Bertha-Von-Suttner-RealschuleSchüler lernen Nahrungsmittel schätzen

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Die Mitarbeiter der „Gemüse-Ackerdemie“ erklären den Kindern verschiedene Pflanzen und wie sie angebaut werden.

Die Mitarbeiter der „Gemüse-Ackerdemie“ erklären den Kindern verschiedene Pflanzen und wie sie angebaut werden.

Vogelsang – „Wer weiß nicht, wie eine Maispflanze aussieht?“ Fünf Hände gehen zögerlich in die Luft, dann sechs, dann sieben. Schließlich melden sich acht von rund 20 Kindern, die um das Beet auf dem Schulhof der Bertha-von-Suttner-Realschule am Vogelsanger Kolkrabenweg herumstehen. „Ich kenne Mais nur aus der Dose“, sagt ein Junge. Annette Bartmer vom gemeinnützigen Verein „Ackerdemia“ überraschen solche Antworten schon lange nicht mehr. „Für die Kinder ist das was ganz Neues, sie lernen hier mehr als 25 Gemüsesorten kennen“, sagt sie. „Manche probieren zum ersten Mal Fenchel oder Mangold.“

Ackerhelferin Susanne (r.) pflanzt mit Aya und Eva Salat an.

Ackerhelferin Susanne (r.) pflanzt mit Aya und Eva Salat an.

Bei der Aktion „Gemüse-Ackerdemie“ bauen Kinder und Jugendliche ihr eigenes Gemüse an, sie säen, pflegen, ernten und essen die Lebensmittel direkt aus der Erde. Das einjährige Bildungsprogramm gibt es an mehr als 250 Lernorten bundesweit, alleine sieben im Raum Köln. Seit der Gründung 2015 hat es sich rasant ausgebreitet und erreicht in diesem Jahr rund 16 000 Kinder und Jugendliche. „Die Kinder erfahren eine andere Wertschätzung von Nahrungsmitteln“, erzählt Bartmer. „Sie lernen beispielsweise, wie und wo eine Möhre wächst, welche Pflege sie braucht und wie man sich um die Pflanzen kümmern muss, damit sie wachsen.“

Neben dem Anbau erfahren die Nachwuchsgärtner auch etwas über gesunde Ernährung und nachhaltige Lebensmittelproduktion. Entscheiden sich die Schüler zum Verkauf der angepflanzten Lebensmittel, werden ihnen auch erste grundlegende Einblicke in marktwirtschaftliche Prozesse an die Hand gegeben. „Uns ist wichtig, dass die Kinder selber bestimmen, was sie damit machen möchten“, sagt Bartmer. „Jede Schule geht damit individuell um.“

Zusammen kochen

Die Schüler der Bertha-von-Suttner-Schule kümmern sich von nun an regelmäßig um Rote Beete, Möhren und Co. Die Arbeitsgemeinschaft (AG) aus Fünft- bis Siebtklässlern möchte aus dem Geernteten wahrscheinlich etwas zusammen kochen, wie die 13-jährige Eva erzählt. Mit Aya schichtet sie Rindenmulch auf die Erde. „Ich wusste vorher nicht, dass die Pflanzen so schneller wachsen“, sagt die 14-Jährige. „Die AG macht mir Spaß, weil ich viele neue Gemüsesorten kennenlerne.“

Unterstützt werden die Jugendlichen von den Ackerhelfern. Das sind Studenten wie Susanne, die ehrenamtlich bei der Bepflanzung und Betreuung mithelfen. „Ich studiere zwar Nachhaltige Landwirtschaft, aber selbst da haben viele keine Ahnung von den verschiedenen Pflanzen, das finde ich echt erschreckend“, erzählt sie. „Die Kinder lernen hier den bewussten Umgang mit Lebensmitteln, woher sie kommen und wie sie aussehen. Sie sind richtig stolz, wenn sie Arten unterscheiden können.“

Die Mitarbeiter von „Ackerdemia“ betreuen das Programm nicht nur selbst, sondern schulen auch Lehrerinnen und Lehrer. Dafür bietet der Verein selbst erarbeitetes Bildungsmaterial für die Lehrkräfte an, mit denen sie den begleitenden Unterricht gestalten können. Außerdem werden Workshops und Fortbildungen angeboten, damit bei der Frage nach einer Maispflanze bald kein Finger mehr nach oben zeigen muss.

www.ackerdemia.de

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