Lärm, Dreck, StreitKünstler-Kommune ziehen aus Kolbhalle in Köln-Ehrenfeld aus

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Die neue Heimat der Kolbhallen-Bewohner an der Leyendeckerstraße

Köln-Ehrenfeld – Etwa 40 Nachbarn aus der Helmholtzstraße waren der Einladung zur Bürgerinformationsveranstaltung gefolgt. Dabei ging es um den Umzug der Künstlergemeinschaft aus der Kolbhalle in ein Nachbargebäude. Manche von ihnen waren nur schwer davon zu überzeugen, dass es in Zukunft rund um die ehemalige Fabrikhalle deutlich ruhiger werden soll.

Investor Yves Netz, der die letzten verbliebenen Gebäude der ehemaligen Maschinenfabrik Kolb im vergangenen Jahr gekauft hat, informierte zusammen mit den Bewohnern der ehemaligen Fabrikhallen über die Planungen.

Anwohner der Leyendeckerstraße in Köln-Ehrenfeld fühlen sich gestört

Immerhin zeichnet sich nun eine Lösung eines Dauerkonfliktes ab. Seit mehr als 15 Jahren fühlen sich Anwohner der Helmholtzstraße und der Leyendeckerstraße vor allem von Veranstaltungen auf dem Gelände der Kolbhalle gestört. Lärm zu vorgerückter Stunde, Geruchsbelästigungen und Verunreinigungen sind die Hauptgründe, weswegen immer wieder Ordnungsdienst oder Polizei gerufen wurden.

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Etwa 40 Nachbarn kamen zur Bürgerinfo-Veranstaltung an der Hospeltstraße. 

Damit soll bald Schluss sein, denn die Tage der heutigen Kolbhalle, die als Domizil einer bunt gemischten und häufig wechselnden Künstler-Wohngemeinschaft seit mehr als 30 Jahren existiert, sind gezählt.

Neubaupläne für das Areal in Köln-Ehrenfeld

Für das Areal gibt es Neubaupläne. Ein Gebäuderiegel mit 45 Wohnungen, Tiefgarage und einer dreigruppigen Kindertagesstätte, der den Block zur Helmholtzstraße komplett schließen soll und sechs dahinter liegenden Einfamilienhäusern anstelle der heutigen Fabrikhalle sind geplant.

Die Aussicht auf rund 100 neue Nachbarn und das Gewusel von 60 Kindern im Außenspielbereich warf bei den Anwohnern keine Fragen auf. Umso mehr dagegen wollten sie wissen, was genau Yves Netz und die Kolb-Künstler in den Gebäuden direkt neben der heutigen Halle vorhaben.

Projekt Leyendeckerstraße 9 in Köln-Ehrenfeld

Das Projekt Leyendeckerstraße 9 grenzt an die von der Helmholtzstraße aus zugänglichen Hallen. Es besteht aus einem um das Jahr 1900 erbauten dreigeschossigen Backsteingebäude und einem angrenzenden Hallentrakt. Dorthin möchte ein Teil der heutigen Kolbhallen-Bewohner ziehen. Mehr noch: Wenn möglich, wollen sie das Anwesen sogar kaufen. „Wir wollen uns künftig auf die künstlerische Arbeit konzentrieren“, sagt Esther Kusche, eine der Bewohnerinnen.

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Die Kolbhalle hat mehrere Ebenen, auf denen es auch grünt  und blüht.

Christian Arnold, ebenfalls Mitglied der Kolb-Künstlergemeinschaft, die sich den Namen „Wir selbst e.V.“ gegeben hat, wird konkreter: 14 Ateliers, schallisolierte Werkstatträume und ein Konzertsaal seien geplant. In dem mehrgeschossigen Gebäude sollen Wohnungen entstehen.

Veranstaltung in Räumen des Artrmx

Unruhe kommt in Teilen des Publikums auf, das in den Mehrzweckraum des Verein „Artrmx“ an der nahe gelegenen Hospeltsraße gekommen war, als Arnold von einem Innenhof an der Halle sowie von einem Café spricht. Das soll im vorgelagerten Pavillon eingerichtet werden. Mehrere Anwesende waren überzeugt, dass vom Innenhof Lärm nach außen dringen würde.

Investor Yves Netz ist überzeugt, dass man dieses Problem gut in den Griff bekommen könne. Auch das erwähnte Café wurde mit Lärmbelästigung verbunden. Und skeptisch zeigten sich viele, ob es den Kolb-Bewohnern gelingen würde, künftig Veranstaltungen bis 22 Uhr zu beenden und dabei jegliche Geräuschentwicklung durch ankommende oder heimgehende Besucher zu unterbinden.

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Das aber hat der Verein „Wir selbst“ vor. „Glauben Sie uns, wir wollen selbst unsere Ruhe haben“, sagte Esther Kusche, die als Ansprechpartnerin für die Nachbarschaft benannt wurde. Die Gemeinschaft habe sich bereits von einigen Bewohnern, die Unruhe brachten, getrennt. Weitere würden den Umzug nicht mitmachen, so dass sich mittlerweile ein ganz anderes Bild ergebe.

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Die Kolbhalle an der Helmholtzstraße

Zugleich betonten Kusche und Arnold, dass die seit zwei Jahren eingekehrte relative Ruhe auf dem Gelände ein Ergebnis dieser Bemühungen sei und nicht nur etwas mit der Pandemie zu tun habe. Diese Ruhe wolle man bewahren. Bauanträge für die Vorhaben sind inzwischen eingereicht. Wann eine Baugenehmigung erteilt wird, ist noch unklar. Sobald sie vorliegt, will der Verein Wir selbst innerhalb von weniger als einem Jahr sein neues Domizil herrichten.

Erst wenn er dort hin gezogen ist, können die Abbrucharbeiten für das Wohnungsbauprojekt beginnen. Sicher waren sich alle Teilnehmer, dass es bis dahin noch mehrfach Gespräche zwischen Künstlern und Anwohnern geben muss.

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