Deutschlandweit bekannt„Fritt“ verkauft seit mehr als 20 Jahren Surfboards in Köln

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Ein Surfshop mitten in Ehrenfeld.

Köln-Ehrenfeld – „Bretter, die die Welt bedeuten“ ist eigentlich ein Synonym von Friedrich Schiller für Theaterbühnen. Es kann allerdings ebenso für Surfboards herhalten, das Heiligtum eines jeden Wellenreiters. Obwohl Köln nicht am Meer liegt, gibt es seit mehr als 20 Jahren einen deutschlandweit bekannten Surfshop mitten in Ehrenfeld: „Frittboards“.

Angefangen hat alles im Jahr 1998 in der Studentenwohnung von Shop-Besitzer Michael Fritsch, von allen nur „Fritt“ genannt. Verkauft wurden die Surfbretter erst auf Ebay und dann über die eigene Website.

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Mehr als 300 verschiedene Surfboards stehen zur Auswahl.

„Die ersten Kunden, die ihre Boards bei mir abholten, saßen dann am Ende auf meinem Balkon und wir haben zusammen gegrillt und Bier getrunken“, erzählt der gebürtige Pfälzer.

„Ehrenfeld war damals nicht hip"

Das sei so lange gut gegangen bis Nachbarn ihn darauf aufmerksam machten, dass ab und zu Jugendliche um das Haus schlichen und einen Surfshop suchten. „Da wurde mir klar, dass ich eine Garage oder so brauche." Fündig wurde Fritt dann in seiner Nachbarschaft. „Ehrenfeld war damals nicht hip, sondern schön alternativ und leicht abgeranzt und somit günstig."

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Neoprenanzüge in jeder Größe.

Ein ehemaliger Obst- und Gemüseladen mit einer 40 Quadratmeter großen Verkaufsfläche wurde zum ersten eigenen Laden und somit zu einem der ersten Surfshops in ganz Deutschland. Einen Telefonanschluss oder ein Kartenlesegerät gab es nicht. Dafür aber ein 50er-Jahre-Fahrrad aus Fritts Heimatstadt Speyer, das mit einem EC-Aufkleber versehen war. „Wollte jemand mit Karte bezahlen, musste er mit dem Fahrrad zum nächsten Geldautomat radeln und Geld abheben."

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Das „EC-Fahrrad", um Bargeld abzuheben.

Aus dem anfänglichen Bestand von zwei Surfboards wurden immer mehr Bretter. Außerdem kamen die ersten Neoprenanzüge und weiteres Zubehör dazu, wie zum Beispiel Finnen oder Leashes (Schnüre, die sowohl am Brett als auch am Knöchel des Surfers befestigt werden). Einige Marken unterstützten Fritt, indem sie keine Mindestmengen abnahmen, was damals eigentlich üblich war. „Aus Dankbarkeit halten wir auch heute noch an diesen Firmen fest und weil sie immer noch gutes Material produzieren", erzählt der 50-Jährige.

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Die passende Finne darf nicht fehlen.

Nach wenigen Jahren wurde der Laden schließlich zu klein und der erste Umzug stand an. Das ursprünglich begonnene Studium war zu diesem Zeitpunkt bereits abgehakt. „Es kamen immer mehr Leute, die Surfstuff kaufen wollten. Unterstützt wurde ich weiterhin von Freunden, die mir halfen Dinge zu bauen oder mit ihrer Anwesenheit dem Laden einfach Charakter zu verleihen", berichtet er. Die Öffnungszeiten waren, wie schon beim ersten Laden, relativ. „Wenn offen war, war offen und wenn zu war, war zu. Eigentlich war aber immer bis spät in die Nacht geöffnet." Das heutige Geschäft befindet sich gleich nebenan in einem alten Drogeriemarkt.

Team von „Frittboards" will kompetent beraten

Seit elf Jahren ist auch Stefan Held dabei. Das Besondere an dem Laden sei die kompetente Beratung der Mitarbeiter: „Die Kunden wissen zu schätzen, dass wir für jeden Einzelnen das passende Equipment suchen, damit derjenige auch Spaß im Wasser hat.“ Wer ein Surfbrett haben will, gehe nicht automatisch mit dem teuersten Teil nach Hause. Wenn das richtige Board nicht vorrätig ist, kaufe der Kunde halt auch mal nichts. „So hat es angefangen und so soll es auch bleiben“, sagt der 38-Jährige.

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Stefan Held ist seit elf Jahren dabei.

Mehr als 300 verschiedene Surfbretter hat „Frittboards" im Sortiment. Bretter können für einen Urlaub auch geliehen oder kaputtgegangene Boards repariert werden. Inzwischen werden außerdem eigene Trips, zum Beispiel zur stehenden Welle nach Langenfeld oder sogar auf die Malediven, organisiert.

Künstliche Wellen ein immer größeres Thema

Vor allem das Thema der künstlichen Wellen sei aktuell groß. „Für Surfer in der Region ist die Welle in Langenfeld natürlich ein Riesengewinn", sagt Stefan Held. Es könne zwar nicht das Naturerlebnis bieten, wie es Wellen im offenen Meer tun, dennoch sei die stehende Welle ein „Treffer ins Schwarze". Bei den gemeinsamen Fahrten dorthin habe sich inzwischen auch eine feste Szene entwickelt. „Es ist schon cool, mit Kunden surfen zu gehen. Vor allem, weil sich der Kundenstamm und der Freundeskreis auch überschneiden“, erzählt er.

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Stefan Held (links) und Fritt (2. v. r.) mit dem Südafrikanischen Shaper Glen D'Arcy (2. v. l.).

Warum ein Surfshop in Köln so gut laufe, können Fritt und Stefan Held auch nicht pauschal beantworten. „Die Frage stellen wir uns auch häufiger. Wahrscheinlich liegt es an der Sporthochschule und dem großen Einzugsgebiet“, sagt Stefan Held. Es müsse eine Summierung von Faktoren sein. Köln habe schon immer eine Wellenreit-Szene gehabt, erzählt Fritt: „Der Deutsche Wellenreitverband und die erste deutsche Surfschule wurden in Köln gegründet.“ Es gebe sogar einen Surf-Club, der Kneipenabende und Sportprogramme organisiere.

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Während Stefan Held sich um den Laden kümmert, ist Fritt aktuell mit seiner Familie in Mittelamerika unterwegs, um dort den Wellen hinterher zu jagen. Vor 30 Jahren hat er am französischen Atlantik damit angefangen, nachdem er eine Dokumentation über den ungarischen Surfer Miki „Da Cat" Dora gesehen hat. Dieser prägte in den 1950er-Jahren die Surf-Szene Malibus. Inzwischen komme Fritt jedoch auch nicht öfter zum Surfen, als jeder andere, der einen festen Job hat. Den vielzitierten „Surfer-Lifestyle" gebe es seiner Meinung nach ehe nur oberflächlich, denn „jeder entdeckt das Surfen für sich so, wie er es sehen möchte."

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