Um den Friesenplatz herum hat sich die Drogenszene ausgebreitet. Eine spezielle Bank am Hohenzollernring sorgt für Ärger.
„Extreme“ Situation für HausgemeinschaftBank am Hohenzollernring wird zum Platz für Drogenhandel und -konsum

Eine Bank am Hohenzollernring wird zum Sammelplatz.
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Zu den öffentlichen Beschwerden darüber, dass sich am Friesenplatz und in seiner nahen Umgebung die Drogenszene ausgebreitet hat, ist eine weitere hinzugekommen. Am Dienstag hat sich die Bezirksvertretung Innenstadt mit der Eingabe eines Rechtsanwalts befasst, der seine Kanzlei im Haus Nummer 49 des Hohenzollernrings betreibt. Er fordert, die öffentliche Sitzbank vor dem Gebäude, in dem sich unter anderem auch psychotherapeutische Praxen und Büros eines Personaldienstleisters befinden, zu entfernen. Seit einigen Monaten diene sie als „Umschlagplatz für Drogen, Konsumfläche und zentrale Anlaufstelle“ für Rauchgiftsüchtige. Die Situation sei „extrem“.
Vom frühen Morgen bis in den späten Abend hinein werde die Bank „von 15 bis 25 Personen genutzt, die sich dort wie bei einem Zeltlager versammeln und einrichten“. Es werde „geschrien, gestritten, geweint, laut Musik gehört“. Die Leute aus der Szene stünden im Eingangsbereich, würden dort Crack rauchen und Drogen verkaufen. Aufforderungen, die Tür freizuhalten und den Ort nicht zum Schlafen zu nutzen, würden mit aggressivem Verhalten, zum Beispiel Drohungen, beantwortet. Das richte sich auch gegen Mandanten, Kunden und Patienten. Ursache des Problems: Auf der anderen Seite der Straße wird in einer Arztpraxis Methadon ausgegeben, deshalb kommen viele Drogensüchtige hierher. Sozialdezernent Harald Rau sagte, die „Schwierigkeit um diese Praxen herum“ sei „sehr gut bekannt“. Diejenige am Hohenzollernring sei eine der beiden größten Substitutionspraxen in Köln.
Hausgemeinschaft ruft fast täglich die Polizei
Da der Petent verhindert war, trugen andere Betroffene aus dem Haus das Anliegen mündlich vor: Psychotherapeut Leander Dehm, Hauptmieter der Praxen, und Maximilian Cornelius, der die Niederlassung eines Personaldienstleisters leitet. Sie wiederholten, dass die Hausgemeinschaft in den zurückliegenden Monaten sehr häufig, manchmal sogar täglich die Polizei gerufen habe.
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Je nach Einsatz gingen die zur Rede gestellten Personen zwar zunächst weg, heißt es in der Eingabe, doch sie kehrten „in Minutenschnelle“ zurück. Weil die Zustände Patienten abschrecken würden, sei die Lage für die Praxen existenzgefährdend. Das Problem verschärfe sich dadurch, dass es „die einzige Sitzbank weit und breit“ sei, sagte Cornelius. Inzwischen habe man einen „Antrag auf ordnungsbehördliches Einschreiten“ gestellt.
Bank soll „temporär versetzt“ werden
Der Ordnungsdienst sei regelmäßig vor Ort, heißt es von Seiten der Verwaltung, ebenso die „Kooperationsstreife“ aus Polizei, KVB und Ordnungsdienst. Der Ordnungsdienst sei für „aus dem Konsum entstehende Ordnungswidrigkeiten“, etwa „störendes Verhalten“ zuständig. Der bloße Aufenthalt der Personen stelle keine Ordnungswidrigkeit dar.
So wie der Rechtsanwalt die Situation schildert, erscheine die Entfernung der Bank tatsächlich als die geeignetste Maßnahme, konstatiert die Verwaltung. Die BV möge sie per Beschluss bitten, „die Sachlage zu prüfen“ und „bei Vorliegen des geschilderten Sachverhalts“ die Sitzbank zu entfernen. Angesichts der Dringlichkeit des Problems drücken die Bezirkspolitiker mit ihrem etwas abweichenden Beschluss aufs Tempo: Wenn sich das Problem bei der Prüfung bestätige, solle die Verwaltung die Bank bis zum Jahresende „temporär versetzen“. Nach „erfolgter Evaluation“ solle dann über ihren endgültigen Standort entschieden werden.