Interaktive GrafikU-Bahn am Kölner Waidmarkt geht frühestens 2028 in Betrieb

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Stadtarchiv

Die U-Bahn-Baugrube am Waidmarkt

Köln – Nahezu zwölf Jahre nach dem Einsturz des Stadtarchivs, verursacht durch einen Fehler beim Bau der U-Bahn, haben die  Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) den überarbeiteten Zeitplan für die Sanierung und die Vollendung ihres Bauwerks bekanntgegeben. Das Unternehmen gehe davon aus, die Nord-Süd-Stadtbahn am Waidmarkt „Ende 2028 oder Anfang 2029 in Betrieb nehmen zu können“, sagte KVB-Technikvorstand Jörn Schwarze am Montag. Erst dann wird die unterirdische Verbindung zwischen dem Breslauer Platz und der Marktstraße durchgängig befahrbar sein.

Bei dem Unglück am 3. März 2009 starben zwei Bewohner eines Nachbarhauses des Stadtarchivs. „Natürlich sind unsere Gedanken bei den Angehörigen der Opfer und den anderen Betroffenen des Einsturzes“, sagte Schwarze zu Beginn einer Online-Pressekonferenz. Die Verkehrs-Betriebe seien „froh, dass es nun tatsächlich weitergeht“.  Um die Sanierung vorzubereiten, wurde im vorigen Jahr die Severinstraße in Höhe der Baustelle für den Autoverkehr gesperrt.

„Sicherheit steht an vorderster Stelle“

Bei allen Arbeiten, die am Waidmarkt verrichtet werden, „steht die Sicherheit an vorderster Stelle“, sagte der KVB-Manager. In der Baugrube befinden sich nicht nur Trümmerteile des Archivgebäudes, rund 5000 Kubikmeter Kies und 2000 Kubikmeter Beton, der nach dem Unglück als Ballast hineingeschüttet wurde. Die Arbeiter hatten auf ihrer Flucht von der Baustelle auch einen Minibagger, ein Räumer und Arbeitsgeräte zurückgelassen.

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Die damaligen Bauunternehmen, eine von Bilfinger, Züblin sowie Wayss und Freytag gebildete Arbeitsgemeinschaft, sind für die Sanierung zuständig. Dazu haben sie sich in einem außergerichtlichen Vergleich mit der Stadt und der KVB verpflichtet – ebenso wie zur Zahlung von 600 Millionen Euro als Ausgleich für den Schaden.

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Für das Freiräumen der Baugrube werde „einer der leistungsstärksten Kräne Deutschlands“ eingesetzt, kündigte der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Baufirmen, Dirk  Höllermann, an. Sollten es die beengten Platzverhältnisse an der Severinstraße erfordern, werde man hilfsweise einen Autokran aufstellen.

Bevor sie mit dem Ausräumen beginnen können, müssen die Firmen die Grube statisch sichern. Unter anderem werden sie rundherum Löcher mit einem Durchmesser von 60 Zentimetern bis in eine Tiefe von 7,50 Metern in den Boden bohren. In diese Löcher werden Stahlträger eingelassen und einbetoniert. Die Träger dienen als Teil einer zusätzlichen Stützwand, die ein Einsacken der Grube verhindern soll.

Nach Abschluss aller Vorarbeiten wollen die Bauunternehmen im kommenden Jahr mit dem Ausräumen des zerstörten U-Bahn-Bauwerks beginnen. Bis die Sohle frei liegt und betoniert werden kann, werden etwa vier Jahre vergehen. Für den Weiterbau, also das Verlegen der Gleise und den Innenausbau samt der elektrischen Anlagen, sind drei bis vier Jahre vorgesehen.

Kulturraum im Zwischengeschoss

In einem Zwischengeschoss soll ein Kulturraum für Ausstellungen und Veranstaltungen entstehen, für dessen Verwirklichung sich die Bürgerinitiative „Archivkomplex“ einsetzt; sie fordert zudem einen Gedenkraum auf dem Grundstück des früheren Archivs.

Für den Zeitraum der Sanierung soll ein Gerüst aus Stahlträgern die Baugrube überspannen. Darauf werden Stahlbetonplatten befestigt. So bekommt die Baustelle einen Deckel. Der Aushub von Kies und Beton erfolgt durch sogenannte Andienöffnungen. „Die Belastung für die Anwohner kann hierdurch deutlich reduziert werden“, teilen die Verkehrs-Betriebe mit. Die Severinstraße könne dann wieder für den gesamten Verkehr freigegeben werden.  

Aufgrund der Grubentiefe erfolgt der Großteil der Arbeiten erst einmal im Grundwasser. Spezialtaucher haben bereits damit begonnen, die Lage zu erkunden. Die Sanierung mittels einer Unterwasserbetonsohle „bietet die größtmögliche Sicherheit und ist auch zeitlich gesehen vorteilhafter als andere Varianten“, sagte Schwarze. Das Verfahren sei hinlänglich erprobt, es habe sich an vielen Baustellen bewährt, unter anderem auch an der Haltestelle Bonner Wall. Am Waidmarkt werde eine 1,80 Meter dicke Betonsohle errichtet, um das Bauwerk später nach dem Abpumpen des Grundwassers gegen Auftrieb zu sichern.

Die vorhandenen Gegebenheiten seien nach intensiven Untersuchungen zwar „genauestens bekannt“, sagte Schwarze. Dennoch sei die tatsächliche Situation im Untergrund „im Detail erst dann festzustellen, wenn die entsprechenden Tiefen in der Baugrube erreicht werden“. Das sei ausschlaggebend für den gesamten Zeitplan. Und es könne bedeuten, „dass manche Arbeitsschritte kürzer oder länger dauern werden, als ursprünglich vorgesehen“. Ursprünglich sollte die U-Bahn 2011 eröffnet werden.

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