Domblick für Klösterchen-Patienten

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Verdichtung in der Jakobstraße: Geschäftsführer Gunnar Schneider und Architekt Detlef Wiegand am Severinsklösterchen, das um fünf Stockwerke wachsen soll.

Verdichtung in der Jakobstraße: Geschäftsführer Gunnar Schneider und Architekt Detlef Wiegand am Severinsklösterchen, das um fünf Stockwerke wachsen soll.

Innenstadt –  Das Severinsklösterchen wächst in die Höhe. An der Jakobstraße beginnen demnächst die Arbeiten für fünf zusätzliche Geschosse und eine Dachterrasse mit Domblick. Die Baugenehmigung liege vor, teilt die Geschäftsführung mit. Noch klafft in der Jakobstraße gegenüber der Gaststätte Wirtz eine Lücke, in der ein einstöckiger Flachbau lediglich die orthopädische Ambulanz des Krankenhauses der Augustinerinnen beherbergt. Doch im Keller werden bereits die Stützen verstärkt, die die zusätzlichen Geschosse tragen sollen. 2800 Quadratmeter für bis zu 80 zusätzliche Betten sollen bis Ende 2021 fertig sein. 25 Millionen Euro investiert die Stiftung der Cellitinnen, Trägerin des Hospitals.

„Die Patientenzahlen steigen kontinuierlich“, sagt Gunnar Schneider, seit Sommer 2015 Geschäftsführer des Klösterchens. Eine wachsende Zahl älterer Menschen und neue medizinische Möglichkeiten tragen laut Schneider dazu bei. Er nimmt die Entwicklung aber auch als Indikator, dass „das Krankenhaus seine Arbeit gut“ mache. Innerhalb des ersten Rings der Stadt ist das Klösterchen das einzige Krankenhaus mit Notfallversorgung. In den vergangenen Jahren wurden bereits neue Abteilungen eröffnet, etwa eine für interventionelle Innere Medizin und eine für Wirbelsäulenchirurgie. Die Erweiterungen fanden bis jetzt im Bestand Platz. Nun wächst das Krankenhaus in die Höhe.

Der Bau erfolgt in zwei Abschnitten. Das zweite Obergeschoss soll Ende des Jahres schon fertig sein. Das hänge mit Fördergeld aus dem Bundeshaushalt zusammen, das die Stadt an das Krankenhaus vergeben hat und das in diesem Jahr verwendet werden muss, erläutert Schneider.

Verdichtung in der Jakobstraße: Geschäftsführer Gunnar Schneider und Architekt Detlef Wiegand am Severinsklösterchen, das um fünf Stockwerke wachsen soll.

Verdichtung in der Jakobstraße: Geschäftsführer Gunnar Schneider und Architekt Detlef Wiegand am Severinsklösterchen, das um fünf Stockwerke wachsen soll.

Ende 2021 sollen die übrigen Stockwerke folgen. Bis zu 80 zusätzliche Betten können anschließend belegt werden. Fest steht bereits, dass eine Infektionsstation errichtet wird, in der Patienten mit Tuberkulose und anderen ansteckenden Krankheiten behandelt werden können.

Der Entwurf für das neue Gebäude stammt von Architekt Detlef Wiegand vom Dorstener Büro Kurscheid und Partner. Um den Platz optimal zu nutzen und gleichzeitig speziell vorgeschriebene Abstände zu den Nachbarhäusern einzuhalten, springt die Fassade im dritten und 5. Obergeschoss zurück. Das Krankenhaus wurde in seiner 140-jährigen Geschichte immer wieder erweitert. Schneider ist froh, dass das immer noch auf dem angestammten Gelände im Severinsviertel möglich ist. Die Auslagerung von einzelnen Abteilungen und damit eine Art Campus sei für ihn nicht vorstellbar.

Die Orientierung in den langen Gängen kann durch das schrittweise Wachstum mitunter zur Herausforderung werden. Der neue Gebäudeteil liegt dagegen günstig und wird direkt über den bestehenden zentralen Aufzug zu erreichen sein. „Die Lücke hat auf diese Ergänzung gewartet“, sagt Wiegand. Von der Straße wird eine geschlossene Fassade aus Ziegeln in Erdtönen statt der bisherigen „zerklüfteten Ansicht“ (Wiegand) zu sehen sein. Das Material soll sich in das Viertel, das von Tuffsteinfassaden geprägt ist, einfügen.

Die Fassade soll sich in die vorhandene Umgebung einpassen und begrünt werden.

Die Fassade soll sich in die vorhandene Umgebung einpassen und begrünt werden.

Neben dem Haupteingang in der engen Jakobstraße ist eine weitere Baustelle bereits unübersehbar. Der Rohbau der neuen Halle für die Rettungswagen ist fertig. Der Vorplatz, auf dem vorher Fahrräder abgestellt waren, wurde dafür aufgegeben. Bislang fahren die Rettungswagen noch in eine Halle innerhalb des Gebäudes.

Ist die neue Anfahrt fertig, wird zusätzlicher Platz für eine Beobachtungsstation frei. Für die Mauern der neuen Halle hat sich Architekt Wiegand ebenfalls etwas Besonderes ausgedacht. Sie wurden aus Stampfbeton errichtet. Von Hand wurde täglich eine 50-Zentimeter-Schicht aufgetragen und von Hand verdichtet. Dadurch wirkt das Material der Wände unregelmäßig, mutet handwerklicher und natürlicher an.

Detlef Wiegand, Architekt

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