Gezerre um den KugelgasbehälterAm Bauwerk am Maarweg scheiden sich die Geister

Der Gasbehälter steht auf dem Max-Becker-Areal am Maarweg.
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Ehrenfeld – Beim Ziel sind sich eigentlich alle einig: Das neue Wohnviertel auf dem Max-Becker-Areal an der Widdersdorfer Straße soll den zeitgemäßen Ansprüchen an Städtebau, Mobilität und Nachhaltigkeit genügen. Bis erste Entwürfe für eine künftige Bebauung präsentiert werden können, wird es aber noch dauern. Offen ist nämlich, wie mit dem Kugelgasbehälter am Maarweg umgegangen werden soll. Das Max-Becker-Areal umfasst einen Großteil des Geländes, auf dem sich einst das Gaswerk Ehrenfeld befand.
Schrottplatzgelände und Grundstück der Rhein-Energie
Das Gebiet, aus dem einmal ein modernes Quartier werden soll, reicht vom Maarweg bis zur Widdersdorfer Straße 194. Die Bahnstrecke Köln-Aachen bildet die nördliche Grenze. Neben dem Schrottplatzgelände, dessen Betreiberfirma dem Gesamtprojekt den Namen gab, gehört auch ein Grundstück der Rhein-Energie dazu.

Auf dem Gelände des alten Gaswerks soll ein neues Wohnquartier entstehen.
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Darauf stehen technische Einrichtungen wie ein Umspannwerk und ein stillgelegter Kugelgasbehälter. Dieser ist zum Spielball unterschiedlicher Interessen geworden. Ehrenfelds Bezirksvertretung will ihn unter allen Umständen erhalten. Und zwar unabhängig davon, was die zuständigen Behörden in Sachen Denkmalschutz entscheiden. Diese prüfen aber noch. Das Ansinnen betrifft ein Eigentum der Rhein-Energie.
Gaskugel ist nicht die letzte ihrer Art
Deren Sprecher Christoph Preuß sagt: „Der Gasspeicher in Ehrenfeld ist aber keineswegs einzigartig, wir haben in Köln noch zwei weitere, die sogar zweckbestimmt in Betrieb sind und bleiben.“ Das Versorgungsunternehmen macht keinen Hehl daraus, dass es das nicht mehr benötigte Bauwerk am liebsten ganz entfernen würde und aus wirtschaftlicher Verantwortung gegenüber den Kunden sogar entfernen müsse. Denn auch, wenn er nicht mehr in Betrieb sei, sei hoher Aufwand nötig, um nach wie vor notwendige Sicherheitsanforderungen zu erfüllen. Nach Überzeugung der Rhein-Energie wäre der Behälter zu einem anderen Zweck als Gas zu speichern gar nicht zu nutzen, da der Innenraum nicht zugänglich gemacht werden kann, weil Öffnungen der Stahlummantelung die Statik schwächen würden.
Rhein-Energie will das Bauwerk loswerden
Behalten will die Rhein-Energie das rund 40 Meter hohe Zweckbauwerk auf gar keinen Fall – weder als Industriedenkmal, noch als Kunstobjekt oder – falls doch eine Nutzung möglich wäre – als kulturelle Einrichtung. Darüber hinaus spielt der Gedanke eine Rolle, dass das der Rhein-Energie gehörende Areal für eine künftige Entwicklung wertvoller wäre, je mehr Fläche zur Verfügung stehe. Die Gaskugel schränke die Möglichkeiten erheblich ein. Ebenso gibt es Altlasten auf dem Geländeteil, auch direkt unter der Gaskugel.
„Landmarke des industriellen Erbes“
Die Bedenken wurden vom Vorstand der Rhein-Energie bereits vor einem Jahr geäußert, als der Wunsch nach dem Erhalt des Kugelgasbehälters von Bürgern und Politikern erstmals vorgebracht wurde. In einem Schreiben an den Stadtentwicklungsausschuss wiederholte die Rhein-Energie ihre Bedenken gegen einen Erhalt. Konkreten Anlass dazu gab eine Forderung aus der Bezirksvertretung Ehrenfeld (BV) an den Ausschuss.
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Die BV wollte für den Planungswettbewerb festgelegt haben, dass der Kugelgasbehälter als „Landmarke des industriellen Erbes“ eine besondere Qualität habe und deswegen unabhängig vom formalen Denkmalstatus in vollem Umfang erhalten bleiben solle. Die Verwaltung kommentierte, dass das Verfahren zur Prüfung des Denkmalwerts des Kugelgasbehälters noch nicht abgeschlossen sei und eine Bewertung voraussichtlich auch nicht bis zum Start des Wettbewerbs vorliegen werde.
Planungen mit und ohne Kugel
Daher sollen die beauftragten 15 Planer-Teams in Varianten planen: Mit und ohne die Kugel am Maarweg. Und für den Fall, dass der Behälter nicht unter Denkmalschutz gestellt wird, heißt es seitens der Verwaltung: „Dann kann er aus unserer Sicht auch nicht erhalten bleiben, sondern die Fläche für andere Nutzungen zur Verfügung stehen.“ Ehrenfelds Bezirksbürgermeister Volker Spelthann (Grüne) ärgerte sich über den Aufschub der Entscheidung. „Die offene Frage der Gaskugel belastet nun das Verfahren“, stellt er fest. Genau das habe die Bezirksvertretung vermeiden wollen, indem sie für den Erhalt des Gasbehälters plädierte und seine Integration in die städtebauliche Planung verlangte. So hätte man Klarheit gehabt und die Wettbewerbsjury müsste nicht jeweils zwei Entwurfsvarianten prüfen.