Bei einem Einsatz des Ordnungsamts auf dem Takuplatz wurde ein Boule-Spieler verletzt. Anwohner hatten sich vorher wegen Ruhestörung beschwert.
Einsatz auf dem TakuplatzBoule Club kritisiert hartes Vorgehen des Ordnungsamts in Köln-Neuehrenfeld

Auf dem Takuplatz wird seit Corona vermehrt Boule und Tischtennis gespielt, zum Ärger mancher Anwohner auch mal bis spät in die Nacht hinein.
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Ein nachdenklich stimmender Bericht steht seit einigen Tagen auf der Homepage des Ehrenfelder Boule Clubs (EBC). Laut Vereinsvorstand waren auf eine Beschwerde aus der Nachbarschaft zwei Mitarbeiter des Ordnungsamts an einem Samstagmorgen Ende Juli gegen 0.50 Uhr auf dem Takuplatz erschienen und hatten die etwa zehn Boule-Spielerinnen und -Spieler aufgefordert, die Spiele einzustellen und die Musik auszumachen. Beim Versuch, die Identität einer Person festzustellen, hätten die Ordnungsamt-Mitarbeiter „erhebliche Gewalt“ angewendet: Der Betroffene sei mit dem Kopf gegen eine Tür des Kiosks geschleudert worden, seine Arme wurden „extrem verdreht“.
Der Mann, so heißt es im Bericht weiter, habe im Gesicht geblutet und musste am nächsten Tag „wegen erheblicher Schmerzen und Bewegungsunfähigkeit im rechten Arm in ärztliche Behandlung“. Eine Kernspintomografie (MRT) werde als notwendig erachtet. Die Zeugen des Geschehens auf dem Takuplatz, so der Vorstand, seien „wegen der Brutalität entsetzt“ gewesen. Mehrere Videoaufnahmen und zahlreiche Zeugenaussagen belegten, dass sich die verletzte Person die ganze Zeit über „völlig ruhig verhalten“ habe. Auch sei den Aufforderungen der Ordnungsamt-Mitarbeiter „unmittelbar Folge geleistet worden, viele Anwesende zeigten sich dialogbereit.“
Anzeige gegen Mitarbeiter des Ordnungsamts der Stadt Köln wird erwogen
Doch es ging noch weiter: Als etwas später die Polizei eintraf, die von den Vertretern des Ordnungsamts gerufen worden war, sei dem Betroffenen „offensichtlich erneut von den Mitarbeitern des Ordnungsamts Schmerzen zugefügt“ worden. Die Polizeibeamten, die von Umstehenden darauf hingewiesen wurden, hätten zunächst nicht reagiert. Erst später, als sie ein Video des Vorfalls ansahen, das ein Boule-Spieler aufgenommen hatte, hätten einige Polizeibeamte von „Körperverletzung“ gesprochen. Nun wartet man beim Boule-Verein ab, ob die Polizei von sich aus bei der Staatsanwaltschaft eine Anzeige von Amts wegen gegen die Mitarbeiter des Ordnungsamtes einreicht.
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Boule-Spieler auf dem Takuplatz
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Inzwischen teilte Polizeihauptkommissar Christoph Gilles auf Anfrage mit, dass „vor Ort eingesetzte Polizisten Strafermittlungen eingeleitet“ haben. Zu den Inhalten der laufenden Ermittlungen mache die Polizei aber „naturgemäß keine Angaben“. Das Geschehen werde „seitens der Kripo mit Anhörung beziehungsweise Vernehmung aller Beteiligten und abschließender Auswertung von Spuren und Beweismitteln ausermittelt und sodann zur weiteren Entscheidungsfindung an die Staatsanwaltschaft abgegeben.“ Eine Sprecherin der Stadt gab ebenfalls die Auskunft, „aufgrund einer laufenden Ermittlung“ könne man sich nicht zu dem Sachverhalt äußern.
Einsatz des Ordnungsamts auf dem Takuplatz hinterlässt Boule-Spieler ratlos
Gerhard Klas, Vorsitzender des EBC, ist immer noch ratlos: „Eigentlich war es bis dahin ein ganz gewöhnlicher Freitagabend auf dem wegen des besonders schönen Wetters sehr belebten, aber nicht übermäßig lauten Takuplatz“, meint er. „Friedhofsruhe war nicht, das wäre an einem Freitagabend im Stadtteil Neuehrenfeld aber auch etwas ungewöhnlich.“

Der Kiosk am Takuplatz versorgt die Besucher mit Getränken.
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Der Vorfall ist offensichtlich Teil eines schwelenden Konflikts zwischen den Nutzern des Takuplatzes und einigen Anwohnern. Nachdem vor wenigen Wochen im „Kölner Stadt-Anzeiger“ ein Artikel erschienen war, in dem es um den Wunsch der Boule-Spieler nach einer öffentlichen Toilette auf dem Takuplatz ging, hatte sich eine Leserin gemeldet und über „Lärm, bis tief in die Nacht“ geklagt, aber auch über Aggressivität. Diese legten etwa der neue Kioskbesitzer und seine Mitarbeiter gegenüber den Vertretern des Ordnungsamts an den Tag. Die Leserin, die nicht namentlich genannt werden möchte, sieht dies auch als Ursache für den Zwischenfall an jenem Samstagmorgen Ende Juli an.
Auch die Kioskkunden, die ihr Flaschenbier gleich vor Ort tränken und sich dazu auf den Stühlen niederließen, die auf dem Takuplatz stehen, sind der Leserin ein Dorn im Auge. Da sei eine Art Kneipengefühl entstanden. Eine öffentliche Toilette lehnt sie strikt ab: Das „wäre eine Aktion, die Atmosphäre auf dem Platz weiter zu verschlechtern und die Probleme geradezu steil wachsen zu lassen.“
In zwei Jahren zehn Einsätze wegen Ruhestörung auf dem Takuplatz in Köln-Neuehrenfeld
Laut Gerhard Klas gibt es aber Nachbarn, die das ganz anders sehen: „Wir bekommen von vielen Anwohnern die Rückmeldung, dass der Platz ruhiger geworden ist, seitdem wir da sind.“ Denn die Boule- und Tischtennisspieler sind nach der Epidemie wesentlich stärker auf dem Platz präsent als vorher: „Vor Corona war der Platz häufig bis spät in die Nacht ein beliebter Treffpunkt von größeren Gruppen von Jugendlichen, die dort ihre ersten Alkoholerfahrungen sammelten, entsprechenden Lärm erzeugten und Müll hinterließen.“
Auch Polizeipressesprecher Christoph Gilles schätzt die Lage als eher entspannt ein: „Seit 2023 bis heute ist es auf dem Takuplatz insgesamt zu zehn Ruhestörungseinsätzen durch die Polizei Köln gekommen. Davon waren sechs Einsätze im Jahr 2025. Aus polizeilicher Sicht ist der Takuplatz im Zusammenhang mit Ruhestörungen eher als unproblematisch zu bewerten.“ Die Sprecherin der Stadt schätzt die Situation ebenfalls als nicht sonderlich dramatisch ein: „Es gibt seit mehreren Wochen eine leicht erhöhte Beschwerdelage wegen Ruhestörung am Takuplatz.“