JazzSuperleise und sparsam musiziert

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Harfenistin Kathrin Pechlof, Kontrabassist Robert Landfermann und Altsaxofonist Christian Weidner im Loft

Harfenistin Kathrin Pechlof, Kontrabassist Robert Landfermann und Altsaxofonist Christian Weidner im Loft

Ehrenfeld – Passt die Harfe zum Jazz? Immerhin hat einst im Free Jazz Jonny Teupen (1923-1991) mitgemischt, der langjährige Harfenist im WDR Rundfunkorchester Köln. Und heute gibt es spezielle Jazz-Harp-Festivals, etwa im Oktober in Holland. Selten sind Harfen auch im Loft, wo Jazzer ihre neuen Ideen vorstellen. Doch weiß der Hausherr (und Flötist) Hans-Martin Müller, dass Kathrin Pechlof hier schon mal gespielt hat, als sie nach ihrem klassischen Harfenstudium noch in Köln Jazzkomposition studierte. Ihre Kollegen spielen öfter im Loft, zumal der Kölner Jazz-Kontrabassist Robert Landfermann, aber auch der Altsaxofonist Christian Weidner, der wie Pechlof in Berlin lebt.

Die Musik hebt ab

Jetzt stellte das Trio Pechlof/Weidner/Landfermann seine pressfrische erste CD „Imaginarium“ vor. Sie enthält Kompositionen von Pechlof und Weidner und als Finale „Les cloches“ (die Glocken), frei nach einem Klavierstück von Claude Debussy.

Das Trio spielte jetzt das CD-Programm hinter einander weg, ohne Pause, ohne viel Worte. Dieser eigenwillige, fast verschlossen wirkende Auftritt passte zu den äußerst sparsam gesetzten Kompositionen. Sie erklangen durchweg langsam, leise bis superleise, manchmal wie von Nachdenkpausen durchsetzt. Oft war nur ein leises Zupfen oder ein Betasten der Saiten von Harfe und Kontrabass zu hören. Und kleine Altsaxofon-Melodien ließen an einen einsamen Sänger in freier Natur denken. Bei einer so fragilen Musik zählt jeder Einzelton, jedes leise Geräusch.

Der introvertierte Vortrag forderte hohe Konzentration. Er vertrug tatsächlich keine Ablenkung, weder bei den Spielern noch bei Zuhörern, die sich auf die Klanggespinste einlassen wollten. Angesagt wurden nicht einmal die Titel – die Kompositionen heißen etwa „Im alten Ägypten“, „Triptychon“ und „Imaginarium“. Wer sie jeweils geschrieben hat, musste man nicht wirklich wissen. Denn die Autoren Pechlof und Weidner sind sich einig. Sie schreiben beide besinnliche, vom Harfenklang inspirierte Musik. Gern verwenden sie Motive aus nur drei, vier Tönen. Sie tasten kurze Passagen über raffinierte Harmonik ab. Und schon manche Taktart lässt die Musik vom Boden abheben. Öfters hört man nur zwei Stimmen, mitunter sogar parallel oder im Einklang. Die Autoren legen hier wenig Wert auf freie Improvisation und auf kommunikative Elemente. Die Harfenistin spielt sonst gern Klassik. Dass sie Debussy, den sanften Umstürzler, mag, zeigte das Finale „Les Cloches“.

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