Bewohner der Piusstraße sehen sich als Leidtragende des Apéro-Marktes, der eine teilweise Sperrung der Vogelsanger Straße mit sich brachte.
Engstelle EhrenfeldSchleichverkehr nervt Nachbarn in der Piusstraße

Trotz des Durchfahrtverbots ist die Piusstraße bei Autofahrern sehr beliebt.
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Viel „mediterranes Flair“ sollte er bieten, die Aperitif-Kultur auf der Vogelsanger Straße heimisch machen und „in einzigartiger Atmosphäre zwischen Grüngürtel und Sonnenuntergang Abende voller Geschmack und Geselligkeit“ zaubern. Die vollmundigen Ankündigungen für den Apéro-Markt lasen sich gut, doch für die Bewohner der Piusstraße waren die vier Apéro-Wochenenden von Mitte September bis Anfang Oktober der reinste Horror. Zumindest, wenn man den Schilderungen von Adrian Bühler Glauben schenkt.
Vogelsanger Straße in Ehrenfeld wegen Apéro-Markt gesperrt
„Hier fahren gerade (Samstag, 20 Uhr) circa 150 Fahrzeuge die Stunde durch unsere Wohnzimmer und Schlafzimmer“, schreibt Bühler am 27. September in einer E-Mail an die Verwaltung. Für ihn ist die Ursache eindeutig: An den Apéro-Wochenenden musste der Abschnitt der Vogelsanger Straße zwischen Schmalbeinstraße und Innerer Kanalstraße gesperrt werden. Ein Teil des stadtauswärts fahrenden Verkehrs sei daher auf die Venloer Straße ausgewichen und dann in die Piusstraße eingebogen, um auf den freien Teil der Vogelsanger Straße zu gelangen.
Adrian Bühler ist so etwas wie der Sprecher der Piusstraße, seit vor knapp zwei Jahren die Einbahnstraßenregelung auf der Venloer Straße eingeführt wurde. Seither geht es für den aus dem Stadtzentrum kommenden Verkehr hinter der Einmündung der Piusstraße nicht mehr weiter, die enge Piusstraße wird nun verstärkt als Schleichweg zur Vogelsanger Straße genutzt.
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Der Apéro Markt fand an vier Wochenenden auf der Vogelsanger Straße und im Kölner Grüngürtel.
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An den Apéro-Wochenenden habe sich das verschärft: „Gefühlt hat sich der Verkehr gegenüber den anderen Wochenenden verdreifacht“, meint Bühler, der sich gleich am 15. September mit der Forderung nach einer „Entschärfung“ der Situation an die Verwaltung gewandt hatte. Aus dem Amt für nachhaltige Verkehrsentwicklung kam daraufhin die Antwort, dass die Verkehrszahlen während der drei Veranstaltungstage anhand einer „Dauerzählstelle auf der Venloer Straße“ überprüft worden seien: „Aus diesen Daten ist jedoch kein eindeutiger Anstieg des Verkehrsaufkommens zu entnehmen, der in unmittelbarem Zusammenhang mit der temporären Sperrung der Vogelsanger Straße gesehen werden kann.“

Seit Beginn des Verkehrsversuchs auf der Venloer Straße wehren sich Anwohner der Piusstraße, darunter Adrian Bühler (3.v.r.) gegen den Mehrverkehr in ihrer Straße.
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Bühler bezweifelt, dass diese Zahlen aussagekräftig sind, die Verwaltung habe die Piusstraße „sehenden Auges“ der zusätzlichen Belastung ausgesetzt: „Der stadtauswärts fahrende Verkehr musste durch die Piusstraße fahren, weil man an der Kreuzung der Venloer Straße mit der Inneren Kanalstraße nicht nach links abbiegen darf, um auf die Vogelsanger Straße oder die Weinsbergstraße zu kommen. Damit wurde der Verkehr auch gezwungen, das Durchfahrtsverbot in die Piusstraße zu ignorieren.“ Denn seit dem vergangenen Sommer ist die Einfahrt in die Piusstraße von der Venloer Straße aus auf Drängen der Anwohner nur noch für Anlieger erlaubt – was aber kaum überprüft und von zahlreichen Verkehrsteilnehmern nicht beachtet werde.
Drehung der Einbahnstraße ist von der Bezirksvertretung beschlossen
Beschlossen hatte die Ehrenfelder Bezirksvertretung (BV) Anfang des Jahres bereits eine Drehung der Einbahnstraßenrichtung in der Piusstraße, künftig soll die Einfahrt nur noch von der Vogelsanger Straße aus möglich sein. Umgesetzt wurde das bislang ebenso wenig wie die ebenfalls von der BV beschlossene Einrichtung einer Linksabbiegespur von der Venloer Straße auf die Innere Kanalstraße. „Meine Vermutung ist, dass die Verwaltung alles auf einmal machen will“, so Bühler. Was die Linksabbiegespur angeht, muss die Bezirksvertretung Innenstadt einbezogen werden, das verkompliziere alles.
Gegenüber dieser Zeitung versicherte ein Sprecher der Stadt aber, dass für die Drehung der Einbahnstraßenrichtung in der Piusstraße die „notwendige Ausführungsplanung inklusive Begründung erstellt“ sei und der Straßenverkehrsbehörde bei der Bezirksregierung Köln zur Anordnung vorliege. Hinsichtlich des Apéro-Markts, der „gut angenommen wurde“, werde die Verwaltung nun eine Evaluierung vornehmen, auch die Verkehrsplanung werde überprüft. Es sei „noch zu früh, eine Aussage vorwegzunehmen.“
Nicht für Volker Spelthann: „Ich verstehe nicht, warum eine Sperrung der Vogelsanger wegen eines Events nicht besser geplant wird, zum Beispiel mit einem zusätzlichen Linksabbieger auf der Inneren vor der Moschee“, sagt der Bezirksbürgermeister. „Ideen zur Entlastung der Piusstraße gibt es satt, Beschlüsse dazu auch. Ich erwarte, dass diese auch bei Events oder Baustellenplanungen beachtet werden und die Fahrtrichtung der Piusstraße endlich gedreht wird, um die Anwohnerinnen und Anwohner zu entlasten.“
Der Apéro-Markt wurde nicht zuletzt eingerichtet, um zu testen, ob damit eine Entlastung des Brüsseler Platzes möglich ist. Der Markt könnte ab dem nächsten Frühjahr also zu einer Dauereinrichtung an Wochenenden werden. In der Piusstraße hofft man, dass bis dahin die Einbahnstraße gedreht ist.
