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Versunkene StadtteileBaadenberg statt Neuehrenfeld

Lesezeit 3 Minuten

Die Baadenberger Straße ist die Hauptachse des eher beschaulichen Wohnviertels Neuehrenfeld.

Neuehrenfeld – Hand aufs Herz: Köln-Baadenberg – das hätte doch nicht schlecht geklungen. Nein, richtig gut sogar, beinahe royal. Existiert hat es aber nie, denn die charmante Idee fand nicht genug Fürsprecher.

„Neuehrenfeld soll in Baadenberg umbenannt werden“, schlugen im März 1958 die beiden damaligen CDU-Ratsmitglieder Wilhelm van den Valentyn und Herbert Britz vor. Beides Neuehrenfelder übrigens, doch das ist wohl kaum überraschend. Ihr Vorstoß scheiterte – nicht zuletzt, weil sowohl die Bürger als auch eigene Parteifreunde nicht überzeugt werden konnten.

Der Reihe nach: Vier Jahre zuvor – mit Beginn des Jahres 1954 – wurde ein Teil Ehrenfelds – das Gebiet zwischen Subbelrather Straße, der damaligen Butzweiler- und der Herkulesstraße sowie Innerer und Äußerer Kanalstraße – offiziell in Neuehrenfeld umbenannt. Das behagte den beiden Ratsherren gar nicht. Die Bezeichnung Neuehrenfeld hebe den Stadtteil nicht genügend von Ehrenfeld ab, zu dem „keinerlei organische Verbindung besteht“. Als weiteres Argument für einen neuen Namen führten sie an, dass die Wohnstraßen westlich der Heidemannstraße damals postalisch zu Bickendorf gezählt wurden.

Ein eigener Name

Damit sei die Verwirrung für Bewohner und Besucher perfekt. Die Lösung könne nur ein eigenständiger Name sein, Köln-Baadenberg eben. Und immerhin trage ja schon ein ganzer Straßenzug samt einer Volksschule im Viertel diesen Namen. Das Schulgebäude an der Baadenberger Straße wurde in den 1930er Jahren gebaut. Architekt ist Hans Mehrtens, der auch den Flughafen Butzweilerhof entworfen hatte.

Der Name der Straße rührt von einem Hofgut her, das nahe der Venloer Straße unmittelbar hinter der Stadtgrenze liegt und heute zur Stadt Pulheim gehört. Die Straße durchzieht den Stadtteil vom Gürtel bis zur Äußeren Kanalstraße, wie auch die parallel verlaufenden Straßen Subbelrather und Butzweiler Straße (heute Autobahn A 57), die ebenfalls nach alten Hofgütern benannt sind. Gut Baadenberg erhielt im 19. Jahrhundert seinen Namen, nach dem des Pächters. Ursprünglich war es der Obere Stöckheimer Hof.

Der Vorstoß zur neuen Stadtteilbezeichnung fand immerhin ein großes Echo, wenngleich die Meinungen ziemlich auseinandergingen. Die Namensdiskussion über Baadenberg stand sogar auf der Tagesordnung einer Versammlung der Bürgervereinigung Ehrenfeld, die im Mai 1958 im damals nagelneuen, aber schon stadtbekannten Veranstaltungssaal Glaspalast an der Glasstraße nahe dem Ehrenfelder Bahnhof abgehalten wurde. Dort meldeten sich viele Gegner zu Wort. „Mit Pulheim hammer nix am Höötche“, feixte ein Bürger, in Anspielung darauf, dass Gut Baadenberg zur Nachbargemeinde gehörte. Andere unterstellten den Antragstellern eine gewisse Hochnäsigkeit, weil man nicht zum Namen Ehrenfeld stehen wolle. „Sind die Menschen dort etwa weniger ehrenwert?“, fragte jemand süffisant. Das Aus für Köln-Baadenberg kam schon im November 1958 im Ausschuss für Allgemeine Verwaltung des Rates. Dort wurde der Antrag kurzerhand von der Tagesordnung genommen – pikanterweise auf Vorschlag der Ossendorfer CDU-Ratsherren Clemens Hastrich und Rudi Conin. Damit blieb es bei der Bezeichnung „Neuehrenfeld“. Das leidige Problem, dass einige Straßen des Stadtteils postalisch zum Amt Bickendorf gerechnet wurden, hatte sich zu Jahresbeginn 1959 erledigt. Neuehrenfeld war ein eigener Postbezirk geworden.

Blücher oder Blutwurst

Ein paar Monate noch tobte in Leserbriefen – unter anderem im „Kölner Stadt-Anzeiger“ – die Namensdebatte weiter. Und viele Schreiber zogen den Vorschlag ins Lächerliche. Man könne auch Neufeld, Blücher oder vielleicht Köln-Blutwurst vorschlagen, witzelte es in den Leserbriefspalten.

Hans Maubach, langjähriger Vorsitzender der Bürgervereinigung, der auch die längst verstorbenen Baadenberg-Verfechter van den Valentyn (er war zeitweilig Vorsitzender) und Britz angehörten: „Ich glaube, die Mehrheit der Leute hatte andere Sorgen als einen neuen Namen für einen Stadtteil.“

Dass sich indes der Name Neuehrenfeld, das mit rund 24 000 Einwohnern doppelt so viele Bürger hat wie Ossendorf, immer noch nicht bei allen Kölnern eingebürgert hat, erfährt Maubach bei seinen Stadtteilführungen. „Viele reden nur von Ehrenfeld. Dass die Subbelrather Straße die Grenze zwischen den beiden Vierteln markiert, wissen manche gar nicht.“