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Kölner TraditionsklubDer SC West feiert sein 125-jähriges Bestehen

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Sieben Männer stehen nebeneinander auf einem Fußballplatz.

Kooperation mit der FC-Akademie: Raffaele Melillo (M.), Jugendleiter des SC West, zeigt stolz das Partnerschaftsschild. 

Boxen und Fußball gehörten einst zusammen: Der SC West hat eine wechselvolle Geschichte. Jetzt feiert der Klub sein 125-jähriges Bestehen.

Der Klub entstand 1948 durch eine Fusion der beiden Ehrenfelder Vereine SV Rhenania 1900 und FC Phönix 1911. Die Erinnerung an die fußballerischen Ahnen wird bis heute gepflegt. Am Samstag, 5. Juli, ab 13 Uhr, feiert der SC West daher sein 125-jähriges Bestehen auf seiner Anlage an der Apenrader Straße.

Im Jahr 1900 steckte der Fußball in Köln noch in den Kinderschuhen. Der Kölner Fußballklub Rhenania war erst der dritte Verein, wo dieser damals von Turnern, Fechtern oder Ringer noch argwöhnisch betrachtete Sport aus England ausgeübt wurde. Der erste Sportplatz befand sich zwischen Helmholtzstraße und Vogelsanger Straße. Später – nach mehreren Fusionen - lag der Rhenania-Platz dort, wo heute die KVB-Zentrale in Braunsfeld ist. Es war die Pionierzeit des Fußballs. Die Plätze waren steinig und staubig, Tore wurden anfangs aus Stangen selbst aufgebaut.

FC Bayern wurde auf den Klub aus dem Kölner Westen aufmerksam

Germania stellte 1927 den A-Jugend-Stadtmeister. Darauf wurde sogar der FC Bayern aufmerksam, der für seine ebenfalls erfolgreichen Jugend-Kicker einen Gegner suchte. Die freundliche Anfrage, sogar mit der Aussicht auf ein Rückspiel „im schönen München“, lehnte der damalige Rhenania-Präsident Ludwig Heller jedoch freundlich ab. Für den gewünschten Termin Ostern 1928 habe man bereits einem anderen Gegner zugesagt. Die Bayern fragten nie wieder in Ehrenfeld an.

Eine Frauen-Fußballmannschaft posiert für ein Mannschaftsbild.

So sehen Siegerinnen aus: Die SC West-Frauen gewannen 2023 den Kreispokal.

Beim FC Phönix Ehrenfeld 1911 nahm der Fußball erst zu Beginn der 1920er Jahre richtig Fahrt auf. Erstes Domizil war der damals neue Platz am Fort IV, das heutige Poststadion in Bocklemünd. Wenige Jahre später wurde der Platz an der Takustraße Heimat des Phönix. Auf demselben Platz feierten die Ehrenfelder Schützen ihre Kirmes. Beide Klubs entwickelten sich zu lokalen Größen. Hunderte Zuschauer kamen zu prestigeträchtigen Derbys gegen die Schwarz-Weißen aus Bickendorf, Köln 65 oder den FV Ehrenfeld 1910. Rhenania bezog 1942 den Platz an der Apenrader Straße und wurde somit Nachbar des FC Phönix.

Boxkämpfe wurden im Kino am Lenauplatz, heute Rewe, ausgetragen

Nach der Fusion startete der neue Verein ambitioniert. Schon in der zweiten Saison rüstete der SC West mächtig auf. Willibald Kreß, 16-facher Nationaltorwart, wurde als Trainer geholt. Alfons Moog (sechs Länderspiele) lief für die Blau-Gelben auf. Dieses Team wollte es den Großen - 1. FC Köln und Preußen Dellbrück – zeigen. 1950/51 tat man sich dazu sogar mit dem VfL 99 Köln zusammen. Das Projekt „SC Köln 99“ – finanziert von Holzhändler Kropmanns - ging jedoch rasch pleite.

Ein Schwarz-Weiß-Bild zeigt Fußballer im Trikot-Look der 1920-er Jahre.

Kölner A-Jugendmeister 1927: Rhenania Ehrenfeld. Für ein Spiel gegen den FC Bayern München war keine Zeit.

Geboxt wurde an der Apenrader Straße auch. Die Abteilung hatte der SV Rhenania mitgebracht, nachdem sich die 1924 gegründete Boxabteilung des Ehrenfelder Kraftsportklubs den Rhenanen 1931 angeschlossen hatte. Mit Horst Langer stellte der SC West sogar 1948 und 1952 einen Deutschen Meister im Feder- und im Leichtgewicht. Boxkämpfe wurden im damaligen Kino, heute Rewe, am Lenauplatz ausgetragen. Größere Veranstaltungen fanden im Williamsbau an der Aachener Straße statt. Die Boxer machten sich jedoch 1955 als BC Westen selbstständig. Der SC West wurde damit zum reinen Fußballverein.

Die erste Seniorenmannschaft des SC West spielt aktuell in der Kreisliga A. Das Frauenteam gewann 2023 den Kreispokal und war 2024 Finalist im Verbandspokal. Insgesamt gibt es 31 Teams. Die Jugendarbeit steht im Verein klar im Vordergrund. Erst vor Kurzem hat der SC West seine „strategische Partnerschaft“ mit der Nachwuchsabteilung des 1. FC Köln, die inzwischen „FC-Akademie“ heißt, wieder aufleben lassen. SC-West-Vorsitzender Kurt Nürnberg: „Für uns ist das eine Chance, sich im Jugendfußball weiterzuentwickeln. Unser Ziel ist es, optimale Bedingungen für die Jugend in unserem familiären Umfeld zu schaffen.“

Dass West-Spieler den Weg zum 1. FC Köln fanden, hat eine lange Tradition. Zu den ersten gehörten Martin Hirche und Heinz Goffart. Über Umwege später auch Torwart Manfred Manglitz und Stürmer Carl-Heinz Rühl. Zuletzt waren es die Spieler Salih Özcan und Marcel Hartel sowie die Spielerin Carlotta Imping.