Auf Tempo 20, Einbahnstraße und Verkehrsversuch folgt in Köln-Ehrenfeld die Wirtschaftszone. Manchen verstehen den Sinn dahinter nicht, andere finden sie praktisch.
WirtschaftszonenSo reagiert die Venloer Straße auf neues Verkehrsprojekt der Stadt Köln

Die erste „Wirtschaftszone“ entsteht auf der Venloer Straße.
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Ein schwarzer SUV rollt in eine Einbuchtung auf der Venloer Straße. Die Fahrerin will gerade den Motor ausschalten, da bemerkt sie vor ihr ein Verkehrsschild: „Wirtschaftszone“. Seit Montag dürfen auf den drei Stellplätzen nur noch Handwerker, Liefer- und Pflegedienste halten. Für alle anderen Verkehrsteilnehmer gilt absolutes Halteverbot. Die Fahrerin lässt den Motor laufen und fährt weiter.
Köln-Ehrenfeld: Wirtschaftszone für Paketboten „praktisch“
Dmytro Hrymaliuk findet das Pilotprojekt der Stadt Köln gut. Er ist Paketbote und muss regelmäßig auf der belebten Straße ausliefern. Mit seinem Fahrzeug auf dem blau markierten Parkstreifen kann er einige Hausnummern mehr beliefern, ohne umzuparken.

Dmytro Hrymaliuk findet die Wirtschaftszone auf der Venloer Straße praktisch.
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„Sonst musste ich immer auf der Straße halten. Dann kommt ein Krankenwagen und hupt, weil er nicht durchkommt. Das ist für keinen gut“, erklärt Hrymaliuk. Für Arbeiter wie ihn ist die Wirtschaftszone gedacht: weniger haltende Laster auf der Straße, die die Einbahnstraße verstopfen.
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Venloer Straße: „Dann können alle Läden zu machen“
Ein Anwohner sitzt am Straßenrand, etwa zwei Meter entfernt: „Ich habe erst gar nicht erkannt, was das hier ist“, sagt der Mann, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Er versteht den Sinn und Zweck der Wirtschaftszone nicht, angesichts der vielen Ladezonen mit eingeschränktem Haltverbot in unmittelbarer Nähe. Er hätte sich mehr Parkplätze in der Gegend gewünscht. „Es heißt immer ‚Klimaschutz, Klimaschutz.‘ Aber am Ende müssen Autofahrer, die hier einkaufen wollen, eine halbe Stunde in der Gegend herumfahren, um einen Parkplatz zu finden.“
Nach kurzer Zeit ist die 23 Meter lange Wirtschaftszone voll. Zwei Lieferanten und ein Privatauto parken hier. Ein weiterer Lieferant hält wenige Meter weiter. Auto- und Fahrradfahrer müssen sich um das Auto herum schlingen.
Ein Händler, der ebenso anonym bleiben möchte, findet für seinen Unmut drastischere Worte: „Schon seit zwei Jahren ist hier alles für den Arsch.“ Damit meint er die zahlreichen Verkehrsversuche und Pilotprojekte auf der Venloer Straße, die immer wieder für viel Unmut im Handel gesorgt haben – Tempo 20, verwirrende Fahrbahnmarkierungen und umgedrehte Einfahrtsstraßen sind nur einige Beispiele. „Die Grünen hätten hier am liebsten eine Fußgängerzone. Dann können alle Läden zu machen“, meint der Verkäufer.
Blauen Piktogramme auf dunkelgrauem Boden
Eine Passantin zeigt Verständnis für die Situation der Händler. Als Verantwortliche würde sie wegen der vielen Läden nicht immer wieder auf die Venloer Straße als Versuchsobjekt zurückgreifen. Auf die Venloer Straße werden neun weitere Wirtschaftszonen in Köln folgen, hatte die Stadt angekündigt.
„Ich bin eher auf dem Fahrrad unterwegs, deshalb tangiert mich das nicht so sehr.“ Auch sie hat die Wirtschaftszone zunächst nicht als solche erkannt, räumt sie ein. Die blauen Piktogramme auf dem dunkelgrauen Seitenstreifen seien nicht gut zu erkennen.

Nicht jeder versteht auf Anhieb, was es mit der Wirtschaftszone auf sich hat.
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„Manche brauchen aber auch etwas länger, um das Konzept zu verstehen“, sagt sie, während jemand in der blauen Einbuchtung sein Auto in Parkposition bringt. Kurze Zeit später winkt eine Mitarbeiterin des Ordnungsamts den Fahrer weg.
Lieferanten müssen nicht mehr 20 Minuten entfernt parken
Eine Verkäuferin ist von der Wirtschaftszone überzeugt: „Wir werden davon profitieren. Das ist ein großer Vorteil für uns“, sagt die Mitarbeiterin, die nicht ohne Einverständnis ihrer Chefin offen sprechen will. Für ihre Kundinnen und Kunden sehe sie keine Nachteile, denn die meisten kämen mit dem Fahrrad.
Ihre Geschäftspartner, die das Geschäft regelmäßig beliefern, würden von dem Pilotprojekt profitieren. Die mussten früher teils 20 Minuten zu Fuß entfernt parken. Doch noch übt sich die Verkäuferin in Geduld: „Wir können noch nicht feststellen, ob es gut oder schlecht sein wird. Das hängt auch von anderen Faktoren ab. Wir müssen bisschen warten.“