Schule statt Kleingärten„Kölsche Kiwis“ kämpfen für ihre Parzellen am Alten Güterbahnhof

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Die Begrenzung eines Schrebergartens am Rande einer Straße ist zu sehen.

Am Maarweg zwischen Vogelsanger Straße und Am alten Güterbahnhof befinden sich die Kleingärten der Kölschen Kiwis.

Ein Grundstück neben dem Neubaugebiet am alten Güterbahnhof Ehrenfeld könnte für einen Schulbau interessant werden.

Die „Kölschen Kiwis“ sind in Aufruhr. Ihre Kleingärten am Maarweg in Ehrenfeld sind bedroht. Das Areal mit rund 30 Parzellen soll für den Bau einer Grundschule genutzt werden, wenn es nach dem Eigentümer geht. Doch die Laubenpieper wollen sich dagegen wehren.

Im Aushangkasten informieren die „Kiwis“, die zum Kölner Bezirksverband Bahn-Landwirtschaft gehören, über die aktuelle Bedrohung. Ihr Areal war Jahrzehnte lang Teil des Güterbahnhofs Ehrenfeld. Einst hatte die Reichsbahn hier grüne Parzellen für ihre Angestellten anlegen lassen.

Kleingärtner in Köln-Ehrenfeld sehen ihre Gärten bedroht

Nachdem der Umschlagplatz Ehrenfeld stillgelegt war, existierten die Kleingärten zunächst ungestört weiter. Erste Unruhe kam auf, als 2013 ein Bebauungsplanverfahren für das brachliegende Güterbahnhofsareal startete. Die Kleingartenpächter sahen ihre grüne Oasen auch damals bedroht. 2017 stand jedoch fest, dass die Gärten erhalten blieben, während der etwa sieben Hektar umfassende Teil entlang der Bahnstrecke für eine Wohnsiedlung überplant wurde.

Inzwischen hat die Eigentümerin des Areals, Immobilienentwickler Aurelis Real Estate, das damals aus dem Planverfahren ausgeklammerte Kleingartengrundstück aber wieder in den Fokus genommen. Ein Unternehmenssprecher bestätigt auf Anfrage, dass sich die Aurelis an einer städtischen Ausschreibung für einen Schulbau beteiligen wolle. Die Stadt ist auf der Suche nach einen Grundstück in Ehrenfeld, wo Platz genug wäre für den Bau einer fünfzügigen Grundschule mit einer Zweifach-Sporthalle. Vor einem Jahr wurde dazu eine europaweite Ausschreibung beschlossen. Im Idealfall wäre der Grundstückseigentümer zugleich auch der Investor.

Köln: Informationsabend soll Klarheit über Schulbauplanung bringen

Für das Vorhaben Schulbau statt Schrebergärten müsste die Aurelis aber noch einige Hürden überwinden. Sie muss über das aktuell an den Verband Bahn-Landwirtschaft vermietete Grundstück verfügen können, um überhaupt Chancen beim Ausschreibungsverfahren zu haben. Es müsste aber aber auch ein Bebauungsplanverfahren beschlossen und umgesetzt werden, damit überhaupt Baurecht geschaffen wird. Im Flächennutzungsplan ist das Kleingartengelände zwischen Maarweg und dem Parkplatz des Rheinischen Bildungscampus Vogelsanger Straße 295 als Grünfläche deklariert.

Die wollen weder die Kleingartenpächter noch ihr Verband so schnell aufgeben. Auf Anfrage dieser Zeitung wollte sich Harald Hohmann, Geschäftsführer des Kölner Bezirksverbands der Bahn-Landwirtschaft noch nicht äußern. Man habe noch nicht genügend Informationen. Die sollen am Mittwoch, 18. Oktober, im kleinen Saal des Bürgerzentrums Ehrenfeld auf den Tisch kommen. Dazu lädt die Aurelis Real Estate ein. Durchgesickert ist bislang, dass das Unternehmen vorhabe eine Schule, eine Kindertagesstätte sowie 15 „Stadtgärten“ zu bauen. Von Seiten der Kleingärtner ist auch die Rede davon, dass man ihnen schon Entschädigungen und Prämien bei vorzeitigem Auszug angeboten habe.

Bürgermeister von Köln-Ehrenfeld übt Kritik

Bezirksbürgermeister Volker Spelthann (Grüne) will ebenfalls den Informationsabend abwarten. Und er erinnert daran, dass ein Zuschlag für die Aurelis noch längst nicht sicher sei. Möglicherweise gebe es noch andere Bewerber. Kritik übt er dennoch: „Die jetzige Situation wäre vermeidbar gewesen, wenn man beim damaligen Bebauungsplanverfahren für das Güterbahnhofsareal, den Teil mit den Kleingärten gesichert hätte.“

Indirekt bekommen die Kölschen Kiwis auch Unterstützung vom Bundesverband der Kleingartenvereine Deutschlands (BKD). Dieser veröffentlichte erst vor wenigen Tagen ein Positionspapier mit dem Titel „Grüne Infrastruktur weiterentwickeln: Kleingärten fördern“. Darin werden der soziale, ökologische wirtschaftliche und der kulturelle Wert der Gartenanlagen unterstrichen. „Innerhalb umweltgerechter Stadtplanung wird zunehmend auf eine Verbesserung des Stadtklimas Wert gelegt. An Kleingartenanlagen als Bestandteil öffentlicher Freiräume muss bei der Einrichtung von Parkanlagen und Freiräumen in Zukunft noch mehr gedacht werden“, schreibt der BKD.

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