Elternprotest am MonteAbriss der Montessori-Schule in Bickendorf nicht ausgeschlossen

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Das Monte bekommt einen Modulbau auf den Schulhof.

Bickendorf – Elternschaft und Schülervertretung des Montessori-Gymnasiums gehen in den Protest gegen die Pläne der Generalsanierung der Schule. Mit einer Petition sowie einer großen Demonstration vor der Schule an diesem Freitag wollen sie verhindern, dass die Stadt kurzerhand weiter Fakten schafft und den Charakter der Schule unwiederbringlich verändert. „Wir wollen einen konstruktiven Dialog, in dem man gemeinsam die Zukunft der Schule plant und nicht einfach vor vollendete Tatsachen gestellt werden“, fordert die Schulpflegschaftsvorsitzende Sibylle Krantz.

Wie die Stadt der Schule mitgeteilt hat, soll auf dem hinteren Schulhof der Schule kurzfristig über die gesamte Fläche ein großer dreistöckiger Modulbau errichtet werden, in dem 24 Klassen untergebracht werden können. Der Preis: Der Schulhof wird zugebaut und knapp 40 alte Bäume müssen gefällt werden. Ursprünglich mit der Schulleitung abgesprochen war nach Angaben der Schulpflegschaft allerdings etwas anderes: Ein dreistöckiger Container auf kleinerer Fläche als Übergangslösung, um Klassen zeitweise auszulagern, während die Schule generalsaniert wird.

Sechszügigkeit durch die Hintertür?

Der Modulbau wird nun also viel größer dimensioniert. Es wurde bereits ein Bauantrag gestellt und der Modulbau bestellt. Von Provisorium oder Übergangslösung ist nicht die Rede: Der “hochwertige Modulbau“ soll auch nach Beendigung der Sanierungsmaßnahmen am Standort bleiben und dauerhaft Bestandteil der Schule bleiben, wie die Stadt auf Anfrage erklärte. Es handelt sich aber bei dem Modulbau um eine klassische „Flurschule“, also um ein veraltetes Konzept. Für die Eltern ist das keine Option. „Da der Modulbau nicht nur als Übergangslösung, sondern als bedeutender Teil einer erweiterten Schule geplant wurde, ist für uns nicht nachvollziehbar. Diese Form entspricht nicht den Maßstäben der Montessoripädagogik“, kritisiert der stellvertretende Schulpflegschaftsvorsitzende Martin Schmittseifer. Mit pädagogisch zeitgemäßer Lern-Cluster-Konzeption habe das nichts zu tun. Außerdem hat die Elternschaft die Sorge, dass sich der Schulträger durch die Modulbauten einen ordentlichen Erweiterungsbau der Schule ersparen möchte, der für eine potenzielle Sechszügigkeit der Schule notwendig wäre. Es gibt die Befürchtung, dass die Modulbauten quasi Sechszügigkeit „durch die Hintertür“ mit sich bringen, wie Schmittseifer formuliert. Die Stadt selbst bestätigte, „dass im Rahmen der Maßnahme „die Schaffung zusätzlicher Schulplätze überprüft wird“.

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Schülersprecherin Finnja Jung (rechts) organisiert mit ihrem Team der Schülervertretung den Protest.

Neue Hiobsbotschaft

In den vergangenen Tagen kam nun eine neue Hiobsbotschaft hinzu: Die immer noch laufenden Begutachtungen haben ergeben, dass die Sanierungen wohl deutlich umfangreicher werden als ursprünglich geplant. Selbst ein Komplettabriss und Neubau wird von der Stadt nicht mehr ausgeschlossen. Dies würde eine Teil- oder gar eine komplette Auslagerung des gesamten Schulbetriebs nötig machen. Das heißt, nur ein Teil der Schüler könnten in den Modulbauten vor Ort lernen, und ein anderer Teil müsste an einem noch nicht bekannten anderen Ort unterrichtet werden. Solange bis die Sanierung abgeschlossen ist, was voraussichtlich mehrere Jahre dauern wird. „Eine Verteilung auf mehrere Standorte wäre aber sicherlich keine gute Interimslösung“, so die Schulkonferenz.

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Sie fordert daher dringend, dass zwingend zunächst ein Gesamtkonzept für das Bauvorhaben erarbeitet werden müsse. Dies sei erst möglich, wenn der Umfang der Sanierung feststehe und die Entscheidung über Abriss und Neubau getroffen wurde. Wenn der Modulbau einmal stehe, müsse – im Falle eines Abrisses – die Schulgemeinschaft zwangsläufig auf mehrere Standorte aufgeteilt werden. „Wir appellieren dringend an die Stadt Köln als Schulträger, die von der Schulgemeinschaft vorgebrachten erheblichen Bedenken ernst zu nehmen und keine weiteren Fakten zu schaffen, bevor nicht die Mindeststandards einer professionellen Bauplanung, Konzeption und Kommunikation gesetzt sind“, heißt es in einem Statement der Schulkonferenz an die Stadt.

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Bagger sorgen schon jetzt dafür, dass Klausuren schreiben unmöglich wird.

In einem Gespräch sagte der Schulträger der Schule nun zu, im monatlichen Rhythmus über die weiteren Planungen in den Austausch zu gehen. Aber die Skepsis ist groß und auch die Angst, dass die Stadt einfach Fakten schafft, indem sie in den Herbstferien die Bäume fällt. Da ist man an der Schule gebranntes Kind: Bereits mit Beginn des Schuljahres wurde das Außengelände des angrenzenden Kindergartens kurzerhand einen Meter vor den Oberstufentrakt des Gymnasiums verlegt, damit die Baufahrzeuge für den Modulbau über den ursprünglichen Kita-Spielplatz fahren können. „Plötzlich standen am ersten Tag nach den Sommerferien Bagger hinter dem Gebäude“, sagt Viktor Wilken von der Schülervertretung. Mit dem Ergebnis, dass Unterricht bei geöffnetem Fenster oder gar Klausuren in dem Trakt quasi nicht mehr möglich sind. „Es geht hier um die Zukunft unserer Schule“, sagt Schülersprecherin Finnja Jung, die mit der SV die Petition gestartet hat. Jetzt wollen sie alle gemeinsam kämpfen. Neben der öffentlichen Protestaktion und der Petition lotet die Elternschaft auch juristische Schritte aus. Schließlich habe die rechtlich vorgeschriebene rechtzeitige Beteiligung der Schule bei Bauvorhaben nicht stattgefunden.

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