Der Kurs Philosophie, Rhetorik und Politik des Montessori-Gymnasiums lud Vertreter aus Politik und Bundeswehr zu einer Diskussion über die Wehrpflicht ein.
Schulfach DebatteDas „Monte“ lud zur Diskussion über die Wehrpflicht

Nomika, Lili, Kaya und Jean-Pascal Östreich (v.l.) waren Teil des Panels bei der Diskussion um die Wehrpflicht im Monte-Gymnasium.
Copyright: Hans-Willi Hermans
Am Ende des Abends fand Kaya klare Worte, die Politkern zu denken geben müssen: „Wir können dem Staat nicht vertrauen, weil er nicht mit uns spricht. Weil er über unsere Köpfe hinweg entscheidet.“ Immerhin konnte Andreas Bohl, stellvertretender Vorsitzender der Kölner CDU, die Neuntklässlerin auf die gerade zu Ende gehende, intensive Diskussion in der Aula des Montessori-Gymnasiums verweisen: „Wir sind doch hergekommen, weil wir euch ernst nehmen und mit euch reden wollen.“
Außer Bohl hatten Politiker der Grünen, der SPD, der Linken und von Volt sowie ein Jugendoffizier der Bundeswehr die Einladung des Kurses Philosophie, Rhetorik und Politik der Jahrgangsstufe Neun angenommen, um über ein heißes Thema zu reden: die Wehrpflicht. „Einmal im Jahr veranstalten wir eine Debatte mit den Schülern des Wahlpflichtfachs. Die befassen sich seit Anfang des Schuljahres mit dem Thema“, erklärte Rhetorik-Lehrer Georg Mermagen.

In der Aula des Montessori-Gymnasiums wurde zweieinhalb Stunden lang intensiv über das Thema Wehrpflicht diskutiert.
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Zusammen mit seiner Kollegin Franziska Ebel hatte Mermagen für die Aufnahme des Kurses ins Unterrichtsangebot der Schule gekämpft: „In Zeiten, in denen der Populismus immer stärker wird, müssen Schüler Scheinargumente von echten Argumenten unterscheiden können. Und sie sollen lernen, ihre eigene Sichtweise zu artikulieren“, erklärte Ebel.
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Die Schülerinnen und Schüler hatten den Abend gründlichst vorbereitet, eine Umfrage unter Mitschülern durchgeführt und interessante Fragen notiert. Einige waren während der Diskussion für den kontinuierlichen Faktencheck zuständig, andere saßen mit auf dem Podium: Zwei von ihnen übernahmen jeweils die Moderation, ermahnten die Politiker auch mal, beim Thema zu bleiben, und drei Schülerinnen diskutierten eifrig mit.
Umfrage unter 250 Schülern der Jahrgangsstufen 9 bis 12
Die Umfrage unter 250 Mitschülern aus den Jahrgangsstufen 9 bis 12 zur Wiedereinführung der Wehrpflicht hatte ein klares Bild ergeben: 63 Prozent waren dagegen, nur zwölf Prozent dafür, 25 Prozent waren unentschieden. Gegen die Wehrpflicht sprachen sich auch viele der anwesenden Politiker aus, darunter Manon Elisabeth Klein vom Vorstand der nordrhein-westfälischen Jusos, die sich ausdrücklich vom Kurs des SPD-Verteidigungsministers Boris Pistorius distanzierte: „Politik sollte keinen Zwang ausüben.“ Ähnlich sahen das Jonas Oetel von Die Linke und Friedrich Jeschke von Volt.
Zusammen mit Ida Holschbach vom Vorstand der Grünen Jugend Köln warfen sie der Bundesregierung vor, dass sie für die künftigen Probleme der heute jungen Menschen – etwa Klimawandel, Kriegsgefahr, soziale Ungleichheit, hohe Boomer-Renten - keine Lösung finde, sie nicht einmal zu ihrer Meinung befrage. Jugendoffizier Jean-Pascal Östreich verglich dies mit der Anhebung der Tabaksteuer, bei der man ja auch nicht die Raucher befrage, gab aber zu: „Man sollte mit den Jugendlichen über die Ausgestaltung der Wehrpflicht reden.“
Für Lili zum Beispiel wäre eine mögliche Auswahl der Rekruten per Losverfahren ein Unding: „Der Zufall sollte nicht bei so wichtigen Fragen entscheiden. Da geht es ja um Krieg.“ Lange diskutiert wurde auch darüber, ob Mädchen ebenfalls eingezogen werden sollten. Elternvertreter Jochen Weinz, Jeschke und Östreich sahen darin eine Chance, das oft noch macho-hafte Image der Bundeswehr abzumildern. Nomika allerdings wies darauf hin, dass Mädchen an Belastungsgrenzten stoßen könnten: „Man muss die biologischen Unterschiede beachten. Dafür können wir ja nichts.“
Am Ende gab’s von allen viel Lob für den bestens organisierten Abend. „Den Schwung solltet ihr jetzt mitnehmen und euch künftig stärker politisch engagieren“, meinte Friedrich Jeschke.

