ErnährungsumstellungVeganes Mensa-Essen in Köln kommt gut bei Studierenden an

Lesezeit 5 Minuten
Auf dem Bild sieht man fünf junge Erwachsene beim Essen.

Studierende der Technischen Hochschule Köln essen veganes Nudelgericht

Studierende in Köln bevorzugen aus tierethischen, nachhaltigen, preislichen und geschmacklichen Gründen zunehmend veganes Mensa Essen.

Landwirtschaft und Ernährung nehmen in hohem Maße Einfluss auf unsere Umwelt und befeuern die Klimakrise. Auf das globale Ernährungssystem sind bis zu 37 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen zurückzuführen.

Eine Ernährungsumstellung ist aus klimafreundlicher Perspektive also notwendig. Für Studierende in Köln scheint das Thema zunehmend an Bedeutung zu gewinnen, denn in den Mensen des Studierendenwerks werden vegane und vegetarische Gerichte vermehrt bevorzugt.

Vegane Ernährung wird in den Kölner Mensen des Studierendenwerks leichtgemacht, denn sie ist weder kostspielig noch einfältig: Auf dem wöchentlichen Speiseplan stehen täglich Gerichte wie die Spätzlepfanne mit Pilzen, Gemüsepuffer und Quarkdip, vegane Köttbullar mit Pommes Frites oder die Zucchinicremesuppe. Vegetarische und vegane Gerichte sind hier im Schnitt günstiger als Fleisch- und Fischgerichte. Eine Ernährungsumstellung wird hier wortwörtlich schmackhaft gemacht.

Laut dem Studierendenwerk Köln ist das Angebot durch die erhöhte Nachfrage von Seiten der Studierenden rasant gestiegen. Über 50 Prozent des Speiseplans sind bereits vegan oder vegetarisch. In den Mensen findet man täglich mindestens ein vegetarisches oder veganes Gericht und in den Bistros und Kaffeebars stehen vegane Backwaren, Riegel und Pflanzenmilch zur Auswahl stehen. Am veganen #Vreitag, dem jeweils letzten Freitag im Monat, werden in allen Mensen ausschließlich vegane Speisen angeboten.

Studierendenwerk Köln setzt auf Nachhaltigkeit

Das Kölner Studierendenwerk setzt seit 2019 Maßnahmen für Umwelt- und Klimaschutz um. Die zwölf Studierendenwerke NRW streben gemeinsam bis 2030 Klimaneutralität an. Um dieses Ziel zu erreichen, verfolgt das Studierendenwerk Strategien, wie Abfallvermeidung durch Mehrweg-Pfand-System, „Bring your own box/cup“ und alternative Ernährung durch vegetarische und vegane Speisen.

Klaus Wilsberg, Leiter der Unternehmenskommunikation des Kölner Studierendenwerks, sagt: „Die eher einfach gehaltenen Rezepturen von vegan/vegetarischen Gerichten ermöglichen einen niedrigeren Preis als Fleischgerichte.“ Auch hier komme es natürlich darauf an, welche Produkte ausgewählt werden würden. Laut Wilsberg würden relativ wenige Fleischersatzprodukte wie vegane Schnitzel oder Nuggets angeboten werden. Teilweise seien diese nämlich teurer als Fleisch. Allerdings hätten Fleischersatzprodukte im Vergleich häufig keinen hohen Wasserverlust während der Zubereitung.

In den vergangenen 12 Monaten führte das Studierendenwerk drei Abfallmessungen durch und stellte erfreulicherweise fest, dass die Mensen gut kalkulieren und sehr wenig Essen wegwerfen. In der Mensa am Sportpark Müngersdorf waren es durchschnittlich  ca. 17 Gramm pro Teller. Was drei Karottenscheiben entspreche.

Hauptmensa Köln an der Zülpicher Straße

Die größte Mensa des Studierendenwerks liegt direkt hinter dem Hauptgebäude der Universität zu Köln an der Zülpicher Straße. Hier findet man auf zwei Etagen drei Räume zur Essensausgabe mit täglicher Auswahl aus drei bis fünf vegetarisch/veganen Gerichten. Hinzu kommen das umfassende Salat- und Gemüsebuffet.

In der Hauptmensa steht am Mittwoch veganes Schnitzel mit Champignonsauce, Pommes Frites, Salat und Dessert zu einem Studi-Preis von 3,05 Euro auf dem Speiseplan. Dass das Gericht bei den Studierenden beliebt ist, wird bereits bei einem Blick in den Eingangsbereich der Mensa deutlich, denn hier stehen die Studenten Schlange. Auch die 19-jährige Maria, Studentin für Erziehungswissenschaft, reiht sich ein, um für die vegane Mahlzeit anzustehen.

Auf dem Bild sieht man eine Schlange von Menschen.

Studierende stehen für beliebtes veganes Schnitzel in der Hauptmensa Zülpicher Straße an

Maria besucht die Mensa jede Woche mindestens ein- bis zweimal. Sie ernährt sich sowohl privat als auch in der Mensa aus tierethischen Gründen vegetarisch oder meistens vegan. „Ich möchte nicht, dass ein Tier für mich leiden muss, wenn ich Fleisch doch gar nicht zum Überleben brauche“, so die 19-jährige Studentin. In der Mensa wählt sie hauptsächlich das vegane Angebot, da Milchprodukte ihr in den Gerichten nicht fehlen.

Früher hat Maria viel Fleisch gegessen, bis sie anfing sich mit den Themen Massentierhaltung und Klimaschutz auseinander zusetzen. Zum veganen #Vreitag, dem jeweils letzten Freitag im Monat, an dem alle Gerichte in den Kölner Mensen vegan sind, sagt sie: „Für manche Studis ist das ein guter Anstoß mal eine vegane Option auszuprobieren und zu verstehen, dass Fleisch nicht selbstverständlich zu einer Mahlzeit dazugehören muss.“

Auf dem Bild sieht man eine junge frau an einem Tisch sitzen.

Maria (19) hat das vegane Schnitzel bestellt.

Doch auch an normalen Mensatagen hätten Marias Kommilitonen, die normalerweise Fleischgerichte bestellen, sich bereits mit ihr für etwas Veganes angestellt, da dort die Schlange kürzer gewesen sei und sie wären vom Geschmack positiv überrascht gewesen. „Jetzt essen sie sogar öfter vegan. Daher bin ich davon überzeugt, dass der #Vreitag das Bewusstsein vom ein oder anderen Studi prägen kann“, so die 19-jährige. Die Auswahl an vegan/vegetarischen Gerichten sei im Vergleich zu anderen Unis groß. Selbst wenn einem die Hauptspeisen nicht zusagen würden, gebe es immer ein Salat- oder Gemüsebuffet mit grünem Salat, Couscous, Kartoffelpfanne oder Wraps.

Vegane Gerichte regen Rezeptideen von Studis an

Die Mensa des Studierendenwerks der Technischen Hochschule (TH) in Deutz befindet sich im Ingenieurwissenschaftlichen Zentrum. Täglich können Studierende dort aus drei Gerichten wählen, von denen mindestens eins immer vegan ist. Die 20-jährige Julia ist Studentin an der TH Köln und ernährt sich aus Nachhaltigkeitsgründen vegetarisch und isst mehrfach die Woche in der Mensa. Julia kommt wöchentlich zum Essen in die Mensa: „Ich finde die Gerichte sehr abwechslungsreich und sowohl preislich als auch geschmacklich sehr gut.“ Auch am Dienstagmittag sitzt sie mit einer Freundesgruppe zusammen beim Mittagessen. Heute haben sich fast alle für das vegane Gericht entschieden: Rigatoni Florentina mit Salat und Dessert. Und das zu einem Preis von 2,55 Euro. Julias Kommilitone Felix (22) hat sich heute ebenfalls für das Nudelgericht entschieden: „Ich bin zwar kein Vegetarier, versuche jedoch weniger Fleisch zu essen. Die vegetarischen Gerichte in der Mensa regen mich dazu an neue Rezepte auszuprobieren. Einmal gab es frischen Spargel mit Nudeln, so etwas würde ich mir selbst eigentlich nicht kochen.“ Zu der großen Bandbreite komme für den 22-jährigen Studenten das Preis-Leistungs-Verhältnis, denn die veganen Gerichte seien fast immer günstiger als Fleischgerichte.

KStA abonnieren