Fahren ohne TicketKölner freuen sich über KVB-Aktion fürs Klima

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Alle Verkehrsmittel der KVB konnten am Samstag kostenlos genutzt werden.

Köln – Durch einen vergünstigten oder gar kostenlosen Nahverkehr könnten mehr Menschen zur Nutzung von Bussen und Bahnen in Deutschland motiviert werden. Dieses Szenario wurde für viele Bahnfahrende bereits am Wochenende erfahrbar: Am Samstag, den 26. März gab es einen Aktionstag bei der KVB – finanziert durch eine Versicherung.

Alle Busse, Straßenbahnen, S-Bahnen sowie Elektroautos auf Bestellung und Sammeltaxis der KVB im Kölner Stadtgebiet konnten an diesem Tag ohne Fahrschein genutzt werden. Das Angebot galt von Samstag ab Mitternacht bis Sonntagmorgen 3 Uhr.

Umgewöhnung für die Fahrgäste

„Entschuldigung, heute brauchen Sie kein Ticket!“, so informiert ein junger Mann in Spiderman-Shirt und Jogginghose einen älteren Herrn, der vor dem KVB Ticketautomaten gerade dabei ist, sein Portemonnaie zu zücken. „Ah stimmt, das ist ja heute“, entgegnet dieser und tippt dabei auf einen bunten Sticker, der direkt über dem Anzeigenbildschirm des Automaten klebt, „hätte ich fast vergessen.“ Ähnliche Szenen sind an diesem Tag in den Linien 4, 12, 15 oder 18 zu beobachten.

„Uns hat ein Mann freundlicherweise darauf hingewiesen, dass wir kein Ticket kaufen müssen“, erzählt auch der 30-Jährige Seyet-Ali, der mit seiner Freundin Cecilya und Hund Shia Richtung Dom unterwegs ist. „Wir haben vorhin noch ein Taxi bezahlt, weil ich im Moment keinen Führerschein habe. Jetzt freuen wir uns, dass wir Geld sparen können.“ „Richtig gute Aktion, gerade für einen Samstag bei so schönem Wetter, wo man viel herumkommen möchte“, fügt seine Freundin hinzu.

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Für die Fahrgäste war das Fahren ohne Ticket ungewohnt.

Gemischte Stimmen zu KVB-Aktion

„Für uns bringt die Aktion nichts, wir hätten uns lieber den Fernverkehr kostenlos gewünscht, damit wir unsere Freunde besuchen können“, sagt hingegen eine rothaarige Frau auf dem Bahnsteig Hansaring. „Mein Mann hat ein Jobticket, deshalb können wir am Wochenende eh immer umsonst fahren“, sagt sie, während sie mit ihm in die S-Bahn Richtung Hauptbahnhof einsteigt.

„Ich finde die Aktion einfach richtig klasse. Auch wenn ich selbst nicht davon profitiere“, sagt Hannah Langenohl, die am Friesenplatz wartet. Generell unterstütze sie auch politisch die Einführung eines kostenlosen Nahverkehrs. Die 41-Jährige fahre selbst gar kein Auto mehr. „Es braucht diese ökologische Veränderung, dass mehr Menschen Bus und Bahn fahren.“ Auf den Werbe-Plakaten zur Aktion des Tages prangt die Aufschrift: „CO2 Spartag“ oder auch „Dem 1,5 Grad Ziel ein Stück näher“.

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Viele Kölner nutzen ohnehin öffentlichen Nahverkehr

Tatsächlich sind an diesem Tag aber auch viele unterwegs, die mit Jobticket, Monatskarte oder Studentenabo nicht unmittelbar von der Aktion profitieren. „Gut finde ich es trotzdem“, so der Tenor vieler, „vor allem für junge Familien, die sich sonst ihren Tagesausflug nicht leisten können“, konkretisiert es Delia, eine junge Auszubildende.

„Wir haben die Aktion heute genutzt und unserem Kleinen hier mal gezeigt, wie Straßenbahn fahren geht“, sagt Anna Hölscher und zeigt auf ihren Sohn im Kinderwagen. „Mein Mann und ich kommen nicht direkt aus Köln und wir nehmen eigentlich immer das Auto, wenn wir meine Mutter in Kalk besuchen oder andere Ausflüge machen.“

Aktion im Internet angekündigt

Ebenso ein Ehepaar. „Wir wägen immer ab, ob sich Zug statt Auto finanziell lohnt. Als Rentner nutzen wir die heutige Aktion, um günstig bis nach Rodenkirchen zu kommen. „Dort wollen wir wandern und wenn wir nicht mehr können, nehmen wir einfach umsonst den Bus zurück.“

Viele, die vom Angebot wissen, haben es im Internet, bei Facebook oder in der KVB-App auf dem Handy gesehen. Auf die Aktion verweisen diverse Plakate und Aufkleber in den Straßenbahnen und Bahnhofsunterführungen sowie am Bahnsteig.

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Die KVB hatte die Aktion im Internet und mit Aufklebern angekündigt.

KVB-Mitarbeiterin: „Aktion wird gut aufgenommen“

„Ich habe das Gefühl, die Aktion wird sehr gut angenommen“, sagt eine KVB-Service Mitarbeiterin, die am Neumarkt Kunden mit Fragen weiterhilft. Eine offizielle Bilanz, wie viele Fahrgäste mehr als sonst mit der KVB unterwegs waren, wird es laut der Pressestelle aber erst in einigen Tagen geben.

Die Aktion war schon einmal 2018 gestartet worden. Damals wussten viele KVB-Kunden nicht Bescheid und kauften sich trotz Angebot einen Fahrschein. In diesem Jahr scheint sich die Aktion deutlicher angekündigt zu haben. Sollten Kunden sich für den 26. März 2022 versehentlich doch ein einzelnes Einzel-, 4er- oder 24-Stunden-Ticket gekauft und es entwertet haben, können Sie sich die Kosten innerhalb von einer Woche bei der KVB erstatten lassen.

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