Green Gastro GuideKölner Gastronomen wollen nachhaltiger werden

Lesezeit 3 Minuten
Metin Izman steht in seinem Biergarten.

Metin Izman, Geschäftsführer und Mitinhaber des Herbrand's in Ehrenfeld, tut viel für Nachhaltigkeit.

Einen digitalen Nachhaltigkeitsleitfaden für die (Kölner) Gastronomiebranche hat der Verein IG Kölner Gastro entwickelt und in Form einer uneingeschränkt zugänglichen Website realisiert: den „Green Gastro Guide“ (GGG).

Der Leitfaden kommt aus Sicht der Macher genau zur richtigen Zeit: Sorgen um die eigene Wirtschaftlichkeit angesichts steigender Energiepreise nehmen in der Branche massiv zu, der Blick in die Zukunft scheint düster. Ressourcenknappheit und die Bedrohungen durch den Klimawandel rücken mehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit - für Gastronomen und Gastronominnen selbst wie auch für ihre Gäste.

„Um eine erfolgreiche Gastronomie zu betreiben, sind eine Menge Energie und verschiedene Ressourcen notwendig“, sagt Laura Isberner von der IG. „Jetzt geht es darum, verantwortungsbewusst mit diesen Ressourcen umzugehen und sich als Betrieb nachhaltig aufzustellen. Der Green Gastro Guide schafft Alternativen, stellt praxisnahe Maßnahmen dar und sensibilisiert die Gastronomiebranche gleichzeitig für ihren ökologischen Fußabdruck.“

Es gilt eine Community aufzubauen, die sich gegenseitig auf diesem Weg unterstützt
Guido Bungart, IG Gastro

Man wolle die Betreibenden ermutigen, ihre Betriebe genau unter die Lupe zu nehmen, um Einsparpotenziale entdecken zu können. „Mit dem Green Gastro Guide wollen wir Orientierung geben, welche Schritte sinnvoll und praktikabel sind. Außerdem gilt es eine Community aufzubauen, die sich gegenseitig auf diesem Weg unterstützt und zeigt, dass dieser Wandel mit Freude angegangen werden kann”, sagt Guido Bungart, Vorstandsmitglied des Vereins.

Leitfaden: Mehrere Rubriken

Der Leitfaden gliedert sich in sieben Rubriken: Energie, Wasser, Smart Gastro, Müll, Take-away, Essen & Trinken sowie Kommunikation. Man kann sich den Themen nähern über sogenannte „Get Readys“, die die wichtigsten Umsetzungen der jeweiligen Rubrik aufführen, ohne viel zu erklären.

Der „Deep Dive“ lässt die Userinnen und User tief in das Thema eintauchen, legt Quellen dar und bietet Verknüpfungen zu detaillierteren Informationen. Alle „Deep Dives“ wurden vertont, um eine möglichst barrierefreie Anwendung zu ermöglichen. Zusätzlich erläutern die Macher diverser Vorzeigebetriebe aus Köln in kurzen Videos ihr eigenes Vorgehen. Das kommt anschaulich rüber und weckt Interesse.

Nachhaltigkeit und Klimaneutralität rücken in der Gastronomie immer mehr in den Fokus
Max Thien, Köln-Business

„Nachhaltigkeit und Klimaneutralität rücken in der Gastronomie immer mehr in den Fokus – für die Unternehmen selbst sowie für ihre Kundinnen und Kunden. Der Green Gastro Guide bietet dahingehend eine sinnvolle Orientierung“, sagt Max Thien von der Köln-Business-Wirtschaftsförderung, die Unternehmen aktiv Richtung CO₂-Neutralität begleitet und die Entwicklung von GGG genau wie die Stadt Köln gefördert hat.

Einer, der in einem der Videos zu Wort kommt, ist Metin Izman, Geschäftsführer und Mitinhaber des Herbrand's in Ehrenfeld. Sein Betrieb, der saisonabhängig bis zu 100 Mitarbeiter hat, ist schon seit einiger Zeit auf Nachhaltigkeit bedacht. Auf der großzügigen Anlage an einem Bahndamm wurde bis zum Dach der Verwaltung vieles begrünt – ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung der Stadtluft, wie Izman glaubt.

Das Regenwasser wird für die Toilettenspülung genutzt, das Leitungswasser so gefiltert, dass es als Trinkwasser verkauft werden kann – ohne PET-Flaschen und umweltschädliche Transporte. Alle Verwaltungsprozesse wurden digitalisiert, um Papier zu sparen. „Heute wurden Solarmodule für 50 Kilowatt-Peak geliefert, die sollen etwa unsere Kühlhäuser mit Strom versorgen“, sagt Izman. Alle Leuchtmittel wurden durch LED-Lampen ersetzt. Insgesamt hat der Gastronom nach eigenen Angaben knapp eine Million Euro investiert.

Kosten, die sich langfristig rechnen werden, davon ist Metin Izman überzeugt. Das Herbrand's sei einer der großen Biergärten des Landes mit eigenem Weihnachtsmarkt jetzt in der Adventszeit, man betreibe auch eine Partyhalle und einen Club. „Der Gast bekommt von all dem nur wenig mit. Das Personal fokussiert sich auf die wichtigen Sachen und umsorgt die Gäste.“

Jeder findet in dem Gesamtpaket Punkte, die er oder sie schnell für sich umsetzen kann
Metin Izman, Herbrands

Den Green Gastro Guide hält Izman für eine gute Idee. „Jeder muss gucken, was für ihn passt, aber ich glaube, jeder findet in dem Gesamtpaket Punkte, die er oder sie schnell für sich umsetzen kann.“ Manches sei natürlich eine Kostenfrage, allein die Fotovoltaik-Anlage habe etwa 80.000 Euro gekostet.

Das Herbrand's hat zudem ein System für Verbesserungsvorschläge eingerichtet. So habe eine Mitarbeiterin den Einsatz von Teelichtern optimiert – seitdem spart der Gastronom Zeit, Wasser und Material, die Mitarbeiterin konnte sich über 400 Euro Prämie freuen.

KStA abonnieren