Münzfreunde in EhrenfeldAuch Pfennige erfreuen die Sammlerseele

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Selbst alte chinesische Yen mit einem Loch in der Mitte hat mancher der Kölner Münzfreund in seiner Sammlung.

Selbst alte chinesische Yen mit einem Loch in der Mitte hat mancher der Kölner Münzfreund in seiner Sammlung.

Ehrenfeld – Wer Alfred Hahne etwas fragt, bekommt nicht einfach eine Antwort, sondern Geschichtsunterricht – zumindest beim Tauschtreffen der Münzfreunde im Bürgerzentrum Ehrenfeld. Welche Münzen er selbst sammelt? „Die aus Braunschweig-Wolfenbüttel. Das war ein Fürstentum der Welfen in Niedersachsen, wo ich geboren wurde, eines der ältesten in Deutschland“, sagt der Vereinsvorsitzende. Er sammele auch Militaria. „Sie wissen doch, was das ist? Orden und Ehrenzeichen. Ich habe auch Medaillen aus der Kaiserzeit. Wann das war, wissen sie aber, oder?“

Und während der Zuhörer folgsam antwortet und darauf wartet, dass der Mann im Hemd und Pullunder, der 30 Jahre lang Lehrer an der Kölner Schule für Maler und Vergolder war, nun Noten verteilt, fährt er schon ungerührt fort, seinen Zuhörer zu unterrichten. Auch die zehn anderen Sammler im Raum flüstern leise miteinander: Jahreszahlen und Ereignisse stehen im Zentrum des Tauschtreffens, während die Geldstücke in mit rotem Samt ausgelegten Plexiglaskästen ruhen.

Wer Münzen sammelt, sammelt eigentlich Geschichte, stückchenweise. Das lernt ein Besucher der monatlichen Veranstaltung ziemlich schnell. „Jedes Stück Münze oder Medaille hat einen geschichtlichen Hintergrund“, sagt Hahne. „Ich habe gerade einen Flitter aus dem Jahr 1615 ersteigert. Das war ein halber Pfennig. Davon konnte man damals einen Tag lang leben,“ sagt er. Ein anderer Münzsammler, Alexander Rotkopf, fährt fort, mit großer Begeisterung in der Stimme: „Der Pfennig geht ja auf Karl den Großen zurück. Die Mark war damals eigentlich eine Gewichtseinheit. Von einer Mark Silber mussten 240 Pfennige gemacht werden.“ Hahne übernimmt wieder den Part des Erzählers: „Und durch die Jahrhunderte oxidierte das Silber auf den Münzen. Weil sie so schwarz waren, wurden sie dann Schwarzpfennig genannt oder in Köln auch Möhrchen“. Er grinst. Rotkopf spricht ernste Worte: „Zehn Prozent dessen, was ein Sammler für die Münzen ausgibt, sollte er in Literatur über den geschichtlichen Hintergrund investieren.“ Die Geschichten sind es wert: Denn wer weiß schon noch, dass es lange vor dem Euro ein europäisches Zahlungsmittel gab, lange bevor ein Staatenbund namens Europäische Union überhaupt denkbar war: Es hieß Taler und war eine besonders große und schwere Münze.

Neuling

Ein Sammler, der namentlich nicht in Erscheinung treten will, hat verschiedene Taler auf roten Samt gebettet vor sich ausgebreitet: beispielsweise eine britische Crown, zu deutsch Krone, mit dem Antlitz von König Georg IV, aus dem Jahre 1821. Er war als Taler in ganz Europa im Umlauf, ebenso der französische Ecu aus der Zeit von Ludwig XVI daneben. „Als die Münze herauskam, war er allerdings schon hingerichtet. Das war 1793“, erzählt der Sammler. „Manchmal wurden die Taler auch einfach gegengestempelt“, sagt er. Was ein Gegenstempel sei, möchte Helmut Meisen wissen, ein Neuling unter den Münzfreunden. „Auf den großen Kopf der ausländischen Währung wurde manchmal einfach ein kleiner der eigenen Währung darauf gestempelt, beispielsweise der von König Georg. So wurde sie zum britischen Zahlungsmittel umgemünzt.“ Der Mann zeigt eine Münze, in deren Kopf ein winzig kleiner anderer Kopf gestanzt ist. Die seien aber einen Penny weniger wert gewesen als die gewöhnliche britische Krone. „Zwei Könige drauf, aber keine Krone wert“, habe der Volksmund über diese Münzen gewitzelt.

Warum die geschichtsbegeisterten Vereinsmitglieder nicht einfach Bücher lesen, sondern Münzen horten?

„Wir sind Sammlerseelen“, so Hahnes Antwort. Es gebe Sammler mit sehr verschiedenen Interessengebieten. „Wir haben Mitglieder, die befassen sich nur mit Schiffs- oder Eisenbahnmotiven. Kinder sammeln oft Münzen mit Tieren darauf.“ Auch Hahne hat bereits als Kind angefangen zu sammeln, 1945, als sein Onkel aus dem Krieg von der Westfront zurück war und ihm einige französische Geldstücke schenkte. Bis zu etlichen Tausend Euro können einzelne Münzen wert sein. Jedoch – „Teure Münzen sind nichts für einen Sammler, sondern für Geldanleger“, sagt Hahne.

Ein Sammler muss seiner Leidenschaft nachgehen und möglichst viele Exemplare ergattern können – statt einige wenige in einen Tresor zu legen. Gegen Ende des Tauschtreffs hat Alfred Hahne ein leeres Glas in der Hand und eine neue Frage im Blick. „Böll Bier“ steht auf der Kölsch-Stange geschrieben, die er demonstrativ seinem Gegenüber entgegen streckt. „Ich sammle übrigens auch Biergläser. Das Böll-Bier-Glas habe ich aus der Ubier-Schenke in der Südstadt. Wer Böll war, wissen sie doch, oder?“

Die Kölner Münzfreunde treffen sich jeden 2. Samstag im Monat von 12 bis 15 Uhr im Bürgerzentrum Ehrenfeld an der Venloer Str. 429.

www.koelner-muenzfreunde.de

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