Experten identifizieren Tier mit Gen-AnalyseKölner Wolf kommt aus den Alpen

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Wolf Rheinenergie

Eine Überwachungskamera der Rheinenergie hat den Wolf in Köln gefilmt.

Köln – Es war eine Nachricht, die für Aufsehen sorgte: Mitten in Ehrenfeld hatte eine Kölnerin einen Wolf gesichtet und mit dem Handy gefilmt. Später riss das Raubtier vier Schafe an der Kölner Rheinaue. Jetzt hat das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) das Tier identifiziert. Mit Hilfe von Speichelproben an den Schafen konnte das Senckenberg-Forschungsinstituts Gelnhausen die DNA des Tieres entschlüsseln. Es handelt sich um einen männlichen Wolf, der aus dem Alpenraum (Italien, Frankreich, Schweiz) stammt. Wo sich der Wolf derzeit aufhält, ist aber unklar.

In der Nacht zum 19. Mai war das Tier kurz vor 24 Uhr zunächst in Ehrenfeld, später am Parkgürtel gesehen beziehungsweise von einer Überwachungskamera der Rhein-Energie gefilmt worden. Gegen 2.30 Uhr wurde überdies erneut ein „wolfsähnliches Tier“ in Bilderstöckchen gesichtet, kurz darauf eines in Weidenpesch, das dort über eine Straße lief und vor einem Auto in den Grüngürtel flüchtete. Einen Tag später, am Morgen des 20. Mai, wurden in der nördlichen Kölner Rheinaue vier tote Schafe gefunden, vier weitere waren verletzt worden. Wie die Analyse zeigt, wurden die Schafe tatsächlich von einem Wolf gerissen. Der Eigentümer kann nun bei der Bezirksregierung eine Entschädigung für den Verlust beantragen, sagte Lanuv-Sprecherin Birgit Kaiser de Garcia.

Wolf auf Reviersuche

Kaiser de Garcia hält es für wahrscheinlich, dass es sich beim Kölner Wolf um ein Jungtier handelt, dass im Frühjahr aus seinem Rudel vertrieben wurde. „Um sich ein neues Revier zu suchen, wandern Wölfe hunderte Kilometer weit.“ Nur selten wagten sich Wölfe in eine Stadt. „Sie gehen den Menschen für gewöhnlich aus dem Weg.“ Dass es der Wolf bis nach Ehrenfeld geschafft habe, sei vermutlich der Pandemie und der Ausgangssperre geschuldet. Nachts seien so gut wie keine Menschen in der Stadt unterwegs gewesen.

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In Deutschland galten Wölfe lange Zeit als ausgestorben. Erst in den vergangenen 50 Jahren wanderten einzelne Tiere bis nach Westpolen, einige bis nach Deutschland. Obwohl der Wolf bereits 1990 in Deutschland unter Schutz gestellt worden war, gab es auch in den 1990er Jahren noch mehrere Abschüsse. Erst 1998 gelang es einem Wolfspaar auf einem Truppenübungsplatz im Nordosten Sachsens ein Territorium zu etablieren. Auch in Nordrhein-Westfalen gibt es seit einigen Jahren wieder vereinzelte Hinweise auf durchziehende Wölfe. 

Vereinzelt kommen Wölfe nach NRW

In den vergangenen Jahren wurden auch immer wieder einzelne aus der Alpenpopulation stammende Tiere in Deutschland genetisch bestätigt, teilt die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf mit. Sie hätten sich aber lange nicht fortpflanzen können. „Dies änderte sich erst im Sommer 2017, als im Bayerischen Wald ein Wolfspaar, das aus zwei verschiedenen Populationen stammt, zum ersten Mal Welpen aufzog.“

Zwei Wolfsrüden aus der Alpenpopulation hatten Nordrhein-Westfalen 2020 bei ihrer Wanderung auf der Suche nach einem eigenen Territorium durchquert: Einer wurde im Februar 2020 im Rheinisch-Bergischen-Kreis an einem Wildtierkadaver nachgewiesen. Das Tier wanderte weiter nach Niedersachsen, wo es im Oktober im Landkreis Lüchow-Dannenberg erneut identifiziert werden konnte. Ein anderer wurde im November im Kreis Viersen an getöteten Schafen gesehen. Anschließend wanderte er in die Niederlande und wurde in der Provinz Limburg und in Nord-Brabant genetisch nachgewiesen.

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