ErinnerungGedenken an ehemalige Schüler

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Die Stolpersteine wurden direkt am Eingang des Gymnasiums an der Severinstraße verlegt.

Die Stolpersteine wurden direkt am Eingang des Gymnasiums an der Severinstraße verlegt.

  • Zwei Stolpersteine am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium verlegt

Innenstadt – . Mit zwei Stolpersteinen vor dem Treppenaufgang zur Schule an der Severinstraße erinnert das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium an zwei ehemalige Schüler, die die Schule und die Stadt während der Naziherrschaft verlassen mussten, weil sie Juden waren. Es ist das erste Mal, dass an der Schule diese Form der Erinnerung gepflegt wird.

In einer Arbeitsgruppe trugen Schüler der Jahrgangsstufen 8 und 9 Informationen über die beiden "Ehemaligen" zusammen. Vor allem über deren Schulzeit. In Form einer fiktiven Tagebuchaufzeichnung trugen Schülerinnen die Ergebnisse vor. Begleitend zur Stolpersteinverlegung durch den Künstler Gunter Demnig fand eine Ausstellung über die beiden ehemaligen FWGler statt.

Wilhelm Kweksilber (1912 bis 1988) und Helmut Friedmann, der von 1918 bis 2012 lebte, besuchten das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium zu unterschiedlichen Zeiten. Kweksilber war nach seiner Schulzeit schon zu Beginn der 1930er Jahre als Sozialdemokrat politisch aktiv.

Die fünf neuen Steine auf dem Hof der Königin-Luise-Schule.

Die fünf neuen Steine auf dem Hof der Königin-Luise-Schule.

1933 floh er nach Amsterdam. In den Niederlanden war er unter anderem als Publizist tätig. Helmut Friedmann brach seine Schulzeit am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium ab und entschloss sich im Alter von 16 Jahren zur Flucht nach Palästina.

Gunter Demnig betonte nach seiner von Klezmermusik umrahmten Arbeit, dass ihn das Interesse von Schülern immer wieder begeistere. Die intensive Beschäftigung mit Einzelschicksalen wie in diesem Fall mit dem Leben ehemaliger Schüler desselben Gymnasiums, mache erst das begreiflich, was die abstrakte Zahl von sechs Millionen durch die Nazis ermordeter Juden nicht könne. Mehr als 68 000 Stolpersteine gebe es inzwischen in 21 Ländern. "Und es wächst weiter", so Gunter Demnig. Pro Monat können maximal 440 Steine verlegt werden. Jeder Buchstabe wird von Hand in die Messingplatte eines Gedenksteines getrieben. Damit das 1993 erstmals präsentierte Kunstprojekt auch in Zukunft fortgeführt werden könne, habe er vor drei Jahren eine Stiftung gegründet. www.stolpersteine.eu

Demnig hat schon mehr als 2100 Stolpersteine in Köln verlegt

Gunter Demnig

Gunter Demnig

Insgesamt 54 Stolpersteine an 19 unterschiedlichen Orten im Stadtgebiet hat Gunter Demnig bei seinem jüngsten Besuch in Köln verlegt. Der Künstler, der derzeit für mehrere weitere Verlegungen durch die Niederlande reist, hat in Köln seit 1992 mehr als 2100 der Messingtafeln in 38 Stadtteilen in den Boden eingebracht; hier fing die Erinnerungs-Aktion auch an.

Die meisten der Steine liegen vor Wohnhäusern. Als Kriterium für den Ort des Gedenkens definiert Demnig den "letzten selbst gewählten Wohnort" der betreffenden Person - also keine unter Zwang zugewiesene Bleibe, etwa in einem Ghetto.

Doch auch Schulen, Unternehmen oder sonstige Institutionen können vor ihren Grundstücken Steine in Gedenken an Personen verlegen lassen, die in irgendeiner Weise mit der Einrichtung verbunden waren. So ist es im Falle der Königin-Luise-Schule: Bei allen fünf Personen handelt es sich um ehemalige Schülerinnen. (bes)

www.stolpersteine.eu

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