Autofreie Zone geplantStark gespaltene Meinungen zur Gestaltung des Eigelsteins

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Die Stadtverwaltung möchte den Eigelstein zukünftig autofrei gestalten.

Köln-Innenstadt – Die Meinungen über den autofreien Eigelstein könnten nach drei Monaten gespaltener kaum sein. Ende 2021 setzte die Verwaltung den Beschluss der Bezirksvertretung Innenstadt endgültig um, die Autos weitestgehend von der Straße zwischen Eigelsteintorburg und der Bahnüberführung zu verbannen.

Bürgerverein Eigelstein unterstützt autofreie Zone

Dem kann Ruth-Lucia Wennemar, Pressesprecherin der Bürgervereins Kölner Eigelstein, nur Gutes abgewinnen und spannt gleich den ganz großen Bogen: „Wenn alles bleibt, wie es ist, ist die Welt bald am Ende.“ Ein Umdenken gerade bei dem motorisierten Verkehr sei nötig: „Wenn das am Eigelstein nicht funktioniert, können Sie die Verkehrswende in Köln vergessen“, betont Wennemar die Vorbildfunktion, die der Eigelstein aus Sicht des Bürgervereins hat.

Der Verein spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Aus seinen Reihen kam die Initiative, den Eigelstein zur autofreien Fahrradstraße zu machen. Erlaubt für Kfz sind nur die Ausfahrt aus der Einbahnstraße Im Stavenhof und die Querung Unter Krahnenbäumen/Weidengasse, die bestehen bleibt.

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Ruth-Lucia Wennemar vom Bürgerverein Eigelstein hält die zwei Teile des langsam verwitternden Plakates zusammen. Die Forderung wurde umgesetzt.

Wer vom Stavenhof mit dem Auto kommt, biegt links ab und verlässt den Eigelstein über die Dagobertstraße. Erlaubt bleibt Lieferverkehr von 6 Uhr bis 11 Uhr. Die Parkplätze am Straßenrand sind allesamt aufgehoben. 28 Kübel mit Bäumen wurden aufgestellt. In Kürze werden zehn Bänke montiert.

Kölner Innenstadt: Parkplätze werden umfunktioniert

Die ehemaligen Parkplätze sind jetzt Multifunktions-Streifen. Dort stehen die Kübel, dort kann aber auch Außengastronomie betrieben werden. Mitarbeiter des Amtes für Straßen und Verkehrsentwicklung haben den Eigelstein im Blick und werden gegebenenfalls nachbessern. Das versprach Amtsleiter Klaus Harzendorf während eines Ortstermins.

Beispielsweise soll eine Zufahrt auf den Parkplatz hinter dem Rewe in Kürze möglich sein. Und die mobilen Baken, die bislang auf der Straße stehen und den Autos das Zufahrtsverbot anzeigen, sollen in Kürze durch Poller ersetzt werden, die nur mit einem speziellen Schlüssel niedergelegt werden können, berichtet Ruth-Lucia Wennemar. Mitstreiter des Vereins und Veedelskümmerer Michael Seffen kümmern sich derzeit darum, dass die Baken nach dem Anlieferschluss um 11 Uhr morgens aufgestellt werden.

Auch kritische Stimmen gegenüber der Autofreiheit

„Um die Baken kümmert sich doch niemand. Die werden einfach abgeräumt“, hat Cengiz Lal von Brautmoden Arabella beobachtet. Er gehört zu den schärfsten Kritikerin der Autofreiheit: „Obwohl ich ein umweltbewusster Mensch bin. Aber so funktioniert das nicht. Mit den Radfahrern ist das jetzt gefährlicher als vorher mit den Autos.“

Lal hat Kunden, die von weither kommen: Frankreich, Belgien, Holland, Wuppertal, Frankfurt am Main und natürlich aus Köln, zählt eine Mitarbeiterin auf. Man verzeichne dramatische Umsatzeinbußen. Und die Wahl des Kleides ist keine einsame Entscheidung. „Das ist immer ein Familien-Event mit fünf Frauen und mehr. Die bekommen einen Termin und reisen aus allen Himmelsrichtungen an“, so Lal, der vor kurzem 300 000 Euro in den Laden investiert hat.

Kölner: Umwandlung „unüberlegt und nicht konsequent“

Er nennt die Umwandlung des Eigelsteins „unüberlegt und nicht konsequent“. Man habe schlicht versäumt, sich um Ersatzparkplätze zu kümmern. Entspannter reagiert Metin Kir auf die Frage nach der Verkehrswende im Kleinen: „Wir haben keinerlei Umsatzeinbußen. Bei uns ist alles wie vorher“, sagt der Rewe-Marktleiter vom Eigelstein.

Seine Kunden stammen aber in der Mehrzahl aus der Nachbarschaft und sind schon vorher zu Fuß gekommen. „Allerdings ist der öffentliche Parkplatz hinter meinem Markt jetzt immer belegt“, hat Kir beobachtet. Eine „Katastrophe“ nennt die Mitarbeiterin eines Optikerladens den autofreien Eigelstein. Das Geschäft habe Stammkunden verloren. Traurig findet sie, „dass sich jetzt Lastwagen durch den Stavenhof quälen. Die fahren das schöne Kopfsteinpflaster kaputt.“

Bürgerverein für mehr Kommunikation

Ruth-Lucia Wennemar bedauert, „dass gemeckert wird, ohne mit uns zu sprechen“. In der Demokratie gelte die Regel: „Entweder wir entscheiden gemeinschaftlich, oder die Entscheidung fällt ohne mich.“ Der Bürgerverein stemme sich gegen die „totale Abwärtsspirale“, auf der sich der Eigelstein befinde.

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Mittlerweile beobachte man Menschen, die den öffentlichen Raum zurückeroberten. Die stünden auf der Straße und redeten miteinander. Das sei der Eigelstein von früher, so Ruth-Lucia Wennemar und verweist auf Fehlentwicklungen der vergangenen Jahre. „Es ist nämlich nicht Folklore, wenn Frauen in der Straßenprostitution ausgebeutet werden."

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