Streit um KleingärtenInvestor möchte auf Gelände am Alten Güterbahnhof eine Schule bauen

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Zwei Männer und zwei Frauen stehen vor einem großen Protestplakat mit der Aufschrift Finger weg von den letzten Ehrenfelder Grünflächen.

Die Pächter der Kleingartenanlage am Maarweg bangen um ihre Flächen.

Die Kleingartenanlage am Maarweg könnte einem Schulbau weichen. Doch die „Kölschen Kiwis“ kämpfen. Die Politik fordert Bestandsschutz.

Der Immobilienentwickler Aurelis Real Estate möchte eine Grundschule in Ehrenfeld bauen. Das Gebäude soll auf dem Gelände des Alten Güterbahnhofs entstehen. Dafür müssten die rund 30 Kleingärten weichen, die sich auf der Fläche befinden. Doch die „Kölschen Kiwis“ kämpfen. Die Politik fordert Bestandsschutz.

Im September 2023 berichtete der „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass der Grundstückseigentümer des Alten Güterbahnhofs Aurelis Real Estate sich für den Bau einer fünfzügigen Grundschule mit zweifacher Sporthalle bewerben möchte. In 2022 hatte die Stadt dazu eine europaweite Ausschreibung gestartet. Für den Bau der Grundschule müsste der Immobilienentwickler allerdings über die Flächen verfügen, auf denen sich derzeit die Kleingärten befinden.

Kündigung der Kleingärten in Köln-Ehrenfeld zum 30. November 2024

Die Fläche ist an den Verband der Bahn-Landwirtschaft (BLW) vermietet, die wiederum Mietverträge mit den Pächtern der Kleingärten haben. Nun hat das Immobilienunternehmen die Kündigung des Generalpachtvertrags an die Bahn-Landwirtschaft mit Wirkung zum 30. November dieses Jahres ausgesprochen, wie Aurelis Real Estate am Montag mitteilte. Bis dahin müssten die Pächter die Flächen räumen. 

„Die Kündigung ist für eine schnellstmögliche Fertigstellung und eine verbindliche Angebotsabgabe gegenüber der Stadt erforderlich“, so Sebastian Rehnelt, Leiter Development in der Aurelis Region West. „Sollten wir den Zuschlag für die Errichtung der Grundschule nicht erhalten, werden wir die Gespräche mit der BLW über eine Weiternutzung der Kleingärten wieder aufnehmen.“ 

Zwei Frauen und zwei Männer stehen vor einem verschneiten Garten-Gelände.

Katja Erdmann, Rolf Krieke, Gordon Nowak und Rebecca Gawaz (v.l.) wollen die Gärten erhalten.

Im Flächennutzungsplan sind die Kleingärten als Grünfläche deklariert, nicht aber im geltenden Bebauungsplan. Schon 2013 bis 2017 standen die Kleingärten auf der Kippe. Der Stadtentwicklungsausschuss beauftragte 2015 die Stadt, das Bebauungsplanverfahren mit Erhalt der Kleingärten einzuleiten. Der Rat beschloss 2017 den Bebauungsplan mit Erhalt der Kleingärten, allerdings nicht dauerhaft. Die Kleingärten sind im Bebauungsplan explizit ausgeklammert. 

Die Politik fordert indes den Bestandsschutz der Gärten. Die Ratsgruppe Klimafreunde und Gut stellte im November einen entsprechenden Antrag. Auch die Bezirksvertretung Ehrenfeld beantragt mehrheitlich, dass der Stadtentwicklungsausschuss die Kleingärten dauerhaft als Grünfläche im Bebauungsplan sichern möge. 

Kiwi-Bäume geben den Kleingärtnern am Maarweg in Ehrenfeld ihren Namen

Die Kölschen Kiwis möchten ihre Kleingärten behalten. „Die Kleingärten bedeuten Lebensqualität und Ausgleich in der Natur. Wir sind jeden Tag da. Die Gärten sind Teil unseres Lebens, aber das sollte nicht ausschlaggebend sein für die Stadt, sondern der Klima- und Artenschutz“, sagt Pächterin Katja Erdmann. In den Gärten leben Vögel, Igel und Insekten. Der alte Baumbestand könne nicht ersetzt werden. Die Pächter pflanzen verschiedene Gemüse- und Obstsorten an. Von ihrem Namensgeber, den Kiwi-Bäumen, ernten sie jährlich tausende Früchte. Auch Pächter Gordon Nowak kritisiert: „Wir haben in Ehrenfeld fast keine Grünflächen.“

Die Bahn-Landwirtschaft sieht das ähnlich: „Wir haben Wartelisten bis zu fünf Jahren. In Köln ist die Situation, dass wir viel zu wenig Flächen haben extrem“, so Geschäftsführer Harald Hohmeier vom Kölner Bezirk der Bahn-Landwirtschaft. „Unser Satzungsgesetz ist es, das Kleingartenwesen zu fördern. Wenn es nach dem Verein geht, sollen die Kleingärten bleiben. Da muss die Politik abwägen“, so Hohmeier. Er sagt auch: „Wenn die Kündigung kommt, dann ist sie zu prüfen und wenn sie die Bedingungen erfüllt, dann ist leider zu kündigen.“

Auch die Schulplatznot an Kölner Grundschulen ist ein aktuelles Thema. Allein für die neuen Stadtquartiere in Köln bedarf es 13 zusätzlicher Grundschulen in Köln. „Natürlich brauchen wir Schulen, aber es gebe noch Alternativen“, so Caroline Michel, sachkundige Einwohnerin im Umweltausschuss, die den Antrag auf Bestandsschutz mit unterzeichnete.

Zum Stand der Bewerbungen für den Grundschulbau schreibt die Stadt: „Wir befinden uns aktuell in Bietergesprächen. Das Ende der Verhandlungen ist noch nicht absehbar.“ Am Donnerstag tagt der Stadtentwicklungsausschuss. Auf der Tagesordnung steht auch der Antrag zum Bestandsschutz der Kleingärten. 

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