdorfer Straße fordert. Hier sollen 12,5 Hektar Industriefläche – zurzeit ein Schrottplatz – zu einem modernen Wohnviertel mit 1300 Wohnungen umgewandelt werden. Dazu gibt es bislang erst eine Ideenskizze des Investors Pandion AG, die das Grundstück erworben hat. Noch wäre eine Bebauung gar nicht möglich, da da das Areal noch keine Wohnbaufläche, sondern Industriegebiet ist. Nach wie vor, so betont Wirges, bleibe es Ziel, dass über das Gebiet ähnlich wie über die Fläche am Heliosturm in ausgedehnter Form diskutiert werde. Ein „Kodex“, der Anforderungen für die künftige Bebauung, für Freiflächen und Verkehrswege und deren Nutzung festschreibe, solle dabei erarbeitet werden und als Grundlage für das notwendige städtebauliche Konzept dienen.

Josef Wirges

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